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Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele

Titel: Der lange dunkle Fünfuhrtee der Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Adams
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Dauergrippe. Er hatte Kopfschmerzen, Schwindelanfälle, Schuldgefühle und alle möglichen Krankheiten, die so oft in der Fernsehreklame gebracht wurden. Er hatte sogar jedesmal fürchterliche Blackouts, wenn ihn die große Wut packte.
    Früher hatte er immer so einen riesigen Spaß gehabt, wenn er wütend wurde. Gewaltige Ausbrüche unglaublicher Wut hatten ihn durchs Leben geschleudert. Er war sich riesenhaft vorgekommen. Er hatte sich voller Kraft und Licht und Energie gefühlt. Und er war auch immer mit so wundervollen Sachen konfrontiert worden, über die er wütend werden konnte - ungeheure Provokationen und Verrätereien: Leute, die den Atlantischen Ozean in seinem Helm versteckten, Kontinente auf ihn fallen ließen oder sich betranken und so taten, als wären sie Bäume. Sachen, über die man wirklich Wut kriegen und auf was einschlagen konnte. Mit einem Wort, er hatte sich als Donnergott prächtig gefühlt. Und nun litt er plötzlich unter Kopfschmerzen, nervösen Spannungszuständen, obskuren Ängsten und Schuldgefühlen. Das waren neue Erfahrungen für einen Gott, und weiß Gott keine erfreulichen.
    »Du siehst saukomisch aus!«
    Die Stimme kreischte los und wirkte auf Thor wie Fingernägel, die über eine hinten in seinem Gehirn abgestellte Tafel kratzten. Es war eine gemeine Stimme, eine gehässige, höhnische Stimme, eine Stimme wie ein billiges weißes Nylonhemd, kurz, eine Stimme, die Thor nicht mochte. Er reagierte selbst im günstigsten Falle sehr schlecht darauf und war besonders verärgert, weil er sie hören mußte, während er nackt mitten in einem verlassenen Lagerhaus stand und an seinem Rücken immer noch große Teile eines Eichenfußbodens klebten.
    Er fuhr wütend herum. Er wünschte, er könnte sich gelassen und mit niederschmetternder Würde umdrehen, aber keine von diesen Taktiken klappte jemals bei dieser Kreatur, und da er, Thor, sich am Ende sowieso gedemütigt und lächerlich vorkommen würde, ganz egal, welche Haltung er einnahm, konnte er genausogut auch eine wählen, in der er sich wohl fühlte.
    »Hader Lump!« brüllte er, riß seinen Hammer mit einem Ruck hoch und schleuderte ihn mit ungeheurer, phantastischer Kraft auf das kleine Wesen, das selbstgefällig im Schatten auf einem kleinen Schutthaufen hockte und sich ein bißchen vorbeugte.
    Hader Lump fing den Hammer und legte ihn säuberlich auf den Stapel von Thors Kleidern neben sich. Er grinste und gestattete es einem verirrten Sonnenstrahl, auf einem seiner Zähne zu glitzern. Solche Sachen geschehen nicht zufällig. Hader Lump hatte, als Thor noch bewußtlos war, einige Zeit damit zugebracht, genau auszuknobeln, wie lange es dauern werde, bis er zu sich komme, um dann den Schutthaufen mit Fleiß exakt an diese Stelle zu schaffen, die Höhe zu kontrollieren und dann den genauen Winkel zu berechnen, in dem er sich nach vorn lehnen mußte. In seiner Eigenschaft als Provokateur betrachtete er sich als Profi.
    »Hast du mir das angetan?« brüllte Thor. »Hast du -«
    Thor suchte nach einer Möglichkeit, »mich am Fußboden festgeklebt« zu sagen, ohne daß es wie »mich am Fußboden festgeklebt« klang, aber schließlich wurde die Pause zu lang, und er mußte aufgeben.
    »- mich am Fußboden festgeklebt?« fragte er endlich. Er wünschte, er hätte keine so dämliche Frage gestellt.
    »Wage es nicht zu antworten!« setzte er wütend hinzu und wünschte, er hätte auch das nicht gesagt. Er stampfte mit dem Fuß auf und erschütterte ein bißchen die Fundamente des Gebäudes, um seinen Standpunkt klarzumachen. Er war nicht sicher, was sein Standpunkt war, aber er hatte das Gefühl, daß er klargemacht werden mußte. Etwas Staub ließ sich sanft um ihn nieder.
    Hader Lump beobachtete ihn mit seinen tanzenden, funkelnden Augen.
    »Ich führe nur die Anweisungen aus, die mir dein Vater erteilt hat«, sagte er in grotesk parodierter Unterwürfigkeit.
    »Mir scheint«, sagte Thor, »daß die Anweisungen, die mein Vater erteilt, seit du in seine Dienste getreten bist, sehr merkwürdig sind. Ich denke, du hast so was wie einen schlechten Einfluß auf ihn. Ich weiß nicht, was das für ein schlechter Einfluß ist, aber ein Einfluß ist es zweifellos, und er ist zweifellos...« Synonyme fehlten ihm »... schlecht«, endete er.
    Hader Lump reagierte wie ein Leguan, bei dem sich gerade jemand wegen des Weins beklagt hat.
    »Ich?« protestierte er. »Wie kann ich denn Einfluß auf deinen Vater haben? Odin ist der höchste der Götter

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