Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
man in fast ganz Europa kaufen. Ich glaube, die meisten Leute wissen nicht mal, dass es illegal ist, es in Schweden einzuführen.«
»Hast du dir die Dose näher angesehen?«
»Ja. Ich habe ein paar Fingerabdrücke gesichert, weiß aber noch nicht, von wem sie sind. Ich war gerade damit beschäftigt, als du mich gerufen hast«, sagte Levin.
Ulf Holtz fuhr mit dem Finger die Liste der beschlagnahmten Gegenstände entlang und las halblaut vor sich hin.
»Du hast Recht, fürchte ich«, sagte er, als er fertig war. »Nichts deutet darauf hin, dass wir einen Mörder hinter Gittern haben. Was sagt Ellen?«
»Sie hält sich bedeckt, aber um ehrlich zu sein, scheint sie nicht sonderlich überzeugt zu sein. Sie bezeichnet ihn als Amateur, glaube ich.«
»Amateur?«
Das Telefon klingelte in Holtz’ Zimmer.
»Bleib hier, ich gehe nur rasch dran«, sagte er und ging schnell in sein Büro hinüber.
Nach einer Viertelstunde beschlich Levin die Befürchtung, er könne sie vergessen haben. Sie ging zu seinem Büro und wollte gerade anklopfen, als er die Tür öffnete.
»Das war Knut Sahlén. Er wollte wissen, ob wir etwas Brauchbares gefunden haben. Ich habe geantwortet, vorläufig noch nicht.«
»Wie hat er darauf reagiert?«
»Er hat gesagt, dass er das auch nicht erwartet hätte. Anscheinend war Lukas Randers Geschäftsmodell nicht richtig durchdacht, um es einmal so auszudrücken. Aber gemordet hat er vermutlich nicht«, meinte Holtz.
»Und wie sah dieses Geschäftsmodell aus?«
»Begleite mich zum Kaffeeautomaten, dann erzähle ich es dir«, sagte Holtz.
Mit je einem Becher mit Kaffee beziehungsweise Tee in der Hand fuhren sie runter ins Erdgeschoss und setzten sich auf eine der abgerundeten Holzbänke an der Granitmauer vor dem Eingang.
Die Sonne wärmte sie. Es duftete nach blühenden Bäumen. Holtz nahm den Faden wieder auf.
»Laut Brandt, die recht viel aus ihm rausbekommen hat, bot er eine Graffitigarantie an, genauer gesagt eine Antigraffitigarantie. Für eine gewisse Geldsumme wollte er die Gebäude bewachen und eingreifen, wenn die Schmierer auftauchten.«
»Eingreifen?«
»Er wollte die Graffitimaler abschrecken, einen einfangen, ihm drohen und ihn so dazu bringen, das Gebäude in Frieden zu lassen.«
»Das ist doch nicht dein Ernst?« Pia Levin sah aus, als könnte sie das nicht glauben.
»Wie Ellen schon sagt: Ein Amateur.«
»Wie hat das funktioniert?«
»Gar nicht, natürlich. Beim ersten Versuch kam man ihm bereits auf die Spur. Die Schmierer haben ihn als einen von den Örnarna wiedererkannt, weil er aus irgendeinem Grund keine Maske getragen hat. Er war auch mit dem Tränengas offenbar nicht schnell genug. Es hat damit geendet, dass er eine Tracht Prügel bezog.«
»Was für ein Idiot«, sagte Pia Levin mit Nachdruck.
»Allerdings«, stimmte Holtz zu.
»Das erklärt auch, warum er sich so seltsam benommen hat, als die Kollegen sein Versteck stürmten. Er glaubte sicher, die Graffitimaler hätten ihn gefunden. Was sagt der Staatsanwalt?«
»Er denkt noch nach. Die ganze Geschichte wirkt so haarsträubend, dass sie vermutlich stimmt, und das weiß der Staatsanwalt auch«, sagte Holtz.
Zwei Tage später wurde Lukas Rander entlassen, er wurde zwar immer noch diverser kleinerer Straftaten beschuldigt, stand aber nicht mehr unter Mordverdacht. Die Polizei berief eine Pressekonferenz ein. Anders Sylén und der Polizeichef mussten auf die Frage antworten, warum Rander bei so vagen Verdachtsmomenten überhaupt in U-Haft genommen worden war. Sie redeten sich darauf hinaus, dass er nicht als dringend tatverdächtig festgenommen worden sei. Außerdem hätte ihn nicht die Polizei als Schuldigen bezeichnet, sondern die Presse habe zu rasche Schlüsse gezogen. Die restliche Pressekonferenz glitt ins Lächerliche ab. Die ständig wiederkehrende Antwort auf jede Frage lautete, dass man aus ermittlungstechnischen Gründen keine Auskunft geben könne. Außerdem gab man vor, nicht zu wissen, wo Lukas Rander sich im Augenblick aufhalte.
Da sämtliche Journalisten der Pressekonferenz beiwohnten, sah niemand einen Audi mit dunklen Scheiben aus der Tiefgarage des Präsidiums fahren. Die begehrteste Beute des Landes ging ihnen so durch die Lappen. Lukas Rander wurde fünfzig Kilometer aus der Stadt gefahren, dann war er ein freier Mann.
Drei Tage später tauchte er in der Sendung »Ansichten« im Fernsehen auf und hatte einiges über die Polizei und die Medien zu sagen. Die vierzigtausend Euro Honorar, die
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