Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Stämmen und der Erde eindeutig im Vorteil. Also schien es unbedingt notwendig, den Stämmen den Gral wieder abzunehmen. Ihrer Ansicht nach war der Windschlüssel von geringerer Bedeutung, denn Jordan war sich nicht einmal sicher, ob der Besitz aller Schlüssel notwendig war, um den Stab mit dem Gral zu vereinigen.
Sie warf einen Blick aus dem Bullauge. Die Hurrikane waren offenbar noch nicht schwächer geworden. Wenn sie nicht nachließen, konnte Vivianne Jordan vielleicht überzeugen, auf dem Sturmplaneten erst später nach dem Windschlüssel zu suchen.
Sie drückte den Knopf der Gegensprechanlage. »Jordan, wo bist du gerade?«
»Im Maschinenraum.«
Das sagte ihr genug. Er war an den einzigen Ort der Draco gegangen, den sie auf keinen Fall mehr betreten wollte. Verdammter Kerl.
Aber sie hatte es allmählich satt, ihre Gefühle zu verbergen. Sie wollte nicht mehr so tun, als hätte sie nicht eine einzige kokette Zelle in ihrem Körper. Sie hatte einen Plan, und Jordan würde sie nicht aufhalten können.
15
Kein Mensch verdient es, für seine Gedanken bestraft zu werden .
König Arthur Pendragon
»Warum gehst du mir aus dem Weg?«, fragte Vivianne, als sie den Maschinenraum betrat, in dessen Enge der Duft ihrer Seife auf Jordan zutrieb. Er stand an einer der Maschinen, drehte sich um und sah sie an – und seine Hormone spielten sofort verrückt. Sie hatte die Bluse weit aufgeknöpft, und mit ihrem wippenden Pferdeschwanz erschien sie ihm eher wie eine Studentin und weniger wie ein geschäftsführendes Mitglied der Vesta Corporation – bis er ihre aufgewühlten grünen Augen sah.
Er hatte das Hemd ausgezogen und es unter seinem Kopf zusammengeknüllt. Offenbar hatte sie nicht erwartet, ihn ohne Hemd zu sehen. In ihrer Halsschlagader klopfte es etwas schneller, dann zwang sie sich, den Blick zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen.
Er machte sich nicht die Mühe, ihre anklagenden Worte zu verneinen. Die Nacht hatte er auf dem harten Boden verbracht und sich hin und her geworfen, während er versucht hatte, nicht daran zu denken, wie sie zur gleichen Zeit in der Kabine schlief und ihr kastanienbraunes Haar ausgebreitet auf dem Kissen lag. Und ihre sanfte und seidige Haut …
Aber er war fest entschlossen gewesen, nicht zu ihr zu gehen. Zu viele Jahrhunderte hatte er damit verbracht, den Gral zu suchen und mit dem Stab zu vereinigen. Nun, da er allmählich ans Ziel kam, waren fleischliche Ablenkungen das Letzte, was er brauchte. Oder, schlimmer noch, emotionale, die sein Urteilsvermögen beeinflussten.
Er hatte sich gesagt, dass er auch auf Knox gewartet hätte, wenn sie und nicht Vivianne es gewesen wäre, die sie auf der Flucht zur Draco aufgehalten hatte. Aber wäre er dann genauso hektisch gewesen?
Es war so schwer, klar zu denken, während all sein Blut nach unten schoss. Jordan drehte sich zur Seite und sah sie an. »Der Stab will wieder Unheil anrichten. Hast du es auch schon bemerkt?«
»Allerdings.«
»Ich wünschte, wir wüssten, was ihn dazu treibt.«
Sie errötete. »Ich habe eine Ahnung.«
»Wirklich?« Er rollte erneut auf den Rücken und verschränkte die Finger hinter dem Kopf.
»Anstatt es zuzulassen, dass uns der Stab beherrscht, sollten wir allmählich selbst die Kontrolle über die Situation ergreifen.«
Es war ganz typisch für Vivianne, dass sie die Lust als eine Sache der Kontrolle betrachtete. Er vermutete, dass es ihr Angst machte, dem Verlangen nachzugeben – insbesondere aufgrund ihrer Lebensgeschichte. Sie hatte als junges Mädchen die Eltern verloren und war in einem System aufgewachsen, mit dem viele junge Menschen nicht zurechtkamen. Dann hatte sie die fehlende Familie durch ein weltweites Imperium ersetzt. Aber jetzt war sie wieder allein. Und befand sich in einer Welt, die sie nicht verstand. Für Vivianne musste es ein Graus sein, von jemandem oder etwas abhängig zu sein.
Die Macht, die der Ehrwürdige Stab über sie ausübte, untergrub ihr Gefühl der Unabhängigkeit. Auch ihm gefiel diese Macht nicht. Sicher, der Sex mit ihr war ganz großartig, aber das waren auch die Schuldgefühle danach. Denn er fühlte sich schuldig, weil er etwas genossen hatte, das sie ihm nicht freiwillig gegeben hatte. Er fühlte sich ebenfalls schuldig, weil er Dinge über sie wusste, die sie ihm keineswegs verraten hatte. Und er fühlte sich schuldig, weil der Stab sie immer wieder zusammenführte, obwohl er Vivianne nichts geben konnte – nicht einmal Hoffnung.
Sein Blick
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