Der Lächler
prellte es ihm aus der Hand. Der Grinser hatte blitzschnell reagiert. Das Gerät fiel mit einem scheppernden Geräusch zu Boden, und Goose schaffte es nicht mehr, sich danach zu bücken.
Eine Faust tauchte wie ein kantiger Stein vor seinem Gesicht auf, bevor sie hineinschmetterte und ihn zurückschleuderte. Er fiel mit dem Rücken gegen die seitliche Kante der Kiste, was sehr schmerzhaft war.
Die Welt war für ihn nicht mehr wie sonst. Er sah sie auch nicht mit klaren Augen, denn durch die grauen, beinahe schwarzen Nebel schob sich die Gestalt auf ihn zu. Er wurde gepackt, er wurde gedreht und blitzartig und routiniert in die richtige Position gebracht.
Daß ihm der Lächler das Genick brach, bekam Goose nicht mehr mit.
Seine Leiche stopfte der Killer in eine Lücke zwischen zwei Kisten, und das Lächeln in seinem Gesicht wurde noch breiter.
***
Warten und hoffen, damit hatten wir uns selbst Mut gemacht.
Gleichzeitig wünschte ich mir, daß unser Freund Wladimir Golenkow übertrieben hatte, aber den Gedanken konnte ich mir abschminken.
Wenn Wladimir anrief, brannte der Busch.
Suko war meiner Ansicht, als er meinte: »Wir können ja vieles hier in London gebrauchen und noch schlucken, nur keinen abgewrackten KGB-Killer, denke ich.«
»Wenn er das nur wäre…«
»Woran denkst du denn noch?«
»An sein verdammtes Gehirn. Es stammt nicht von einem Menschen, sondern von einem…«
Suko unterbrach mich. »Du akzeptierst also, daß der Killer das Gehirn eines Dämons hat?«
»Ja.«
Suko hob die Augenbrauen, was mich zwangsläufig zu einer nächsten Frage brachte. »Du etwa nicht?«
»So recht kann ich es nicht akzeptieren.« Er lächelte schief. »Kann Wladimir nicht übertrieben haben?«
»Warum?«
»Dieser Onopko stammt noch aus einer anderen Zeit.« Suko klopfte mit der Spitze seines rechten Zeigefingernagels auf seinen Schreibtisch.
»Und die andere Zeit ist vorbei. Aber in der anderen Zeit hat damals das Regime nicht akzeptiert, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die eben mit Logik nicht in einen Gleichklang zu bringen sind. Dämonen«, seine Stimme nahm einen spöttischen Klang an. »Was sind schon Dämonen? Oder was waren Dämonen? Eine Erfindung des Klassenfeindes, die sich auch nur auf den Klassenfeind gestürzt hat, aber nicht auf das andere System.«
Suko wartete auf meine Antwort, und er kriegte sie. »Ich glaube nicht, daß es dein Ernst ist. Wir beide wissen doch, was damals hinter den Kulissen gespielt wurde. Daß man mit den sogenannten unerklärlichen Dingen experimentiert hat, und daß viele Versuche am Gehirn eines Menschen unternommen worden sind. Man hat Köpfe auf andere Körper transplantiert, die Fotos der Hunde sind damals um die Welt gegangen, und ich denke, daß die Sowjets nur die Spitze des Eisbergs gezeigt haben. Tatsächlich aber sind sie auch den anderen Weg gegangen. Der Kampf gegen den Klassenfeind heiligte doch alle Mittel, auch unkonventionelle. Und einen Killer zu schaffen wie Onopko ist für sie sicherlich das Optimale gewesen. Die Zeit hat sie eingeholt und überrollt. Der Lächler wurde zu einer Altlast, die sie loswerden wollten, aber es nicht geschafft haben.«
Suko nickte. »Das ist deine Meinung?«
»Hundertprozentig.«
»Und was will Onopko?«
»Keine Ahnung.«
»Frei sein…?«
»Vor allen Dingen.«
»Und natürlich killen«, murmelte Suko. »Der Sohn tötet seine Väter, die sich zum damaligen Klassenfeind hin abgesetzt haben. Der Idealismus war nicht mehr vorhanden, der Klassenfeind wurde zum Freund, und diesem Freund war es letztendlich auch egal, was seine neuen Freunde einmal gedacht haben. Es zählte allein das Wissen. Man nahm den ehemaligen Feind mit offenen Armen auf und gab ihm Gelegenheit, seine Arbeit fortzuführen. Kann das stimmen?«
»Ich denke schon.«
»Zwei sind bei uns auf der Insel, die anderen befinden sich in den Staaten. Wobei ich mich frage, wer hier die eigentlichen Verbrecher und Menschenverächter sind? Onopko oder die Personen, die an seiner Erschaffung beteiligt gewesen sind?«
»Suche es dir aus.«
»Das brauche ich nicht, ich weiß es.« Sukos Stimme hatte bitter geklungen. »Das sind Augenblicke, wo ich alles hinschmeißen könnte. Ich habe den Eindruck, daß alles verloren ist. Daß einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird.« Suko schüttelte den Kopf. »Sorry, aber ich komme damit nicht zurecht.«
»Gewöhne dich daran.«
»An unsere Gesellschaft, von der ein Teil verlogen
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