Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister
Staatsanwaltes im Bereitschaftsdienst und eines Pflichtverteidigers gelandet war, als man Rander an einem Samstagmorgen dem Haftrichter vorführte, verlief alles wie bei einer Wochenendfestnahme üblich. Da sich noch niemand in den Fall hatte einlesen können, wurde, wie von Mauritz Höög vorausgesehen, automatisch Randers Inhaftnahme angeordnet. »Sicherheitshalber«, hatte der Richter dem neuen und sich wundernden Gerichtsreferendar mit einem lakonischen Lächeln ins Ohr geflüstert. Da nur ein unbestimmter Tatverdacht vorlag, blieb den Ermittlern nur eine Woche, um Beweise zusammenzutragen, aber in Wirklichkeit hatten sie viel mehr Zeit, weil sich der Staatsanwalt ganz sicher war, dass Rander geliefert war. Sobald der Ermittlungsleiter dem Gericht auch nur die Andeutung eines Beweises vorlegte, wurde die Untersuchungshaft stets verlängert.
Im Laufe von weniger als 48 Stunden war Lukas Rander der Öffentlichkeit bekannt. Eventuelle Geheimnisse, die er gehütet haben mochte, waren für immer enthüllt. Alle, die im Laufe seines vierzigjährigen Lebens irgendwie mit ihm in Kontakt gekommen waren, entschieden sich aus unerklärlichen Gründen dafür, sich den Zeitungen anzuvertrauen.
Außerdem gab es eine beachtliche Anzahl von Leuten, die sich gerne über ihn äußerten, ohne ihm jemals begegnet zu sein.
Die meisten wussten zu berichten, dass er immer schon ein ziemlich komischer Kauz gewesen sei.
Während der folgenden drei Tage schien der Rest der Welt vollkommen in Vergessenheit zu geraten. Selbst die Presseagentur vergaß sich und schrieb über den Lebenslauf Lukas Randers, genannt »der Wächter«.
Am fünften Tag ebbte die Berichterstattung ab. Nur wenige neue Informationen drangen aus dem Untersuchungsgefängnis. Lukas Rander habe versucht, sich mittels seiner Unterhose selbst zu ersticken. Der Aufseher, der den Journalisten aus reinem Überdruss diese Geschichte aufgetischt hatte, musste sehr lachen, als er seinen Scherz als Schlagzeile auf dem ganzen Weg zur Arbeit lesen konnte.
S verker Godman schien nicht zu verstehen, was die Beamtin am anderen Ende wollte. Natürlich habe er in den letzten Tagen über Lukas Rander in der Zeitung gelesen, aber weiter gehe seine Bekanntschaft mit diesem Mann nicht.
»Ihr Name steht auf einer Liste von Aufträgen, die in seinem Besitz gefunden worden ist«, sagte sie.
»Aufträge? Davon weiß ich nichts.«
»Folgendes: Sie werden keiner Straftat verdächtigt, jedenfalls nicht, soweit ich weiß. Aber Ihr Name taucht in den Unterlagen von Lukas Rander auf, und deswegen bitte ich Sie, darüber nachzudenken, was das bedeuten könnte. Rufen Sie mich an, wenn Ihnen was eingefallen ist. Oder noch lieber, kommen Sie her und erzählen Sie es uns, bevor wir Sie holen müssen«, meinte Ellen Brandt.
Mit bekümmerter Miene legte Sverker Godman auf.
Er hatte über Jahrzehnte hinweg sein Unternehmen aufgebaut und war eine einflussreiche Persönlichkeit. Jedenfalls hielt er sich dafür, und seine Bundesgenossen der Odd Fellow Loge sahen das sicher genauso.
Godman schaltete die Lampen über dem Schreibtisch und an der Decke aus. Stromrechnungen sind zu reduzieren, lautete sein Motto. Seine langjährige Sekretärin blickte erstaunt auf, als er das Büro verließ, obwohl es erst zehn Uhr vormittags war. Er blieb in dem prächtigen Treppenhaus stehen und überlegte, wie er sich aus dieser prekären Situation herauswinden konnte.
Aus seiner Hosentasche zog er ein Taschentuch und begann, geistesabwesend das Messingschild mit der Aufschrift »Godmans Immobilienverwaltung« zu polieren.
Am besten bringe ich es gleich hinter mich, dachte er und bestellte sich per Handy ein Taxi, das auch wenige Minuten später eintraf.
»Zur Polizei«, sagte er, als er auf dem Rücksitz Platz nahm.
»Welche Polizei? Welches Revier?«, wollte der Taxifahrer wissen.
»Keine Ahnung. Egal, vermute ich.«
Sverker Godman war gar nicht auf die Idee gekommen, dass es verschiedene Möglichkeiten geben könnte. Zuletzt hatte er wegen einer ärgerlichen Geschichte anlässlich einiger gestohlener Äpfel mit der Polizei zu tun gehabt. Vor fünfzig Jahren.
»Anscheinend hat sich der gute Rander damit befasst, die Schmierer im Auge zu behalten«, sagte Adrian Stolt, als er sich mit Ulf Holtz traf, um zu besprechen, was das beschlagnahmte Material ergeben hatte.
Die Fingerabdrücke in der Wohnung der alten Dame stammten hauptsächlich von Lukas Rander, aber zur Freude der Ermittler tauchten auch zwei andere
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