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Der Kuss

Der Kuss

Titel: Der Kuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kooky Rooster
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an, und eine ganze Weile war nichts weiter zu hören als Keuchen, Schmatzen und das Aneinander reiben von Körpern.
    Erst als der Scheinwerfer eines Autos, das in die Gasse einbog, einen Lichtkegel auf sie warf, lösten sie sich träge voneinander. Michael rechnete bereits damit, dass Lukas nun weglaufen oder ihn gegen die Hausmauer schleudern würde. Stattdessen blieb er dicht vor ihm stehen, musterte ihn liebevoll und tastete selbstvergessen über Michaels Schulter, Oberarm, Ellenbogen, befühlte seine Taille.
    „Ich will nicht darüber reden, warum ich küsse und was das bedeutet. Ich will nicht darüber reden oder nachdenken, ob ich schwul bin oder verliebt, ob wir zusammen sind oder nicht. Ich will es einfach – tun, verstehst du das?“, erklärte Lukas leise aber eindrücklich. Michaels Kopf schwirrte, zudem kämpfte er mit einer enormen Latte.
    „Heißt das, du weißt nicht, ob du schwul bist oder mich …
magst?“,
faselte Michael durcheinander.
    „Genau das ist es, was du nicht verstehst“, erklärte Lukas, schüttelte seufzend den Kopf und streichelte sanft über Michaels Wange. „Wozu musst du das wissen? Ist es – wichtig – ob ich schwul bin oder nicht? Und wenn ich dich küsse – klar liebe ich dich dann – aber das ist nicht das, was du wirklich wissen willst, oder? Du willst nicht wissen, ob ich dich
jetzt
liebe, sondern morgen, nächste Woche, in einem Jahr. Und du willst damit wissen, ob du der Einzige bist, für mich.“
    Michaels Herz polterte sich bis zu einem mittleren Amoklauf. Hatte Lukas eben behauptet, er würde ihn –
lieben
? Alles andere, das Lukas gesagt hatte, verblasste neben diesem einen Wort, rutschte daran ab, als wäre es mit Teflon beschichtet.
    „Du –
liebst
– mich?“ Michael war baff.
    Lukas starrte ihn erschrocken an. Ertappt! Seine Gesichtszüge entgleisten, und wäre es hell genug gewesen, vermutlich hätte man auch feststellen können, dass er erblasste, oder – im Gegenteil – errötete. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn wieder, versuchte es erneut, aber kein Ton kam heraus. Er machte einen schwankenden Schritt zurück und blickte gehetzt.
    Michael bekam Panik. Er kannte diese Reaktion. Er schüttelte bestürzt den Kopf und flüsterte flehend: „Nein, Lukas. Nein. Bitte nicht!“
    Er konnte sehen, wie sein Freund heftig nach Luft schnappte – er selbst kam mit dem Atmen kaum hinterher, so heftig galoppierte sein Herz. Er ballte seine Fäuste simultan mit dem Knoten, der in seinem Magen entstand. Lukas taumelte einen weiteren Schritt zurück, schichtete wieder die Handflächen über dem Scheitel, seine Mundwinkel zuckten, und seine glasigen Augen wurden immer größer.
    „Bitte bleib hier!“, flüsterte Michael eindringlich, als spräche er mit einem scheuen, guten Geist. Er merkte, wie seine Knie schwach wurden und die Hände zu zittern begannen.
    Dann tat er, was er seit seiner Kindheit nicht mehr getan hatte, und von dem er nie gedacht hätte, dass er es jemals wieder tun würde: Er faltete die Hände, fromm, führte sie an den Mund und küsste seine Zeigefinger. Dabei schloss er fest die Augen und schickte tausend Stoßgebete gen Himmel – obwohl er nicht gläubig war, sein Kreuz wie ein Pimmel an der kahlen Wand prangte und dauerhaft ejakulierte (oder vielleicht sogar genau deswegen).
    Plötzlich legte sich eine Hand schützend, warm, sanft und zärtlich, um Michaels Hinterkopf, und Lukas' muskulöser Arm zog ihn an der Taille zu sich. Michael öffnete gar nicht erst die Augen und tastete sich begeistert bis zu Lukas Rücken vor. Er vergrub sein Gesicht in der Halsmulde, stupste seine Nase unter Lukas' Ohr und schnupperte an ihm.
    Er spürte ein Kinn an seiner Wange, Atem über sein Haar blasen und eine Hand, die behutsam und gefühlvoll über seinen Rücken streichelte, währen die andere liebevoll seinen Nacken kraulte.
    Michael vergrub seine Finger in den Muskeln, die Lukas Rücken überzogen, krallte nach dessen Shirt und ballte die Fäuste fest um den Stoff, wollte seinen Freund nie wieder los lassen.
    „Scheiße!“, fluchte Lukas leise, schlang seine Arme fester um Michael und küsste seine Schläfe. „Verdammte Scheiße!“
     

Erogener Klassenkampf
     
    „Was soll das eigentlich darstellen?“, fragte Michaels Mutter und stand mit schief gestelltem Kopf und in die Hüften gestemmten Händen da, als betrachte sie ein avantgardistisches Werk in einer Galerie.
    „Einen
Jagdbomber“,
erklärte Michael beiläufig und

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