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Der lächelnde Henker

Der lächelnde Henker

Titel: Der lächelnde Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem auch sei, Suko und ich würden hinfahren und nachforschen, ob der Zeuge nun gelogen hatte oder nicht.
    Sir James machte sich noch einige Notizen, und als er das Gespräch beendet hatte, schob er mir den Zettel mit einem Lächeln auf den Lippen herüber.
    »Machen Sie was daraus, John und Suko! Mehr kann ich für Sie nicht tun.« Daß die Fahndung einen Erfolg gezeigt hatte, nahm er als einen persönlichen Sieg, den ich ihm auch gönnte.
    Ich nahm die Notizen an mich. »Sie hören wieder von uns, Sir.«
    »Hoffentlich. Von dem Henker will ich nichts mehr hören. Nur eine Erfolgsmeldung, daß Sie es geschafft haben.«
    Der gute Sir James hatte leicht reden. Ich war da ehrlich gesagt ein wenig skeptisch…
    ***
    »Ich habe keine Lust mehr«, sagte Anke Witte und schüttelte ihren Kopf, so daß die blonden Haare flogen.
    Heinz Ansion warf ein paar Äste zu Boden. Er kam von einer Sammlung zurück. Seine Parkajacke hatte er ausgezogen und trug nur noch die Cordhose und den blauen Pullover. »Wieso? Willst du verschwinden?«
    »Nein, davon habe ich nichts gesagt.« Anke ärgerte sich. »Daß ihr mir auch immer die Worte im Munde herumdreht. Ich will hier nicht mehr herumstehen und warten.«
    »Was dann? Das Feuer brennt noch nicht. Du kannst den Tee nicht kochen.«
    »Dazu habe ich auch keine Lust. Ich schaue mir mal das komische Schloß da an.«
    Heinz Ansion wunderte sich zwar für einen Moment, nickte jedoch und fragte: »Warum nicht?«
    Anke drehte sich um, steckte die Hände in die Parkataschen und ging auf eine dunkle Öffnung zu, die früher einmal von einer Tür verschlossen gehalten worden war.
    »Wenn du einen Geist siehst, sag ihm, daß er erst um Mitternacht spuken soll«, rief Heinz ihr noch nach.
    Das Mädchen drehte sich um. »Ich werde es ihm ausrichten.« Wenig später war sie verschwunden, und Heinz Ansion ging wieder seiner alten Tätigkeit nach.
    Anke aber betrat das Gemäuer. Das mit dem Geist hatte sie nur so dahin gesagt, um sich selbst Mut zu machen, der sie verließ, als sie sich von den alten Mauern eingeschlossen sah.
    Es war unheimlich im Innern des Schlosses.
    Sie hatte einen Saal betreten, jedenfalls war der Raum vor ihr ziemlich groß, allerdings leergeräumt, denn keine alten Möbelstücke standen mehr herum.
    Auf dem Boden lag eine dicke Schmutzschicht. Blätter, die vom Wind hereingeweht waren, klebten an ihr fest, und es knirschte, wenn Anke darüberschritt.
    Sie bekam eine Gänsehaut. Je weiter sie ging, um so düsterer wurde es. Zwar fiel noch das Tageslicht durch den Eingang, aber es verlor sich sehr bald in der Dunkelheit und wurde zu einem seltsamen Zwielicht, das alle Konturen unscharf werden ließ und die Umrisse der Innenmauern zu Schatten verwischte.
    Anke blieb stehen und schaute hoch. Sie sah einige Fenster im Gemäuer. Natürlich steckten keine Scheiben mehr in den viereckigen Öffnungen, durch die der Wind pfeifen konnte.
    Sie wandte sich nach rechts und sah einen Durchgang. Früher mußte dort mal eine Tür in eine andere Kammer geführt haben, jetzt war davon nichts mehr zu sehen, nur ein düsteres Loch gähnte dem jungen Mädchen entgegen.
    Über ihren Rücken kroch eine Gänsehaut. Sie hatte das Gefühl, als würden zahlreiche Spinnen mit ihren dünnen Beinen auf der Haut entlanglaufen. Obwohl sie sich fürchtete, besaß dieser Durchgang irgendwie eine magische Anziehungskraft auf sie.
    Dahinter sah sie nichts, nur die Dunkelheit, die sich wie ein Schatten ballte.
    Wie alle anderen besaß auch Anke eine Taschenlampe. Nur hatte sie die vergessen, und sie wollte nicht mehr zurücklaufen, um sie zu holen, sondern nur einen knappen Blick durch den offenen Gang werfen. Anke bewegte sich auf Zehenspitzen voran. Sie wußte selbst nicht, aus welchem Grunde sie so vorsichtig ging, hinter dem Durchgang lauerte sicherlich niemand, aber sie wollte es genau wissen. Auf einmal fühlte sie sich wie auf einer Entdeckungsreise.
    Dreck und Staub knirschten unter den Sohlen, die Blätter raschelten, und als sie das hastige Schlagen von Flügeln hörte, da stieß sie einen leisen Schrei des Erschreckens aus. Schnell schaute sie in die Höhe und sah nur einen Vogel, der im grauen Zwielicht eines offenen Fensters auf dem Rand hockte und sie durch seinen vorherigen Flug so erschreckt hatte. Danach lächelte sie und schüttelte über sich selbst den Kopf. Wesentlich mutiger passierte sie den Durchgang.
    Es war nicht stockfinster. Auch hier fiel noch Tageslicht durch kleine Fenster in den

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