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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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schützen würde, wenn sie den Auftrag ausführte.
    » Quantum satis «, sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
    Ann-Sofie Jensen ging in dem kleinen Zimmer, das sie gemietet und mit einem Bett und einem Spind – ausrangierte Militärbestände – eingerichtet hatte, auf und ab. Eine blauweiß karierte Tagesdecke, die sie bei derselben Gelegenheit gekauft hatte, war fest über die Matratze gespannt. Es gefiel ihr in diesem Raum, sie fühlte sich darin geborgen, und deswegen verbrachte sie hier auch sehr viel Zeit. Sie verließ das Zimmer nur, um ihre Arbeit als Nachtwächterin in der Fabrik zu verrichten und ihre Mission zu erfüllen: die Gewohnheiten der Schmierer auszuspähen und sie zu liquidieren.
    Den Job hatte sie nicht wegen des Geldes angenommen, sondern um einen klaren Kopf zu behalten. Sie war gerne allein, wusste aber aus Erfahrung, dass sich das Alleinsein von einem Freund in einen Feind verwandeln konnte. Es reichte, ein paar Mal in der Woche an der Fabrikpforte zu sitzen und Leute rein- und rauszulassen, um das Gefühl zu haben dazuzugehören und gesehen zu werden.
    Es hatte sie erstaunt, wie leicht es gewesen war, diese Arbeit zu bekommen. Niemand hatte ihre Geschichte, dass man mit dem Studiendarlehen nicht weit komme, in Frage gestellt. Offenbar hatte niemand ihre Angaben überprüft. Sie hatte eine Uniform, einen Ausweis und einen Schlüsselbund bekommen.
    Langsam kühlte sich die warme Haut ab, und sie zog ein weißes T-Shirt über den Kopf.
    Die Spindtür war nur angelehnt. Den großen Koffer mit dem Scharfschützengewehr hatte sie herausgehoben und auf den Boden gestellt. Sie öffnete den Koffer. Langsam strich sie mit den Fingerspitzen über die Waffe und sah sie fast verliebt an. Sie ließ die Finger einige Male über den Stahl gleiten, über den Kolben und über den Lauf. Es duftete ganz leicht nach Waffenfett. Sie wollte die Waffe so gerne aus dem Koffer nehmen, sie befühlen, beherrschte sich aber.
    »Heute darfst du ausruhen«, sagte sie und klappte den Koffer vorsichtig zu. Das Schloss schnappte ein. Sie stellte den Koffer in den Schrank und schloss die Tür ab.
    Ihre Glock hatte sie aufs Bett gelegt. Sie war bereit.
    Die Windjacke in derselben matten, dunklen Farbe wie die Hose hing an einem Haken an der Tür. Sie nahm sie herunter, zog sie an und steckte die Waffe in eine Innentasche.
    Sie spürte sie kaum.
    Jetzt ist es an der Zeit, dachte sie und spürte das vertraute Gefühl der Erwartung und der Aufregung, aber auch das Gefühl, irgendwohin unterwegs zu sein, fast wie Reisefieber.
    Er liebte diese Zeit zwischen vier und fünf Uhr morgens. Die Zäsur zwischen Wachsein und Schlaf. Seltsame Dinge geschahen, und andere Regeln schienen zu gelten, wenn die Stadt tief schlief. Tiere, von denen viele glaubten, sie könnten in einer Stadt nicht existieren, spazierten manchmal unbekümmert über die nächtlichen Straßen. Füchse, Rehe und Dachse hatte er schon gesehen. Andere, die manche sicher auch als Tiere bezeichnet hätten, aber zweibeinige, nutzten diese fast nicht existierende Zeit effektiv. Parkscheinautomaten wurden geleert, Garagen aufgebrochen und Fahrräder verschwanden von den Ständern.
    Aber meist war es einfach nur still, ganz still, und die Stille war Akazias Verbündete.
    Manchmal beobachtete er stundenlang einen Rangierbahnhof, um sich sicher sein zu können, dass die Luft rein war. Er konnte ganz still dasitzen. Jede noch so kleine Bewegung wurde sichtbar, wenn alles schlief, und nachdem der Uhrzeiger die Vier passiert hatte, machte er sich meist ans Werk. Mit raschen Schritten auf den Rangierbahnhof, runter mit dem Rucksack und raus mit den Farben. Das Bild entstand in rasender Geschwindigkeit auf der Außenseite des Waggons. Viele Nächte hatte er gewartet, um rasch während des Übergangs zwischen Wachen und Schlafen zuzuschlagen. Das war seine Zeit, Akazias Zeit. Heute Nacht würde er es ihnen zeigen. Verdammt, das würde er.
    Das Handy surrte. Die Vibration wurde vom Nachttisch verstärkt, und das Geräusch wirkte lauter, als es in Wirklichkeit war. Ulf Holtz fuhr aus dem Schlaf und griff nach dem Telefon, das kurz davorstand, vom Nachttisch zu rutschen. Er drückte auf die erstbeste Taste. Hatte er den Wecker des Handys gestellt? Er starrte das Gerät an. Es dauerte eine Weile, bis er begriff, dass das grüne Symbol leuchtete.
    »Hallo?«
    Der Empfang war schlecht.
    »Hallo?«, hörte er. »Bist du das, Holtz?«
    »Ja, wer ist da?«, fragte Holtz. Die Nummer auf dem

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