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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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ihnen. Die jungen Leute kamen zu dem alten Mann und streckten ihm die Hände entgegen. Der alte Mann schlug ein.
    »Sie und kein anderer soll unser Haus errichten«, sagte die junge Frau Villeroy.
    »Damit es schneller geht, stellen wir Ihnen einige Arbeiter von der Plantage zur Verfügung«, sagte der alte Villeroy. »Mein Sohn und seine Frau wollen so schnell wie möglich einziehen. Fahren Sie mit uns auf die Plantage. Dort bereden wir alles Weitere.«
    Er wies einen schwarzen Kutscher an eine weitere Kutsche in der Stadt zu mieten.
    »Ich möchte meine Familie mitnehmen«, radebrechte der alte Mann. »Meine Tochter versteht Ihre Sprache besser. Wenn es ums Geschäft geht, muss alles klar sein.«
    »Das ist auch meine Meinung. Für Ihre Männer soll es ein Fässchen Bier und ein paar kräftige Steaks geben, damit sie genügend Kräfte für die schwere Arbeit sammeln.«
    Als die Bienmanns und der Lehrer spät in der Nacht nach Vicksburg zurückgebracht wurden, hatte der alte Mann auf seine Arbeit einen Vorschuss in harten Dollars erhalten und er wusste, dass er den 2000 Talern mit diesem Bau ein beträchtliches Stück näher kommen würde.
    Während der Junge und Mathilde von dem schönen Anwesen der Villeroys schwärmten und sich über die vielen Diener im Hause wunderten, schien der Lehrer während der ganzen Rückfahrt bedrückt. Er sagte: »Wenn ich sehe, wie hier die Schwarzen zwar freie Leute sind, aber doch mit tausend Fesseln an die weißen Herren gebunden bleiben, dann scheint es mir mit der gepriesenen amerikanischen Freiheit nicht weit her zu sein.«
    »Du misst die Wirklichkeit immer an irgendwelchen Wunschvorstellungen von Freiheit«, antwortete der alte Mann. »Schau dir die ›weißen Herren‹ im Hafenviertel doch einmal an. Wenn mich nicht alles täuscht, dann leben die Schwarzen bei den Villeroys freier und besser als die Weißen, die dort in den Hütten am Fluss hausen. Nicht alle Weißen wohnen in einem Paradiesgarten und nicht alle Schwarzen schmoren auf den Plantagen in der Hölle.«
    »Jedenfalls schaffen Verfassung und Gesetze allein auch kein Paradies der Gleichheit«, sagte der Lehrer. »Übrigens«, fuhr er nach einer Weile fort. »Mathilde und ich wollen in diesem Herbst noch heiraten.«
    »Was hat das mit dem Paradies zu tun?«, fragte der Junge scheinheilig.
    »So eilig auf einmal?« Der alte Mann brummelte etwas Unverständliches in den Bart und sagte dann laut: »Na, von mir aus. Meinen Segen habt ihr.«
    Mathilde schrieb einen Brief nach Liebenberg und berichtete von der bevorstehenden Hochzeit und von ihrem Leben in Vicksburg.
    Der Junge fügte für seine Mutter ein paar Sätze hinzu und schloss mit der Bitte: »Und wenn es dir nichts ausmacht, liebe Mutter, dann bestelle der Lisa Warich einen Gruß von mir.«

In der Nacht kurz vor dem Morgen schepperte die Feuerglocke und Lärm von Pferdehufen und Wagenrädern schallte von der Straße herauf. Die Zimmerleute schreckten aus dem Schlaf. In der Ferne flammte der Himmel vom Widerschein eines Brandes rot auf. Der Junge konnte nicht wieder einschlafen. Er beobachtete durch die Dachluke, wie die Rotfärbung des Himmels allmählich abebbte und dann ganz verschwand. Es dämmerte.
    In der Gaststube von Tobys Restaurant klangen Stimmen auf. Kurz darauf hörte er Schlurfschritte auf der Dachstiege. Die Holzluke wurde hochgestemmt und Rosalia, die Negerkönigin, schob ihren Kopf nur gerade so hoch über den Dachboden, dass sie den Raum überblicken konnte. Sie sah den Schattenriss des Jungen im Lichtviereck der Luke und sagte: »Junger Massa, böse Menschen haben das Taubenhaus angesteckt. Der alte Massa hat es so schön gebaut. Jetzt ist alles Asche.«
    Sie zog den Kopf zurück und ließ die Luke zufallen. Von dem dumpfen Geräusch wurden die Zimmerleute ein zweites Mal in dieser Nacht vor der Zeit geweckt. Noch ehe der Junge die Nachricht weitergeben konnte, begann der alte Döblin zu schimpfen, er brauche seine Ruhe und das junge Volk solle sich gefälligst, Pschakrew, ruhiger verhalten.
    »Sie haben unser Taubenhaus niedergebrannt«, wiederholte der Junge laut Rosalias Nachricht.
    Eine Viertelstunde später standen die Zimmerleute vor einem qualmenden Scheiterhaufen, aus dessen Mitte der Baumpfahl verkohlt herausragte, der das Taubenhaus getragen hatte.
    »Banditen!«, schimpfte der Lehrer erbittert.
    »Immerhin hat das Haus seine Pflicht getan«, erinnerte Mathilde ihn. »Wir haben den Auftrag bekommen und können zu bauen

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