Der Kuss des Zeitreisenden (German Edition)
gezögert, seine technischen Ratschläge anzunehmen, und sie würde auch nicht so dumm sein, seine neuen Kräfte im Kampf gegen die Stämme einzusetzen, aber sie wollte doch selbstständig bleiben.
Als sie die Rufe vor sich hörte, wechselte sie sogleich die Richtung und begab sich statt zu ihrem Quartier in Richtung Brücke. Nie zuvor hatte sie ein solches Brüllen und Johlen an Bord der Draco gehört, und vor Neugier rannte sie jetzt beinahe. Doch als sie die Brücke sehen konnte, kam sie schlitternd zum Halt.
Der Anblick war ihr so vertraut, dass sie grinsen musste. Während der Abwesenheit der Kapitäne hatte die Mannschaft einen Pingpongtisch auf die Brücke geschleppt.
Knox spielte mit schwingendem Pferdeschwanz gegen Darren. Aber gegen den Anblick des Terriers war das noch gar nichts: Der sprang immer wieder über das Netz und jagte den Ball. Die gesamte Mannschaft lachte und feuerte George an.
»Hol ihn«, ermunterte Knox den Hund.
George sprang glücklich über das Netz, drehte sich, und seine Schnauze verpasste den Ball knapp, bevor er zu Darren zurückflog.
»Hol ihn.« Darren schlug den Ball quer über den Tisch.
Beim Anblick von Georges komischen Mätzchen musste auch Vivianne lachen.
Als die Kapitäne erschienen, wurde das Spiel jedoch sofort eingestellt. Endlich gelang es George, den Ball zu fangen, dann sprang er vom Tisch und geradewegs in Viviannes Arme.
Sie warf einen Blick auf Jordan und begriff, warum das Spiel sofort beendet worden war. Jordan hatte eine drohende Haltung eingenommen, in seinen Augen loderte es – und außerdem hatte er die Lippen zusammengepresst.
Trotz seiner Reaktion konnte sie nichts Schlimmes in diesem Spiel erkennen. Die Mannschaft hatte eine Ablenkung nötig gehabt, und nun, da sie sich entspannt hatte, würde sie bestimmt besser arbeiten können.
Sie streichelte George. »Ich habe ja gar nicht gewusst, was du alles kannst.«
»Er ist einfach auf den Tisch gesprungen«, sagte Knox und sah zu Jordan hinüber, dessen Blick noch immer finster wirkte. »Sollen wir uns zum Abflug bereit machen?«
»Ja.«
»Wohin geht es denn?«, fragte Gray, der bereits zu seiner Konsole ging, während die anderen den Tisch zusammenklappten.
»Zur Erde«, verkündete Jordan und versetzte Vivianne damit einen Schock. Sie stellte ihm in Anwesenheit der anderen aber keine Fragen.
Allerdings gefiel ihr sein harter Blick nicht. Sie kannte diesen Blick schon, und ihr krampfte sich der Magen zusammen. Was mochte er vorhaben? Warum diese Änderung in ihren Plänen? Sie hatten sich doch eigentlich nach Pentar aufmachen und den Gral im Territorium der Stämme suchen sollen.
»Ich gehe in unsere Kabine und mache mich frisch«, erklärte sie und nahm George mit. Ihre Worte narrten Jordan nicht. Sie spürte, wie er ihr nachstarrte. Wenn er Maggies neue Berichte von der Erde hören wollte, musste er ihr folgen, und dann würde sie dafür sorgen, dass sie ein Gespräch unter vier Augen hatten.
Er mochte zwar irgendwelche neuen übermenschlichen Kräfte haben, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie all seine Entscheidungen ohne jede Erklärung hinnahm. Also ging sie zur Kabine.
Sie hatte den Bildschirm noch nicht eingeschaltet, als sie bereits spürte, wie sich die Draco in den Weltraum hob. Vivianne versuchte, George auf ihrem Schoß zu halten, aber er wollte spielen und ließ den Pingpongball in ihre Hand fallen.
»Hol.« Sie grinste und warf den Ball. Er rollte unters Bett. George kroch darunter und brachte ihn zu ihr zurück, wobei er mit seinem Stummelschwanz heftig wedelte. »Guter Junge.«
Vivianne öffnete einen Kanal des Hyperraumkommunikators und sprach in das Mikrofon: »Hallo, Maggie, bist du da?«
»Vivianne Blackstone?« Lucan Roarkes Stimme drang aus dem Lautsprecher, Vivianne erkannte sie sofort. Da er der Archäologe war, der herausgefunden hatte, dass König Arthur vom Mond Pendragon auf die Erde gekommen war, würde seine Einschätzung der Lage sehr wertvoll sein. Und da er mit Cael, der spirituellen Anführerin von Pendragon, verheiratet war, konnte er Nachrichten aus beiden Welten übermitteln.
»Lucan, ich bin so froh, dass du eine Hyperkom-Einheit besitzt«, erwiderte Vivianne. »Geht es Maggie gut?«
»Sehr gut sogar. Leider konnten wir kein Gerät zu Rion bringen, wie du uns aufgetragen hast.« Lucan machte eine Pause. »Es hat einige Komplikationen gegeben.«
»Die Stämme?«, vermutete sie, während sich ihr Puls beschleunigte.
Jordan trat ein, und
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