Der Kuss des schwarzen Falters: Erotischer Roman (German Edition)
der Lampe in der Mitte der Diele blieb er stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute sich aufmerksam um. Durch die offen stehenden Türen konnte er ins Wohnzimmer, in die Küche und in ihr Atelier sehen. Er schürzte verächtlich die Lippen und richtete seinen Blick auf Xenia, die ihm unverwandt in die Augen sah.
»Na ja«, sagte er in jenem überheblichen Tonfall, den sie unverständlicherweise einmal erotisch gefunden hatte. »Kein Wunder, dass du hier wieder raus willst.«
Sie wollte ihm sagen, dass sie froh um jeden Tag war, den sie hier bleiben konnte. Doch dann wurde ihr klar, dass er ihr ohnehin nicht glauben würde, weil jemand wie er sich nicht vorstellen konnte, dass irgendein Mensch dieses bescheidene Häuschen seiner protzigen Villa vorzog.
Also presste sie die Lippen aufeinander und ging voraus in die Küche. Dort war die Tür zum Garten, durch die sie notfalls fliehen, und durch die Gabriel ins Haus kommen konnte. Und es gab dort Messer, mit denen sie sich wehren konnte.
»Möchtest du etwas trinken? Ein Glas Wein vielleicht?« Sie deutete auf die alten Holzstühle am Tisch, die so gar nichts mit den Designerstühlen in Markus’ Esszimmer gemeinsam hatten.
»Nicht nötig«, lehnte er achselzuckend ab. »Ich schlage vor, wir fahren gleich los. Das hier«, mit einer weit ausholenden Handbewegung umfasste er die Küche und den Rest des Hauses, »deprimiert mich.«
»Mich nicht.« Sie holte ein Glas aus dem Schrank und schenkte sich etwas Wein ein.
Er zuckte mit den Schultern. »Hast du schon gepackt? Falls du hier etwas hast, das es wert ist, mitgenommen zu werden.«
Erst musste sie sich räuspern, dann sagte sie ihm die Worte laut und klar, die sie ihm zu sagen hatte: »Es war nie die Rede davon, dass ich zu dir zurückkehre, Markus. Wir wollten miteinander reden. Die Sache klären.«
»Welche Sache?« Er schaute sie so überrascht an, dass sie ihm seine Ahnungslosigkeit für einen Moment abkaufte. Doch plötzlich veränderte sich seine Miene, er machte einen Schritt auf sie zu und packte sie am Oberarm.
»Es gibt nichts zu reden, meine Süße«, zischte er ihr ins Ohr. Er legte die Finger um ihr Kinn und drehte mit einem Ruck ihren Kopf so, dass sie ihm aus nächster Nähe ins Gesicht sehen musste. »Du hast mich im Club lächerlich gemacht. Also wirst du noch einmal mit mir dorthin gehen und die Sache wieder in Ordnung bringen.«
Kleine Spucketröpfchen regneten auf ihr Gesicht, aber sie sah ihm fest in die Augen. Auf keinen Fall durfte sie ihm ihre Angst zeigen, auch wenn ihr Herz so laut klopfte, dass sie dachte, er müsse es hören.
»Was meinst du mit ›in Ordnung bringen‹?« Sie musste Zeit gewinnen.
»Du wirst meinen Freunden im Club zeigen, dass du meine gehorsame Sklavin bist.« Als wollte er seine Worte unterstreichen, bohrte er seine Fingerspitzen tief in das Fleisch ihres Oberarms.
»Du tust mir weh!« Sie versuchte, sich seinem Griff zu entwinden, doch er dachte nicht daran, sie loszulassen.
»Ein bisschen Schmerz gehört dazu«, verkündete er hämisch. »Das wirst du schon noch zu schätzen lernen.«
Hinter sich hörte Xenia die Katzenklappe und im nächsten Moment Ruprechts Fauchen. Dieses Mal galt es eindeutig Markus. Der allerdings bemerkte den Kater nicht. Er schaute nur kurz auf, als das Metalltürchen schepperte, nahm aber offenbar an, der Wind habe das Geräusch verursacht, denn er wandte den Blick wieder ab.
Als ein Schatten an Xenias Gesicht vorbeihuschte und ein zarter Flügel ihre Wange streifte, hätte sie vor Erleichterung beinah aufgeschluchzt.
»Was ist das für ein ekliges Ding?« Auch Markus hatte den schwarzen Schmetterling bemerkt und schlug mit beiden Händen wild um sich. Er hasste Insekten jeder Art und ließ Xenia los, um den Falter zu vertreiben.
Sie zog sich zum Fenster zurück und beobachtete von dort aus Markus’ Verrenkungen, während sie gleichzeitig hinaus in den dunklen Garten sah. Endlich bemerkte sie unter dem Apfelbaum eine Bewegung. Angestrengt versuchte sie, Gabriels Weg durch die Dunkelheit zu verfolgen. Obwohl sie nicht glaubte, dass sie ihm die Tür öffnen musste, damit er ins Haus kam, wollte sie sich bereithalten.
Erst als sie bemerkte, dass Markus nach einer der Pfannen griff, die an der Stange über dem Herd hingen, wandte sie ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu. Offenbar hatte er vor, den Falter mit dem schweren Kochgeschirr zu erschlagen. Sie rannte zu ihm und riss ihm die Pfanne aus der Hand.
»Lass
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