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Der Kuss des Verfemten

Der Kuss des Verfemten

Titel: Der Kuss des Verfemten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Hastings
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Martin erneut an. Mit wüsten Hieben trieb er Gundram nun über den Platz. Doch noch während Gundram parierte, schlitzte er Martins Arm auf. Es war keine tiefe Wunde, doch Martin spürte seine Kraft erlahmen. Er sah das jubelnde Glühen in Gundrams dunklen Augen.
    Martin ließ seine Waffe kreisen, links herum, rechts herum, verwirrte Gundram und schlug kurz, aber heftig mit der Breitseite gegen Gundrams Schwert kurz vor dem Heft. Die Kraft von Gundrams Hand reichte nicht aus, die Waffe zu halten. Sein Schwert wirbelte durch die Luft. Gundram blickte ihr mit Entsetzen nach. Gleich darauf richteten sich seine Augen auf Martin. Mit verzerrtem Gesicht packte dieser sein Schwert mit beiden Händen, die Spitze auf Gundram gerichtet. Er wirbelte um seine eigene Achse, während er mit der Schwertspitze Gundrams Kehle aufschlitzte. Das Blut spritzte wie ein Kometenschweif hinter dem Schwert her. Gundram röchelte, seine Augen weiteten sich noch mehr und blickten dem Tod ins Gesicht. Doch Martin hatte seinen abgrundtiefen Zorn noch nicht besänftigt. Es war kein coup de grace. Es war die Blutlust des Jägers, der den Tod roch. In diesen letzten Stoß legte er sein ganzes Selbst. »Und das ist für Konstanze!«, schrie er und stieß das Schwert nach vorn. Das kalte Metall fraß sich durch die Rüstung, durch Leder, Stoff und Fleisch.
    Gundram starrte auf das Heft vor seiner Brust, und seine Hände bewegten sich nach vorn, um das Schwert aus seinem Körper zu zerren. Doch seine Beine knickten ein. Mit einem gurgelnden Laut sackte er zusammen. Sein erstaunter Blick ging hinauf in die Unendlichkeit, bevor er brach.
    Für einen Augenblick herrschte Totenstille. Alle Zuschauer standen erstarrt vor Schreck. Langsam drehte Martin sich um und suchte Isabellas Augen. Kein Triumph zeigte sich auf seinem Gesicht, kein Lächeln, keine Freude. Sein Gesicht war blass, mit wankenden Schritten bewegte er sich auf Isabella zu.
    »Martin!« Ihre ganze Angst, Verzweiflung und Erleichterung lag in diesem Schrei. Sie lief in die Arena und konnte Martin gerade noch halten, bevor er das Bewusstsein verlor.

Fünfzehntes Kapitel
    Mit demütig gesenktem Haupt kniete Martin vor dem Herzog. Im Prunksaal herrschte feierliche Stille, obwohl er gedrängt voll Menschen war. Der Herzog erhob sich und ließ seinen Blick über die Versammelten schweifen. Dann senkte er seine Augen auf Martin.
    »Ritter Martin von Treytnar! Gott hat entschieden, und ich beuge mich seinem Urteil. Ich erkläre Euch hiermit frei von aller Schuld, die den Vorwurf betreffen, Ihr hättet Hand an unseren Kaiser Friedrich gelegt. Ebenso erkläre ich Euch frei von allen anderen Anklagen. Ich setze all Eure Rechte in Kraft. Eure Ehre sei wiederhergestellt. Und zur Bekräftigung werde ich die Mannschaft wiederholen, dass es alle Augen bezeugen können.«
    Er trat von seiner Empore herunter und streckte Martin seine Hände entgegen. Martin legte seine Hände in die des Herzogs, die sie umschlossen. »Hiermit übergebe ich Euch wieder Euer Lehen mit der Burg, den dazugehörigen Ländereien von sechsundvierzig Hufen Größe, dazu sieben Dörfer und Wälder zur Jagd. Euer Dienst als mein Vasall besteht im Kriegsdienst zu Pferd, vollgerüstet, mit all Euren eigenen Vasallen vom Stande eines Ritters. Euer Platz ist im Rat der einundzwanzig weisen Ritter, die mir in Kriegszeiten mit ihrem Schwert, in Friedenszeiten mit ihrem Rat zur Seite stehen.«
    Der Herzog löste seine Hände von Martins Händen und winkte dem Bischof. Der trat feierlich näher, ein kleines Kästchen in der Hand.
    »Schwört nun Eure Treue auf diese heilige Reliquie, einen Splitter Holz vom Kreuz Christi.«
    Martin erhob sich und legte seine Hand auf das Kästchen, das ihm der Bischof entgegenhielt.
    »Im Angesicht Gottes und auf diese heilige Reliquie schwöre ich Euch, mein Herzog und Lehnsherr, Treue bis in den Tod!«
    Ein seltsames Gefühl erfasste ihn bei diesen Worten. Er war am Ende seines leidensvollen Weges angelangt. Seine Augen richteten sich zur Decke des Prunksaales, aber sein Blick galt einem Höheren. Es gab doch noch Gerechtigkeit auf Gottes Erden, und Martin wollte all seine Kraft dafür einsetzen, diese Gerechtigkeit unter den Menschen durchzusetzen. Nie wieder sollte ein Tyrann seine blutige Spur im Land hinterlassen. Und nie wieder sollten Menschen nur aus Mordlust sterben.
    Der Herzog nickte zustimmend und stieg zurück auf die Empore. Doch er setzte sich nicht wieder auf seinen Thron, sondern drehte

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