Der Lange Weg Des Lukas B.
an.
»Na, ist Jeremy nicht einen Kutscherlohn wert?«, feixte Ben Norton. Der alte Mann schwieg verblüfft.
Ohne Zwischenfälle lenkte Jeremy den schweren Wagen durch die engen Straßen der Stadt bis zu dem Hügel.
Die Zimmerleute staunten nicht schlecht, als sie neben dem alten Mann und dem Jungen den Neger auf dem Bock sitzen sahen und erfuhren, auf welche Weise die Kolonne um zwei Personen, zwei Maultiere und einen Wagen angewachsen war.
Der Bau schritt rüstig voran. Ein über den anderen Tag kam der junge Villeroy mit seiner Frau und beide waren ganz vergnügt, weil sie sahen, wie schnell das Haus wuchs. Gelegentlich machte auch der alte Villeroy einen Besuch. Dabei zeigte es sich, dass er mit den Wächtern von Mal zu Mal heftiger in Streit geriet.
»Sie werden immer unverschämter«, sagte er erbost.
»Wenn man solchen Kerlen erst einmal den kleinen Finger reicht . . .«, antwortete der alte Mann schadenfroh.
»Was sollen wir denn machen?«, erwiderte Villeroy gereizt. »Wir haben den Krieg verloren. 260000 Männer hat dieser Krieg umgebracht. An beinahe keinem Haus ist der Todesengel vorübergegangen. Und alle Opfer waren umsonst. Möglicherweise hätte Abraham Lincoln erreicht, dass die Konföderierten wieder vollwertige Staaten in der Union geworden wären. Als ihn die Kugel traf, haben wir vielleicht die größte Schlacht verloren. Aber sein Nachfolger, dieser Ulysses S. Grant, der jetzt der Präsident ist, der lässt es zu, dass sie uns schikanieren und ausbeuten. Als General der Unionstruppen war er ein tüchtiger Mann. Als Sieger hat er am Ende des Krieges jedem unserer Soldaten großzügig erlaubt ein Pferd oder ein Maultier mit nach Hause zu nehmen, damit die Männer in der Lage waren ein Stück Land zu bestellen. Die Soldaten konnten aufrecht nach Hause gehen. Aber als Präsident ist er eine Null. Schickt uns eine Militärregierung aus dem Norden! Demütigt uns, als ob wir eine Kolonie der reichen Goldsäcke aus dem Osten wären! Und die Burschen, die er uns geschickt hat, haben nichts Besseres gewusst, als sich mit aufsässigen Niggern und weißem Pack zu verbünden. Der Krieg hat nichts Gutes in den Süden gebracht.«
»Wir werden uns von diesen Tagedieben nichts gefallen lassen«, sagte der alte Mann fest. Er schärfte seinen Männern noch einmal ein, dass sie stets ihre Waffen griffbereit bei sich haben sollten, ob bei der Arbeit oder am Sonntag in der Kirche. »Ich rieche die dicke Luft, die es hier geben wird«, sagte er.
»Sie schätzen die Banditen richtig ein«, sagte Villeroy. »Sie warten möglicherweise nur auf den günstigen Augenblick.«
»Ich habe übrigens noch eine Bitte an Sie, Mister Villeroy«, sagte der alte Mann etwas verlegen.
»Ja?«
»Meine Tochter Mathilde will den Lehrer heiraten. Nun möchte ich nicht gern, dass das wie bei den Zigeunern auf dem Wagen geschieht. Würden Sie erlauben, dass wir den Hochzeitstag hier halten, wenn Ihr Haus fertig ist?«
»Ich denke, dass das weder meinem Sohn noch meiner Schwiegertochter etwas ausmacht«, antwortete der alte Villeroy. »Mit einem solchen Fest das Haus einzuweihen, das ist eine gute Sache.«
»Ich dachte gar nicht daran, das Haus zu benützen. Wir wollten nur Ihr Grundstück und unsere Hütte . . . «, stotterte der alte Mann.
»Aber wieso denn? Ich finde, dass die Halle gerade gut genug für eine Hochzeit ist.«
Der alte Mann lud die Villeroys ein als Gäste mit dabei zu sein. Villeroy schien sich darüber zu freuen und versprach auch zu kommen.
Als der letzte Holznagel endlich eingeschlagen war und Luke dem Schnitzbild über dem Portal den endgültigen Schliff gegeben hatte, schickte Villeroy zum bevorstehenden Hochzeitsschmaus mit einem überdeckten Kastenwagen große Körbe voll Mais, Fleisch, Brot und Früchten. Jeremy und Georgia begannen den Wagen abzuladen. »Wir beeilen uns«, sagte Jeremy zu dem Kutscher. »Dann könnt ihr den Wagen wieder mit zur Plantage nehmen.«
Der Kutscher antwortete: »Brauchst dich nicht beeilen, Nigger. Der Wagen und die Klepper davor sind das Hochzeitsgeschenk unseres Masters. Er hat gesagt, ihr wolltet weiter nach Norden. Hat ein festes Verdeck, der Wagen. Der Norden ist kalt. Ihr werdet ihn gut gebrauchen können.«
Der alte Mann freute sich sehr über das Gespann.
Weil sie am Tag nach der Hochzeit losfahren wollten, ordnete der alte Mann an, dass die Zimmerleute ihre Bündel und ihr Werkzeug bereits am Abend vorher aufpacken sollten. Für Mathilde und Georgia wurde
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