Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
er für seinen Auftritt erhielt, kamen ihm sehr gelegen. Einige Tage danach saß er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen in einem Flieger in den Süden. Der bekannte Strafverteidiger, den er engagiert hatte, hatte ihm versprochen, ihm zu einer rekordverdächtig großen Schadensersatzsumme zu verhelfen, obwohl er nur eine Woche lang in Untersuchungshaft gesessen hatte.
Auch die Zeitungen würden Post bekommen. Mit etwas Glück würde man sich unter Androhung eines Prozesses auf eine ordentliche Entschädigung einigen, hatte der Anwalt grinsend gemeint.
Lukas Rander konnte sein Glück noch gar nicht fassen.
H ätte im Kalender nicht Juni gestanden, dann wäre Holtz davon überzeugt gewesen, dass der Herbst bereits Einzug gehalten habe. Der eisige Wind ging einem durch Mark und Bein.
Holtz war nicht für Herbstwetter gekleidet.
Einige Boote lagen immer noch an Land, und der Wind ließ die Schutzplanen flattern. Ein Segelboot, das in diesem Sommer sicher nicht mehr zu Wasser gelassen werden würde und in Anbetracht seines Zustands im nächsten wahrscheinlich auch nicht, kam zum Vorschein, als der Wind ein Tau losriss und die Persenning wie wild zu schlagen begann.
Die Absperrung war zwar aufgehoben worden, aber Holtz ging der Ort nicht aus dem Kopf. Er setzte sich auf den grasbewachsenen Hang und versuchte, sich den Mann vorzustellen, der mit einem Gewehr fest im Griff auf der Erde lag.
Er folgte dem Blick des Schützen zum Eingang des Tunnels in der Ferne. Wie hatte er wissen können, dass Peter Konstantino ausgerechnet dort zu diesem Zeitpunkt ein Graffito anbringen wollte?
Die Ermittlung war steckengeblieben, obwohl man alles aufgeboten hatte, um den dreifachen Mord aufzuklären. Die Freilassung von Lukas Rander hatte den Ermittlern die Energie geraubt. Ellen Brandt hatte gemeint, sie hätte sich wie nach einer Bergbesteigung gefühlt, bei der man auf dem Gipfel feststellt, dass es sich gar nicht um den Gipfel handelt, sondern dass dieser erst hinter dem nächsten Tal kommt. Sie sei schon in Nepal gewandert, wisse also, wovon sie spreche.
Die Ermittler befürchteten nicht nur, der Mörder könnte vielleicht für immer untergetaucht sein, sondern auch, dass er einen weiteren Mord verüben könnte. Sie hatten zwar sämtliche Leute auf der von den Örnarna zusammengestellten Liste der einflussreichsten Graffitimaler informiert, die zumindest theoretisch den gemeinsamen Nenner der Opfer darstellten, aber von diesen war niemand an Polizeischutz interessiert. Einige der Graffitimaler wurden zwar bewacht, aber alles andere als ausreichend. Bei den missmutigen Ermittlern regten sich Zweifel, ob die Liste wirklich die entscheidende Gemeinsamkeit bei den Morden war. Es hatte schon unwahrscheinlichere Zufälle gegeben, und deswegen war es nicht undenkbar, dass ein anderer Zusammenhang zwischen den drei Opfern bestand. Alle diesbezüglichen Ermittlungen hatten jedoch in Sackgassen geendet.
Lukas Rander hatte, nachdem er beim Verhör unter Druck gesetzt worden war, schließlich auch gestanden, dass er wusste, wer die drei waren, hatte aber weiterhin darauf beharrt, nichts mit den Morden zu tun zu haben. Außerdem besaß er ein Alibi. Er hatte einen Cousin im Süden des Landes besucht, als Jenny Svensson ermordet worden war. Mehrere Zeugen hatten das bestätigten können.
Zurück auf Start, dachte Holtz.
Die Ermittlungsakten waren inzwischen so umfangreich, dass sie sich kaum noch überblicken ließen, obwohl alles in der Datenbank »Mimers-Brunnen« systematisiert war. Deswegen hatte Adrian Stolt die operative Verantwortung für das Ermittlerteam übernommen, während Knut Sahlén die Arbeit der Datenerfassung, Katalogisierung, Logistik und Analyse leitete.
Sogar die Abendzeitungen schienen das Interesse verloren zu haben. Stattdessen konzentrierten sie sich auf einen Bestechungsskandal bei einer Behörde, die mit der Bewahrung des Kulturerbes befasst war. Promis, Handytests, Sextipps, Diäten und Warnungen vor tödlichen Krankheiten bestimmten wieder die Schlagzeilen.
Holtz erhob sich und umkreiste einige Male die Stelle, an der der Mörder gelegen hatte. Alles deutete darauf hin, dass sie es mit einem Profi zu tun hatten. Nirgends würde es eine Spur geben, das wusste er.
»Wie läuft’s?«
Holtz drehte sich um.
»Was?«
»Erinnern Sie sich nicht an mich? Wir haben uns unterhalten, als Sie hier waren und nach Spuren gesucht haben«, sagte der Mann.
Jetzt erkannte Holtz ihn.
»Sie haben doch
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