Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
Stämme bin?«
Sie sah den Schmerz in seinen Augen und hörte ihn auch in seiner Stimme. Er zog die Schultern hoch, als täte ihm ihr Mangel an Vertrauen weh. Doch während er sich versteifte, blieb seine Stimme ruhig und gelassen. »Die Mitglieder der Stämme können sich nicht in Drachen verwandeln.«
»Das sagst du .« Verzweiflung nagte an ihr. »Woher weiß ich denn, dass du nicht Arthur, die Schlüssel und dieses ganze Szenario erschaffen hast, bloß damit die Erde keine Möglichkeit erhält, den Gral an sich zu bringen?«
Seine Stimme wurde barsch und kalt. »Hast du vergessen, dass ich beinahe alle Systeme der Draco nur aus dem Grund entworfen habe, damit wir eine Chance haben, an den Gral heranzukommen?«
»Das habe ich nicht vergessen«, sagte sie so sanft und abwiegelnd wie möglich. »Aber welche bessere Möglichkeit gäbe es, die Erde zu Fall zu bringen, als zunächst unsere einzige Hoffnung zu unterstützen und dann für unser Scheitern zu sorgen?«
Er hob eine Braue. »Seitdem habe ich viele Gelegenheiten gehabt, den Stab an mich zu nehmen und euch irgendwo auszusetzen.«
Damit hätte er allerdings auch sich selbst ausgesetzt.
Sie zog die Beine an den Brustkorb. »Ich hätte irgendwann eine andere Möglichkeit gefunden, die Draco mit Energie zu versorgen.«
»Vielleicht, ja, aber dann wäre die Erde schon längst den Stämmen in die Hände gefallen.« Er seufzte. »Nichts, was ich sage, kann dich überzeugen. Aber denk einmal darüber nach – glaubst du nicht, es wäre mir möglich gewesen, die Draco so zu sabotieren, dass weder du noch meine Ingenieure die Erde jemals wiedersehen könnten, und zwar ohne mich selbst dabei in die Luft zu jagen?«
Bei seinen Fähigkeiten hätte er ein ganzes Dutzend Systeme lahmlegen können. Oder hatte er vielleicht ihr Urteilsvermögen lahmgelegt? Hatte er diese Erinnerungen irgendwie in ihren Kopf eingepflanzt, damit sie ihre Wahrnehmung beeinflussten?
Ihr Mangel an Vertrauen schmerzte ihn. Worte bedeuteten nicht so viel wie Taten. Schon mehrfach hatte ihr Jordan das Leben gerettet. Er hatte auch das Schiff vor Schaden bewahrt, und sie spürte, dass – wenn sie ihm jetzt nicht ihr Vertrauen schenkte – es damit gleichbedeutend wäre, alle Beziehungen zu ihm abzubrechen.
Sie sorgte sich mehr um ihn, als ihr lieb war. Sie wollte keine spitzen Bemerkungen mit ihm austauschen. Sie wollte auch nicht hinterfragen, warum sie sich in ihn verliebt hatte, obwohl ihnen keine gemeinsame Zukunft bevorstand. Sie wollte ihm gar nicht vertrauen. Aber tief in ihrem Herzen tat sie es bereits. Möglicherweise hatte sie es schon immer getan – auch nachdem sie erfahren hatte, dass er sie in seinem Bewerbungsschreiben angeschwindelt hatte, hatte sie ihm weiter instinktiv vertraut.
Sie hob den Kopf und sah ihm geradewegs in die Augen. »Ich habe Erinnerungen von dir – Erinnerungen, die du nicht mit mir geteilt hast.« Sie schluckte schwer. »Lange habe ich geglaubt, du würdest mir falsche Erinnerungen einpflanzen, damit ich an dich glaube.«
»Das würde ich niemals tun.« In seinen Augen leuchtete ein Licht, das sie nie zuvor bei ihm gesehen hatte. Es war strahlend, glänzend und von einer Wärme erfüllt, die sie quer durch die Höhle spürte. »Mir ist dasselbe passiert. Ich habe Erinnerungen daran, wie du eine Kette gekauft hast als ein Geburtstagsgeschenk für deine Mutter.«
Vi keuchte auf. Er sagte die Wahrheit. Noch nie zuvor hatte sie jemandem die schmerzhafte Geschichte dieser Halskette erzählt. Und wenn er einige ihrer eigenen Erinnerungen besaß, dann bedeutete dies doch, dass sie nicht den Verstand verloren haben konnte – und auch nicht ihr Urteilsvermögen. Ein drückendes Gewicht löste sich von ihrer Brust. »Warum teilen wir diese Erinnerungen? Ist der Stab dafür verantwortlich?«
»Eigentlich hatte ich vermutet, dass die Erinnerungen mit dem Liebesakt verbunden sind«, gab er zu. »Aber einmal sind sie gekommen, als wir nichts … dergleichen getan haben.«
»Ich habe dich als Kind gesehen. Du wolltest einen Aufenthalt in einem besonderen Trainingslager gewinnen. Aber dann hast du absichtlich verloren, damit dein Freund den Preis bekam.«
»Das hatte ich ganz vergessen.« Jordan lächelte leicht vor sich hin. »Sein Vater hatte ihn noch nie bei einem Wettkampf gesehen. Er war immer zu sehr mit seinem Beruf beschäftigt gewesen.«
»Und du hast verloren, damit sein Vater zusehen konnte, wie er gewinnt?« Sie beugte sich zu ihm vor und küsste
Weitere Kostenlose Bücher