Der Lächler
ich, jetzt schon etwas schärfer.
»Es gibt eine Sperre!«
»Innerhalb Ihres Informationsnetzes, denke ich.«
»So ist es. Wir kriegen keine Informationen. Um es spannend zu machen, kann ich Ihnen sagen, daß die beiden Namen unter den Begriff top secret fallen. Der Computer will nicht, daß etwas über sie an die Öffentlichkeit genannt.«
»Aber es gibt sie doch.«
»Das schon, nur…«
»Was sind die Gründe?« unterbrach ich ihn.
»Ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich bin ein zu kleines Licht.«
»Hören Sie auf, Mr. Lancaster.« Ich hatte Mühe, meinen Ärger zu unterdrücken. »So klein sind Sie nicht. Auch wenn Sie nicht herankommen, Sie müssen sich doch auf gewisse Erfahrungswerte stützen können, sage ich mal. So etwas ist Ihnen nicht zum erstenmal passiert.«
»Es geschieht nur selten.«
»Immerhin. Deshalb frage ich Sie, was dahintersteckt und an wen ich mich wenden muß.«
»Haben Sie gute Kontakte zur Regierung und zu den Geheimdiensten, Mr. Sinclair?«
»Nicht die besten…«
»Sehen Sie.«
»Aber ich kenne Personen, die über solche Kontakte verfügen. Sie können mir also nicht weiterhelfen?«
»Richtig. Mir sind in diesem Fall die Hände gebunden. Ich komme da nicht weiter.«
»Ja, das haben Sie leider deutlich genug gesagt. Schade eigentlich.«
»Der Meinung bin ich auch, denn ich gehöre zu den Menschen, die Ihre Arbeit schätzen.«
»Danke, Mr. Lancaster, und einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch.«
»Ihnen ebenfalls.«
Ich legte auf und schaute ziemlich bedrückt aus der Wäsche. Dann sah ich Sukos Nicken, verbunden mit einem wissenden Ausdruck auf seinem Gesicht. »So ist es, John, so und nicht anders. Ich habe mir schon gedacht, daß in diesem Fall geblockt wird. Krommow und Tacharin sind einfach zu wichtig, um sie der Öffentlichkeit preiszugeben. Wir müssen akzeptieren, daß wir an eine Grenze gelangt sind. Wenn Onopko London erreicht hat, wird er auch seine Spuren hinterlassen. Doch noch wissen wir nicht mal, wie er aussieht. Es wird kein Foto von ihm geben, das uns Wladimir faxen könnte. Wir stehen allein auf weiter Flur. Ich bin beinahe so weit, daß ich sage, vergessen wir den Lächler.«
»Nein, das tun wir nicht.«
Suko lachte leise. »Und wie willst du an ihn herankommen?«
»Da wir keine Kontakte zu gewissen Stellen haben, müßte uns Sir James helfen.«
Suko hatte seinen Pessimismus nicht verloren. »Der wird auch blocken, denke ich.«
»Meinst du?«
»Natürlich. Es gibt Dinge, mit denen er nicht zurechtkommt. Auch er ist nicht allmächtig. Wir werden nicht an die beiden Russen herankommen. Außerdem würde doch auch unser Geheimdienst jubeln und der amerikanische ebenfalls, wenn es den beiden gelingt, einen Killer wie Onopko zu schaffen. Einen neuen Prototyp, möglicherweise sogar einen stark verbesserten, der dann für uns arbeitet.«
»Mir reicht erst mal einer.«
»Wo finden wir ihn?«
»Bei uns.«
»Dann bist du der Meinung, daß er England schon erreicht hat.«
Ich stand auf und nickte. »Ja, ich glaube daran. Deshalb wird es Zeit, ein paar Worte mit Sir James zu reden.«
Suko erhob sich ebenfalls. »Ich habe nichts dagegen…«
***
Der Lächler war in London!
Das Glück der Hölle hatte sich auf seine Seite gestellt, denn ihm war es gelungen, nach seiner schrecklichen Tat ungesehen zu verschwinden.
Er befand sich in einem fremden Land, in einer fremden Stadt, zwischen fremden Menschen, fremden Straßen und auch fremden Gebäuden.
Eigentlich Gründe genug für ihn, um sich unsicher zu fühlen, doch das traf auf Onopko nicht zu. Ihm ging es gut.
Er hatte den Toten noch ausgeraubt und befand sich im Besitz einer kleinen Menge Bargeld, nicht viel, aber für den Anfang würde es reichen.
Obwohl oder gerade weil sich sein Gehirn von dem eines Menschen unterschied, gelang es ihm, sich in der Stadt sofort zurechtzufinden.
Es gab keine Unsicherheit, er wußte, was man tun mußte, um die U-Bahn zu besteigen, die ihn in die Londoner City brachte.
Er hockte zwischen den Menschen wie eine unbewegliche Statue, den Blick zu Boden gerichtet, wo sich niemand um eine leere Bierdose kümmerte, die mal nach vorn und dann wieder nach hinten rollte.
Er sprach nicht, er starrte nur, und er wurde auch nicht angesprochen, denn die Fahrgäste, in der Regel Passagiere der gelandeten Clipper, waren mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Es gab einige, die Zeitungen lasen, andere wiederum schauten ins Leere, und dann gab es noch welche, die das aßen,
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