Der lange Traum vom Glück
wischte sich ihre feuchten Handflächen an ihrer Hose ab. „Schön. Wann immer du so weit bist“.
Nach diesem holprigen Start ging alles glatt, und sie konzentrierten sich auf die Musik, als ob nichts geschehen wäre.
Sie arbeiteten mehr als drei Stunden, gerieten sich über dieses und jenes in die Haare, aber es waren immer nur Kleinigkeiten.
Fast.
„Es muss romantisch sein“.
„Komödiantisch“, widersprach Nick.
„Es ist ihre Hochzeitsnacht“.
„Eben“. Er unterbrach sein Klavierspiel für eine Zigarette, insgeheim zufrieden darüber, dass es ihm gelungen war, seinen täglichen Tabakkonsum einzuschränken. „Sie sind in diese Heirat hineingestolpert. Sie kennen sich erst seit drei Tagen“.
„Sie sind bis über beide Ohren verliebt“.
„Sie wissen nicht, was sie sind“. Gedankenverloren nahm er einen tiefen Zug, während sich die Szene vor seinem geistigen Auge entfaltete. „Sie haben sich gerade von einem Friedensrichter in einer lächerlichen Zeremonie trauen lassen, und jetzt sind sie in einem schäbigen Hotelzimmer und fragen sich, was in sie gefahren ist. Und was zum Teufel sie jetzt tun sollen“.
„Mag sein, aber es ist trotzdem ihre Hochzeitsnacht. Du hast einen Trauermarsch geschrieben“.
Er grinste nur. „Hast du dir jemals den Hochzeitsmarsch angehört, Freddie? Ich meine, so richtig?“ Um den Beweis anzutreten, drückte er seine Zigarette aus und begann das Stück zu spielen.
Freddie musste zugeben, dass darin ein feierlicher Ernst mitschwang, es klang fast ein bisschen gruselig. „Okay, ein Punkt für dich. Spiel es noch mal und lass mich nachdenken“.
Sie ging in Gedanken versunken im Zimmer auf und ab und versuchte sich vorzustellen, was in dem Paar vorgehen könnte. „Was ist, wenn wir so anfangen, wie du es komponiert hast, langsam, wie ein Trauermarsch – nur Cello und Orgel. Und dann beschleunigen wir das Tempo immer mehr. Panik baut sich auf“.
„Einhergehend mit einem Tonartwechsel“.
„Gut. Versuch es hier“. Sie beugte sich über seine Schulter und legte ihren Finger auf eine bestimmte Stelle des Notenblatts.
„Ja, schon gut, ich sehe es“. Er wünschte bei Gott, ihre Brüste würden sich nicht so gegen seinen Rücken drücken. „Du engst mich ein, Freddie“.
Seine gepresste Stimme ließ sie aufhorchen. „Wirklich? Das tut mir leid“. Aber es tat ihr nicht leid, kein bisschen. Sie zog sich etwas zurück und hörte ihm zu. „Ich glaube, wir haben es“. Sanft legte sie ihre Hände auf seine Schultern und begann sie zu massieren. „Du bist verspannt“.
Er verspielte sich, es ärgerte ihn. „Du engst mich immer noch ein“.
„Ich weiß“.
Ihr Haar streifte seine Wange, und dieses verdammte Parfum, das sie aufgelegt hatte, schien ihm geradewegs in die Lenden zu schießen. In der Absicht, sie anzufahren, wandte er den Kopf – sein erster großer Fehler –, was damit endete, dass er in diese großen grauen Augen schaute.
„Mache ich dich nervös, Nicholas?“, murmelte sie, während sie sich wieder neben ihn setzte.
„Du machst mich verrückt“, rutschte es ihm unversehens heraus. Es war die schlichte Wahrheit.
„Das ist gut“. Sie beugte sich vor und drückte ihm einen weichen, feuchten Kuss auf den Mund, bei dem sie ihn ganz kurz und zart mit der Zungenspitze berührte. „Du machst mich nämlich schon seit Jahren verrückt. Es wird höchste Zeit, dass ich auch endlich mal drankomme“.
Er bekam keine Luft mehr. Plötzlich glaubte er genau zu wissen, wie man sich fühlte, wenn man zum dritten Mal unterging. Wie man in panischer Angst im Wasser um sich schlug und nach Luft schnappte. Und eine verlorene Schlacht mit seinem Schicksal kämpfte.
„Das ist kein Spiel, Freddie. Und du kennst die Spielregeln nicht“, sagte er scharf.
Sie ließ ihre Hände an seinen Unterarmen hinaufgleiten, bis sie schließlich auf seinen Schultern lagen, dann beugte sie sich vor, bis ihr Mund ganz nah vor seinem war. „Ich kann mir vorstellen, dass du sie mir beibringen könntest“.
Er klammerte sich an den letzten noch verbliebenen Rest seiner Selbstkontrolle, der ihm auch schon zu entgleiten drohte. „Wenn du wüsstest, was ich dir gern beibringen würde, würdest du die Beine unter den Arm nehmen und so schnell wie möglich nach Hause zu Daddy rennen“.
Diese Bemerkung forderte ihren Stolz heraus. Ihre Augen sprühten. „Probier es aus“.
Es war verrückt. Er wusste genau, dass es verrückt war, sie an sich zu ziehen und diesen
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