Der lange Traum vom Glück
sicher wie die Tatsache, dass sie sich hier ein Leben aufbauen würde, ein Leben nach ihrem eigenen Geschmack. Und wenn sie damit fertig war, würde die Welt, die sie sich erschaffen hatte, angefüllt sein mit Musik, Farben und Liebe.
Und, bei Gott, mit Nick.
Es war fast sieben, als Nick nach unten in die Bar kam. Zack hob eine Augenbraue.
„Eine heiße Verabredung?“
„Lorelie“.
„Oh ja“. Jetzt zog Zack auch die andere Braue hoch. „Die große, kurvige Brünette mit dem Samt in der Stimme“.
„Genau die“. Nick stellte sich hinter die Theke und half Bestellungen auszuführen. „Wir gehen nur kurz essen. Bis Schichtwechsel sind wir wieder zurück“.
„Ich kann deine Schicht übernehmen“.
„Nein, nicht nötig. Lorelie hängt gern hier rum. Wenn wir zugesperrt haben, lassen wir uns was anderes einfallen“.
„Da wette ich drauf. Für Tisch sechs zwei Gezapfte und einen Bourbon“.
„Okay“.
„He, hast du schon von Freddies neuer Wohnung gehört?“
Nicks Hand blieb über dem Zapfhahn in der Schwebe. „Was denn für eine neue Wohnung?“
„Nur ein paar Häuserblocks von hier entfernt. Den Mietvertrag hat sie schon in der Tasche“. Zack füllte eine Schale mit Erdnüssen auf. „Du hast sie eben verpasst. Sie war hier, um zu feiern“.
„Hat irgendjemand die Wohnung mit ihr zusammen angeschaut? Mik?“
„Nicht dass ich wüsste. Aber warum auch? Sie hat doch selbst Augen im Kopf“.
„Ja, ich schätze schon. Obwohl sie doch besser Rachel wegen des Mietvertrags hätte mitnehmen sollen“.
Mit einem Auflachen legte Zack Nick die Hand auf die Schulter. „He, alle jungen Vögel werden irgendwann flügge“.
Mit einem Schulterzucken stellte Nick die Getränke am Ende der Bar für die Kellnerin hin. „Dann ist sie also jetzt wieder im Hotel?“
„Nein. Sie ist mit Ben losgezogen“.
„Mit Ben“. Nick zerknüllte das Tuch, mit dem er eben die Theke abwischen wollte. „Was meinst du damit, dass sie mit Ben losgezogen ist?“ Jetzt drehte Nick das Geschirrtuch so, dass es Ähnlichkeit mit einer Schlinge bekam. Seine Augen glitzerten wie Stahl. „Du hast Freddie Ben Stipley vorgestellt?“
„Klar“. Zack nickte einer der Kellnerinnen zu und begann eine weitere Bestellung auszuführen. „Er wollte wissen, wer die hübsche Blonde ist, deshalb habe ich die beiden miteinander bekannt gemacht. Sie hatten sofort einen Draht zueinander“.
„Einen Draht“, wiederholte Nick und zog finster die Augenbrauen zusammen. „Und du lässt sie einfach mit einem Fremden losziehen“.
„Mach dich nicht lächerlich, Nick. Ben ist doch kein Fremder. Wir kennen ihn seit Jahren“.
„Ja“, sagte Nick grimmig, während er sich vorstellte, wie er die Schlinge um Zacks Hals zusammenzog. „Er hängt jeden Abend hier in der Bar herum“.
Zack warf ihm einen verdutzten und belustigten Blick zu. „Wir auch“.
„Darum geht es nicht, und das weißt du genau“. Nick klapperte mit den Flaschen und widerstand der Versuchung, sich selbst einen doppelten Whiskey zu genehmigen. „Ich finde es unmöglich, dass du sie erst auf einen Typ hetzt, um die beiden dann anschließend quietschvergnügt losziehen zu lassen“.
„Ich habe sie auf niemanden gehetzt. Ich habe die beiden miteinander bekannt gemacht, ganz wie sich das gehört. Sie haben sich eine Weile unterhalten und anschließend beschlossen, ins Kino zu gehen“.
„Ja, richtig“. Kino, dachte er. Lachhaft. Welcher Mann, der noch alle fünf Sinne beisammen hatte, würde seine Zeit damit verschwenden, sich mit einer Frau mit großen grauen Augen und einem Mund wie der Himmel einen Film anzuschauen? Oh Gott, dachte er, und sein Magen krampfte sich zusammen angesichts der Vorstellung, dass Freddie Ben Stipley auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. „Verflucht noch mal, Zack, bist du total bescheuert?“
„Also schön, dann sage ich es dir eben. Ich habe sie ihm für fünfhundert Scheine und eine Jahreskarte bei den Yankees verkauft. Mittlerweile hat er sie wahrscheinlich schon in eine Opiumhöhle verschleppt“.
Nick schaffte es, seiner lebhaften Fantasie die Zügel anzulegen, mit seiner Wut allerdings hatte er weniger Glück. „Wirklich sehr komisch, Bruder. Wart nur ab, wie komisch es erst wird, wenn er sich über sie hergemacht hat“.
Nachdem er die Drinks auf der Theke abgestellt hatte, wandte Zack sich um und schaute seinen Bruder an. Auf dessen Gesicht spiegelte sich dieselbe blanke Wut, die er schon so oft an ihm gesehen
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