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Der lange Schatten

Titel: Der lange Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra von Grote
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umbringt, aber leer ausgeht?«
    »Rache, Gilles. Vergessen Sie nicht, der Mann hat möglicherweise eine Rechnung mit mir offen, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, was das sein könnte. Würden Sie an meiner Stelle das Risiko eingehen?«
    »Vermutlich nicht.«
    »Na also. Dann gibt es nur einen Weg: Wir müssen diesen verdammten Bauwagen finden!«
    Gilles tippte einen Suchbegriff bei Google ein.
    »Hier, nur noch mal sicherheitshalber. Das steht bei Wikipedia«, sagte er. » Als Dachaufbau bei Bauwagen ist ein Runddach üblich … Die Inneneinrichtung eines Bauwagens ist meist spartanisch … An einer der Seitenwände sind ein oder zwei kleine Fenster angebracht. Ich glaube, wir liegen richtig, Commissaire.«
    LaBréa nickte und strich sich die Haare aus der Stirn. Vielleicht wohnte der Kerl selbst in diesem Wagen? Ein Bett oder Ähnliches hatten sie auf dem Foto allerdings nicht entdecken können. Die hintere Bodenfläche der Räumlichkeit lag völlig im Dunkeln, und keine noch so starke Vergrößerung hatte dort Einzelheiten erkennen lassen.
    LaBréa fasste einen Entschluss.

21. KAPITEL
    Das Gefühl, als einsamer Wolf durch die nächtliche Stadt zu streifen und seiner Beute aufzulauern, hatte für ihn etwas Verlockendes und befriedigte ihn in höchstem Maße. Mit dem Bullen Katz und Maus spielen, ihm immer einen Schritt voraus sein, die Spielregeln bestimmen. Das alles vor dem Hintergrund, dass er dessen Tussi in seiner Gewalt hatte. War der Typ inzwischen zu sich gekommen, hatte er sich von dem Schlag erholt? Er hatte den Knauf seiner Pistole benutzt, um diesem Dreckskerl einen ordentlichen Denkzettel zu verpassen. Der Bulle wusste jetzt, dass er jederzeit in seiner Nähe sein konnte. Unsichtbar, ein Phantom ohne Namen, das nach Belieben zuschlug und sich dann blitzschnell ins schützende Dunkel der Nacht zurückzog.
    Es hatte aufgehört zu regnen. Die Straßen waren inzwischen menschenleer. Nach der Attacke auf den Bullen hatte er sich von der Métrostation Belleville entfernt und war Richtung Parc de Belleville entschwunden. Hier hatte er früher häufig Geschäfte gemacht, als der Markt noch nicht in der Hand der asiatischen Mafia gewesen war. Meth, Koks, Heroin – die ganze harte Palette. Der Stoff kam aus dem Ausland, meist minderwertige Ware. Einmal war er nur mit knapper Not einer Razzia entkommen. Die Bullen hatten den ganzen Park abgeriegelt und jede Menge Leute abgeführt. Da hatte er beschlossen, auszusteigen und künftig nur noch Selbstversorger zu sein. Es gab andere Möglichkeiten, an Kohle heranzukommen. Bevor er den Plan zu dem Banküberfall fasste, knackte er einige Geldautomaten. Als kleine Fingerübung. Das hatte ihm Appetit auf ein größeres Ding gemacht. Yannick kannte er von der Arbeit auf der Straße, der Typ war in Ordnung. Als dieser dann in das Abbruchhaus einzog und sich ebenfalls selbstständig machte, war die Bekanntschaft zu ihm Gold wert. Er war sozusagen Privatkunde bei ihm, bekam stets Rabatt, und Yannicks Ware war okay.
    In der Rue Bisson kannte er eine Kneipe, die die ganze Nacht geöffnet hatte. Sie befand sich noch nicht in der Hand der asiatischen Mafia. Schlitzaugen mochte Freddy nicht. Vor allem mochte er sich nicht mit ihnen anlegen. Damit hatte er einschlägige Erfahrungen, wie die Narbe an seinem linken Oberarm ihm jeden Tag vor Augen führte. Mit dem Messer waren diese Leute schnell und geschickt wie sonst kaum jemand.
    In der Kneipe herrschte nicht viel Betrieb. Zwei Schwarze saßen in einer Ecke und spielten Backgammon. Eine Nutte wartete am Tresen auf Kundschaft und zeigte ihm ihre Zahnlücke, als sie ihn anlächelte. Er winkte gleich ab. Die Nutte knipste ihr Lächeln aus und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Beim Wirt, einem jungen Typen maghrebinischer Herkunft, bestellte er einen starken Kaffee. Damit blieb er für den Rest der Nacht fit und klar im Kopf. Er stellte sich ans Kopfende des Tresens und wartete. Die Nutte rutschte vom Hocker und verschwand Richtung Toiletten. Der Wirt stellte ihm den Kaffee hin, dazu zwei trockene Kekse, die er auf dem Rand der Untertasse liegen ließ. Fünf Minuten später verließ er die Kneipe und ging zurück. Er steuerte die Métrostation Goncourt an. Von dort aus hatte er schon einmal telefoniert. Aber jetzt würde er nicht anrufen, noch nicht! Der Typ sollte erst einmal schmoren und sich den Kopf zerbrechen, was in der Zwischenzeit mit seiner Tussi geschah.
    Es tat gut, anderen Menschen Angst einzujagen. Das

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