Der Lange Weg Des Lukas B.
Rückseitenbrett der Kiste auf und stellte zwei hölzerne Stäbe so darunter, dass das Brett ohne große Mühe zu einer festen Tischfläche wurde. Was diese Platte bisher verdeckt hatte, war eine Art Schrank, in dem etwa zwanzig größere und kleinere Schubladen untergebracht waren.
»Für Vorräte und Gewürze«, erklärte Ben Norton. »Gut, nicht wahr?« Aber er bekam keine Antwort. Die Bienmanns starrten sprachlos auf die Vorderflächen der Schubladen. Auf jeder war mit großer Sorgfalt ein Bild gemalt: eine herandonnernde Bisonherde, ein Cowboy auf einem kleinen Brasadapferd, der Kopf eines Indianers in vollem Federschmuck; zwanzig Bilder, die den tiefen Süden und den Westen in Szenen festgehalten hatten.
»Jeremy kann zu jedem Bild eine Geschichte erzählen«, sagte Ben Norton. »Soll ein Koch gemalt haben, ein Deutscher, der vor zwei Jahren mit einem Trail von Texas nach Abilene gezogen ist.«
Der Junge hatte die Art zu malen sofort erkannt und auf den ersten Blick das Zeichen seines Vaters gesehen, das Sechseck mit den beiden Keilen.
»Den Wagen müssen wir haben, Großvater«, sagte er. Der alte Mann, der bis dahin den Wagen wegen des Negers eigentlich nicht kaufen wollte, sagte: »Jetzt kennen wir den Wagen innen und außen, Ben Norton. Sagen Sie den Preis.«
Gemessen an den Preisen, die der Händler vorher für andere Wagen genannt hatte, war der für den Küchenwagen überraschend niedrig. »Wissen Sie«, sagte Ben Norton, als der alte Mann noch zögerte, »ich habe keine Ahnung, was Sie vorhaben. Aber wenn Sie am Ziel Ihrer Reise angekommen sind, was machen Sie dann eigentlich mit dem Wagen?«
»Nun, wir werden sehen, ob wir ihn dann weiterverkaufen können.«
»Tun Sie das nicht«, riet der Händler. »Überlassen Sie ihn Jeremy. Der bringt ihn zu mir nach Vicksburg zurück. Wenn Sie zustimmen, kann ich Ihnen zehn Dollar nachlassen.«
Da schlug der alte Mann ein. Etwas voreilig. Denn kaum war der Kauf durch den Handschlag besiegelt, da schlenderte quer über den Platz ein schlankes Mädchen. Sie mochte vielleicht vierzehn Jahre alt sein. Ihr Gesicht war schmal, ihre Nase gerade und ihre Haut für eine Negerin sehr hell. Sie zog die Augenbrauen im Sonnenlicht ein wenig zusammen und fragte: »Was wollen die Männer, Daddy?«
Der Neger stellte den Weißen das Mädchen vor und sagte: »Das ist Georgia, meine Tochter.«
»Haben wir die etwa auch gemietet?«, fragte der alte Mann und lachte ärgerlich.
»Selbstverständlich«, bestätigte Ben Norton ernst. Der alte Mann drehte sich unwilllig weg. Da fügte Ben Norton beschwichtigend hinzu: »Jeremy hat sonst niemand auf der Welt. Jeremy und Georgia. Sie werden mir noch dankbar sein, dass Sie diese beiden eingestellt haben.«
»Ich wäre jedenfalls froh, Vater, wenn ich beim Kochen eine Hilfe bekäme«, sagte Mathilde. Ihr gefiel das Mädchen, das jetzt ohne Scheu auf den alten Mann zutrat und ihn ansprach: »Ich kann gut kochen, Massa. Und ich bleibe bei meinem Daddy.«
»Na, einverstanden«, gab der alte Mann nach. »Ich hole den Wagen, sobald wir Pferde haben.«
»Aber Massa, zwei Maultiere und das Geschirr sind selbstverständlich im Preis inbegriffen«, rief der Neger.
Der Händler drohte ihm mit der Faust, aber er lachte dabei.
Da vergaß der alte Mann seinen Unmut.
»Spann ein, Jeremy«, sagte Ben. »Warum wollen Sie zu Fuß nach Hause gehen, Mister Bienmann, wenn Sie schon Besitzer eines Küchenwagens sind?«
Jeremy führte aus dem Stall neben dem Holzhaus zwei Maultiere herbei und spannte sie ins Geschirr. Georgia half ihm dabei. Es waren zwei gut gefütterte, gesunde Mulis.
»Nun zeigen Sie mal, Mister Bienmann, ob Sie wirklich mit so einem Fuhrwerk umgehen können«, forderte Ben Norton den alten Mann auf. Der lachte selbstbewusst, schwang sich auf den Bock und nahm die Zügel in die Hände. Er versuchte es mit »Hüha« und »Hüho« und mit »Los, ihr alten Klepper« und schnackte die Lederzügel auf die Maultierrücken. Aber die Tiere pressten die Ohren an den Kopf, reckten die Hälse empor und rührten sie nicht vom Fleck. Schon wollte der alte Mann zur Peitsche greifen, da setzte sich Jeremy neben ihn, nahm ihm die Zügel aus der Hand und sagte: »Du musst das mit Liebe machen, Massa, verstehst du? Mit Gewalt geht gar nichts bei den Mulis.« Er schnalzte mit den Lippen und redete den Maultieren zu: »Jupiter, Herkules, geht vorwärts, meine Lieblinge.«
Und tatsächlich legten sich die Tiere ins Zeug und zogen den Wagen
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