Der Lächler
und blieb ruhig.
Der Lächler war zufrieden.
Noch immer nahe der Hauswand ging er so weit vor, bis er die Tür erreicht hatte. Sie lag in einer Nische, war nur schwer zu sehen, und Onopko tauchte in diese Höhle ein.
Er war überrascht, wie leicht sich die Tür öffnen ließ. Er schlich in einen stockdunklen Flur, in dem er die Hand nicht vor Augen sehen konnte.
Er war nicht allein, er spürte die Menschen!
Der Killer war mit besonderen Sinnen ausgerüstet, und die brachten ihm den meisten Menschen gegenüber einen großen Vorteil. Er konnte sich darauf einstellen, um wenig später sein schauspielerisches Talent zu testen.
Er spielte den Angetrunkenen, tappte in den stinkenden Flur, und seine Hände streiften über den rauhen Putz der Wand hinweg auf der Suche nach einem Lichtschalter.
Licht erwischte ihn auch. Nur war es nicht der Schein einer Deckenleuchte, sondern die beiden Strahlen der Taschenlampen, die von Talins Leibwächter gehalten wurden.
Onopko tat überrascht. Er duckte sich sogar und riß schützend die Arme hoch.
»He, wen haben wir denn da?«
»Keine Ahnung«, sagte ein zweiter.
»Bleib nur so stehen, Scheißkerl!«
Onopko rührte sich nicht. Seine Trümpfe würde er später ausspielen, er wollte erst einmal abwarten und die anderen in Sicherheit wiegen. »Ja, ja, alles klar. Ich… ich… bin eine arme Sau. Wenn ihr Geld wollt, bei mir ist nichts zu holen.«
»Was wir wollen, werden wir dir schon sagen.« Er hörte am Klang der Stimme, daß zumindest einer der beiden auf ihn zukam, und er richtete sich darauf ein.
Zudem bewegte sich der Lampenstrahl im Takt der Schritte, er huschte mal an der Wand entlang, glitt auch über seinen Körper und traf ebenfalls seinen Kopf.
»Himmel!« Der Mann blieb stehen.
»Was ist denn?«
»Schau ihn dir mal an.«
»Wieso?«
»Komm schon her!«
Der zweite Kerl kam. Onopko hörte seine schleichenden Schritte. Dann hatte er seinen Kumpan erreicht, blieb stehen und staunte hörbar.
»Verflucht, da ist das Gesicht!«
»Nein, ein Kopf.«
»Was machen wir mit ihm?«
»Moment, warte.«
Onopko rechnete mit einer gewaltigen Auseinandersetzung. Bisher schützte er noch immer seinen Kopf, das änderte sich blitzartig, als er die Arme senkte, und zwar so schnell, daß er beide Männer damit überraschte. Zugleich hatte er sich auch gedreht und stand jetzt vor ihnen. Er schlug zu.
Mit der rechten Faust, die dem Kerl vorkommen mußte wie ein Stück Beton, erwischte er das Gesicht, und dieser Treffer zerschmetterte einiges darin. Nicht einmal einen leisen Schrei stieß der Mann aus.
Blutend sank er nahe der Flurwand zusammen und blieb liegen. Sein Kumpan griff nach der Waffe. Wieder war die Faust schneller. Diesmal hatte Onopko mit der Linken zugeschlagen. In ihr steckte der gleiche Dampf wie in der rechten, und die hatte die Schädelplatte des Mannes erwischt.
Vor den Füßen des Lächlers sank er zusammen. Er rührte sich nicht mehr, lag aber im Weg. Deshalb bückte sich der Killer, packte den Mann und legte ihn auf seinen Kumpan.
Zufrieden war er allerdings nicht. Er hatte möglichst unauffällig erscheinen wollen, jetzt lagen die beiden Männer zu seinen Füßen.
Wenn jemand zufällig das Haus betrat, würde er über sie stolpern. Er mußte sie wegschaffen.
Onopka nahm eine Taschenlampe in die Hand, die zweite steckte er in die rechte Manteltasche.
Dann begab er sich auf die Suche nach einem Kellereingang.
Er fand eine Tür und knirschte vor Wut mit den Zähnen. Nicht etwa weil sie verschlossen war, man hatte sie aus Eisen gebaut, das selbst er mit seinen Fäusten nicht aufbrechen konnte.
Um einen halben Erfolg zu erreichen, schleifte er die beiden Körper zumindest bis in die Nähe der Kellertür, wo sie nicht so schnell entdeckt werden konnten.
Halbwegs zufrieden ging er wieder ein Stück zurück. Vor der Treppe blieb er stehen.
Er wollte hinaufgehen, als er Stimmen hörte. Eine erkannte er sofort.
Talin hatte gesprochen. Die Stimme des anderen Mannes war ihm unbekannt, und der Sprecher schien auch nicht eben ein Freund des anderen zu sein.
Die Tür wurde zugeknallt.
Der Lächler hörte, daß jemand über die Treppe nach unten eilte.
Er hatte längst die Lampe gelöscht, suchte in der Nähe des Kellers Schutz und wartete ab, bis der Besucher durch den Flur ging und die Haustür öffnete.
Erst als sie zugefallen war, löste sich Onopko aus seinem Versteck. Jetzt konnte ihn keiner daran hindern, Talin zu besuchen…
***
Wladimir
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