Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
seine DNS reagiert. Und jetzt hat er eine gleichartige Herausforderung nur für mich geschaffen.«
»Wie hat er das gemacht?«
Jordan schluckte schwer. »Er weiß, was ich am meisten fürchte.«
»Und was ist das?«
Er hörte das Rascheln ihrer Kleidung, als sie sich vorwärts zog, und ihm wurde leichter ums Herz. Als er sie schließlich sehen konnte, der Göttin sei Dank, musste er sich an der Felswand festhalten, um nicht zu sehr zu zittern. »Du hast es fast geschafft. Nur noch ein kleines Stück.«
Obwohl er sich immer gesagt hatte, dass Vivianne Blackstone ihm gleichgültig war, hatte er jetzt die Kontrolle über sich verloren. Die Angst um sie hatte ihn so sehr gepackt, dass sie ihn tatsächlich geschwächt hatte.
Schlimmer noch, er konnte nicht mehr leugnen, wie viel sie ihm bedeutete. Der Grund dafür war aber nicht nur die große Leidenschaft. Oder ihre Tapferkeit. Oder ihre Klugheit. Vielmehr war es Viviannes Geist, der ganz genauso stark wie sein eigener war und in ihm den Wunsch hervorrief, sie in die Arme zu nehmen und ihr und ihm zu versichern, dass alles gut werden würde.
Rasch hatte sie die letzten Meter zurückgelegt, und am Ende zerrte er sie durch die Öffnung. Er drückte sie eng an sich, küsste ihr schmutziges, tränenfeuchtes Gesicht und erkannte, wie viel Angst sie gehabt haben musste. Aber sie hatte durchgehalten.
Er hielt sie bei den zitternden Schultern und sah ihr zärtlich in die Augen. »Du hast es geschafft. Du bist wirklich gut.«
Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter und zitterte. »Ich dachte schon, ich würde da drinnen sterben.«
»Du warst sehr tapfer.«
»Ich war außer mir vor Angst. Wenn du mir nicht gut zugeredet hättest …« Sie drückte ihn so fest, dass es den Lauf seines Blutes unterbrach. »Aber wir müssen hinterher wieder nach draußen kriechen.«
»Daran solltest du jetzt noch nicht denken.« Er schob ihr die Haare aus der Stirn und wünschte, er könnte seine Nerven genauso leicht wieder in Ordnung bringen. Er nahm sie bei der Hand und führte sie zu dem Schlüssel hinüber. »Hier ist er.«
Ein Lächeln erhellte ihr Gesicht. Sie legte die Hand gegen das Kraftfeld und berührte das Glas. »So nah und doch so fern.« Sie holte tief Luft, beruhigte sich und sah Jordan an. »Wie kommen wir an ihn heran?«
»Arthur hat gesagt, dazu bedarf es des Vertrauens«, rief er ihr in Erinnerung. »Jetzt ist es an der Zeit, dir mein Vertrauen zu schenken.«
»Das verstehe ich nicht.«
Mit einem Gefühl des Unbehagens im Bauch zeigte er auf einen flachen Felsblock, und sie setzten sich darauf. »Du musst wissen, dass ich noch kein erwachsener Mann, aber auch kein kleiner Junge mehr war, als die Stämme meine Welt zerstört haben. Ich befand mich in dem seltsamen Alter dazwischen. Ich besaß zwar schon große Kräfte, aber wenig Erfahrung und hatte niemanden, der mich angeleitet hätte.«
Sie nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und verschloss sie wieder. »Was hat das mit dem Schlüssel zu tun?«
»Auf Dominus hatten wir ein Ritual zur Aufnahme in die Gemeinschaft der Erwachsenen, wenn ein Mann fünfundzwanzig Jahre alt wurde. Ich war aber erst einundzwanzig, als die Stämme meine Welt vernichtet haben. Also wurde ich noch nicht als Erwachsener betrachtet. Das bedeutet, dass mir niemand etwas über die ganze rituelle Macht des Ehrwürdigen Stabes gesagt hat.«
»Du hast es also … selbst herausgefunden?«, vermutete sie.
Er nickte. »Aber ich habe es auf die harte Tour gelernt.« Er seufzte. »Ich habe immer gewusst, dass der Stab die Macht zum Drachenwandeln und zur Verwandlung in eine Eule verleiht, aber ich wusste nicht, was geschehen würde, wenn ich den Stab verliere. Ich dachte, ich würde sterben müssen.«
Neugier erfüllte ihren Blick. »Du hast mir erzählt, dass der Stammesführer Trendonis deinen Stab gestohlen hat, weswegen es dir und Arthur nicht gelungen ist, ihn mit dem Heiligen Gral zu vereinigen.« Sie runzelte die Stirn. »Aber du hast nie etwas darüber gesagt, was mit dir geschehen ist.«
»Da ich den Stab nicht mehr hatte, der mir die Energie zur Verwandlung geschenkt hat, konnte ich nur noch als Eule leben.« Er stand auf und lief umher: Feuer lag in seinem Blick. »Das ist auch der Grund, warum ich dich auf der Brücke allein lassen und den Stab ausklinken musste, als Arthurs Kuben unsere Energie abgesaugt hatten. Wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich gezwungen gewesen, wieder die Gestalt einer Eule anzunehmen.«
»Warum
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