Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
jemanden bitten, bei Ihnen vorbeizuschauen? Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein, ich will niemanden hierhaben.«
Sie flüsterte, fauchte fast, führte Holtz dann aber ins Wohnzimmer.
Der Fernseher lief. Ein Programm über Jugendliche. Die meisten trugen Kopfbedeckungen, Basecaps oder Palästinensertücher. Ein Fest schien in Gang zu sein. Einige lagen in Mänteln auf einem Sofa.
Sie schaltete den Fernseher aus und setzte sich wortlos aufs Sofa.
Holtz blieb unschlüssig stehen. Er war ratlos. Dann holte er tief Luft und stellte seine Frage.
»Wie bitte?«
Sie sah ihn verständnislos an.
Er wiederholte die Frage.
Jenny Svenssons Mutter starrte ihn an, als hätte sie seine Worte nicht verstanden, als spräche er eine Fremdsprache. Dann veränderte sich ihre Miene. Er konnte förmlich sehen, wie ihre Gedanken sie einholten und sie plötzlich begriff.
»Ja … die Graffitimaler haben ja aus irgendeinem Grund immer Namen, die mit Z beginnen. Zopp, Zipp und Zack und so. Ich erinnere mich nicht so genau. Aber ich habe dem Beamten, der hier war, erzählt, dass sie immer ihre Bilder fotografiert hat«, sagte sie.
»War denn Jenny auch Graffitimalerin?«
»Nein, nein, sie hätte so etwas Verbotenes nie gemacht. Sie hat nur fotografiert. Ich glaube, sie ist diesen Leuten auch nie begegnet. Die sind ziemlich lichtscheu, oder?«, sagte sie nachdenklich, als hätte die Konzentration ihre Sinne geschärft.
»Und warum hat sie das gemacht? Warum hat sie die Graffiti fotografiert?«
»Sie hat im Gymnasium damit angefangen. Sie hatte den künstlerischen Zweig gewählt. Das war ihre Examensarbeit. Obwohl, auf dem Gymnasium spricht man wohl noch nicht von Examensarbeit, oder?«
Holtz nickte und rieb sich die Bartstoppeln.
»Sind Sie sich sicher, dass ich nicht doch jemanden verständigen soll? Sie könnten sicher etwas Gesellschaft gebrauchen.«
Sie schüttelte nur den Kopf.
»Haben Sie diese Examensarbeit noch, oder wissen Sie, wer sie hat? Sie bekommen sie auch umgehend zurück«, sagte er freundlich.
»Warten Sie«, sagte Jennys Mutter. Sie erhob sich schwerfällig und verließ das Zimmer. Nach einigen Minuten stand sie wieder in der Diele.
»Sie hat ja nicht mehr hier gewohnt, aber sie hatte noch ziemlich viele Sachen in ihrem alten Zimmer. Sie war sehr ordentlich. Die Arbeit stand ordentlich im Bücherregal neben den anderen Unterlagen, die sie aus ihrer Schulzeit aufgehoben hat.« Sie reichte Holtz eine dicke, rote Plastikmappe, die von einem schwarzen Gummiband zusammengehalten wurde. »Ich glaube, das hier ist die Arbeit.«
»Ich verspreche, dass Sie sie zurückbekommen«, sagte Holtz und verabschiedete sich von ihr.
Er durchquerte die Stadt in nördlicher Richtung.
Der Freitag ging in den Samstag über.
Die Mappe enthielt Fotos, Notizen und Zeitungsausschnitte. Auf den Fotos waren bunte Graffiti an Zügen, Hauswänden, Mauern und Umspannwerken zu sehen. Holtz fand anfangs, dass sich die Bilder alle glichen, aber dann dämmerte ihm, dass sie von unterschiedlichen Leuten gemalt worden sein mussten.
Fast alle Bilder waren seitlich mit einem Namen verziert oder stellten einen Namen dar, obwohl dieser nicht immer leicht zu entziffern war. Genau wie Jenny Svenssons Mutter gesagt hatte, war der Buchstabe Z überrepräsentiert.
So muss es zusammenhängen, dachte Holtz und nahm einen neuen weißen Bogen aus dem Karton, den er in der Buchhandlung gekauft hatte. Eine Weile zog er farbige Linien und malte Kästchen, dann brühte er sich noch einen Tee auf.
Der alte stand immer noch unberührt auf der Spüle.
Während er den Teebeutel in dem heißen Wasser ziehen ließ, holte er sein Notizbuch. Die meisten seiner Kollegen machten sich nur noch Notizen am Computer, aber Holtz hatte immer ein Notizbuch als Ergänzung verwendet und so wollte er es weiterhin halten.
Nachdem er ein paar Minuten lang geblättert, die Teetasse fast ausgetrunken und ein paar weitere Worte auf das Blatt geschrieben hatte, saß er lange da und betrachtete die Skizze. Dann blätterte er die Mappe mit den Graffiti und Jennys Aufzeichnungen durch.
Da stieß er auf etwas. Eine Liste. Tags, throw up, oldschool, bomb. Ordentlich waren alle Ausdrücke aufgelistet und erklärt.
Das ist wie beim Kreuzworträtsel, hat man erst die Lösung, begreift man nicht, dass sie einem nicht direkt eingefallen ist, dachte er und tippte mit dem Finger auf das Wort »crew« fast zuoberst auf der Liste.
Der Zeiger näherte sich drei Uhr.
S iebzehn Seiten. Die
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