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Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister

Titel: Der lächelnde Mörder - Gyllander, V: Der lächelnde Mörder - Somliga linor brister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Varg Gyllander
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Boden. Er überlegte, ob er das Pflänzlein liegenlassen oder in eine bereits vorbereitete Holzkiste umpflanzen sollte, konnte sich jedoch nicht entscheiden.
    Musik drang aus dem Haus. Er meinte, ein Geräusch zu hören, das nicht in die Melodie gehörte. Die Klingel? Holtz warf einen weiteren bekümmerten Blick auf die jämmerliche Kiefer und ging dann ins Haus, um nachzusehen. Es konnten doch wohl kaum die Mädchen sein? Er dachte an sie immer als Pärchen, obwohl sie nicht mehr so unzertrennlich waren wie noch in jüngeren Jahren. Nahid Ghadjar trug ein einfaches weißes Kleid und darüber eine dunkelgrüne Wolljacke, auf die ihr dunkles Haar offen herabfiel.
    »Störe ich?«
    »Öh, nein … Komm rein.«
    Holtz stolperte rückwärts in die Diele, um sie eintreten zu lassen.
    »Ich war zufällig in der Gegend und dachte …«
    »Zufällig in der Gegend?«
    »Na ja, zufällig ist vielleicht etwas übertrieben. Je nachdem, ob man zweimal Umsteigen mit dem Bus und eine Fahrt mit der U-Bahn als zufällig bezeichnen kann«, meinte sie und lächelte unsicher.
    Holtz wusste nicht recht, was er von dieser Antwort halten sollte.
    »Bist du allein? Ist Pia nicht bei dir, meine ich?«
    »Nein, ich bin allein«, erwiderte sie und ging ohne weitere Umstände an ihm vorbei ins Wohnzimmer.
    Dieses Mal versuchte sie gar nicht erst, sich die Schuhe auszuziehen.
    Holtz folgte ihr zögernd.
    »Was ist das für eine Baumart?« Sie deutete auf einen dunkel glasierten Blumentopf, der in majestätischer Einsamkeit auf einem Schränkchen aus hellem Birkenholz thronte. Der kleine Baum wurde von einem Halogenspot an der Decke angestrahlt.
    »Japanischer Ahorn«, sagte er.
    »Ist das ein Zwergbäumchen?«
    »Das ist ein Bonsai.«
    »Die sind kostbar, nicht wahr?«
    »Eigentlich nicht, nur mir sind sie lieb und teuer. Ich habe sie selbst gezüchtet und beschnitten«, erwiderte er.
    »Wie macht man das?«, fragte sie amüsiert und interessiert gleichzeitig.
    »Man beschneidet sowohl die Wurzeln als auch die Zweige. Und dann muss man den Baum auch noch bezwingen.«
    »Bezwingen?«
    »Mit Kupferdraht. Das ist das Einfachste. Aber … was führt dich eigentlich hierher?«
    »Also … ich frage mich, ob du mir vielleicht helfen könntest.«
    »Womit?«
    »Mit der DNA. Kannst du mir das vielleicht noch mal erklären?«, bat sie.
    »Hast du nicht gesagt, du wüsstest Bescheid?«
    »Das entsprach nicht ganz der Wahrheit.«
    »Du weißt, dass das nur ein Scherz war? Ich meine, das mit dem Abfragen?«, sagte Holtz.
    »Ja … Aber man sollte das trotzdem können, und es ist schwierig, ich habe das nicht richtig verstanden, obwohl ich Biologie studiert habe, und es würde mich freuen, wenn ich vor ihr brillieren könnte.«
    Holtz antwortete nicht. Er sah sie lange an.
    Nahid Ghadjar schien das Schweigen nichts auszumachen. Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Baum zu.
    »Ich mag Bäume auch«, sagte sie. »Aber unser Verhältnis zu ihnen hat auch etwas Trauriges.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn man sich vorstellt, dass man in wenigen Minuten einen Baum umsägen kann, der jahrzehntelang langsam, langsam gen Himmel gestrebt ist. Einen Jahresring nach dem anderen, jahraus, jahrein, und dann, ritsch, ratsch, sägt ihn jemand um. Tragisch.«
    »Wir gehen raus, da gibt es eine windgeschützte Ecke«, sagte Holtz.
    Sie setzten sich an den Holztisch, Holtz erhob sich aber sofort wieder und ging zurück ins Haus. Nahid Ghadjar sah ihm hinterher. Als er wieder nach draußen kam, hatte er ein großes weißes Blatt Papier in der einen und eine Dose mit Farbstiften in der anderen Hand.
    Er setzte sich, zog den Stuhl näher an sie heran und legte das Papier zwischen sie auf den Tisch. Dann strich er langsam eine unsichtbare Falte mit der Hand glatt.
    »DNA«, sagte er dann. »Desoxyribonukleinsäure ist die chemische Bezeichnung unserer Erbmasse, der Träger unserer Gene. Die DNA jedes Individuums zeichnet sich, eineiige Zwillinge einmal ausgenommen, durch ihre einmalige Genzusammensetzung aus. In jeder Zelle findet sich der Code, der genetische Code.«
    »Also das DNA-Profil?«, fragte Nahid Ghadjar.
    »Immer langsam. Dazu kommen wir noch.« Holtz begann, auf das Papier zu zeichnen. »Zweifellos handelt es sich bei der DNA-Analyse um den bedeutendsten kriminaltechnischen Fortschritt seit der vor über hundert Jahren begonnenen Sicherung von Fingerabdrücken. Wir benutzen diese Technik seit etwa zwanzig Jahren.«
    Holtz skizzierte und erzählte, langsam und

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