Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
Vom Netzwerk:
sollten beizeiten einen Wagen kaufen«, erinnerte Mathilde eines Tages den alten Mann.
    »Es gibt hier Gespanne, die sind wie eine Küche auf Rädern gebaut. So einen Küchenwagen könnten wir gut gebrauchen.«
    An dem folgenden Sonntag machten sie sich auf den Weg zu dem Wagenhändler Ben Norton. Mathilde und der Junge begleiteten den alten Mann. Auch Franek sollte mitgehen, weil er ein Jahr bei einem Stellmacher gearbeitet hatte und etwas von Wagen verstand. Es war nicht der Handel, der ihn mitlockte, aber der Wirt hatte angeboten, dass seine Tochter Judith ihnen den Weg zu Ben Nortons Wagen­lager zeigen könne.
    Ben Norton war ein wortkarger Mann, dem es schon fast zu viel zu sein schien, den Mund aufzumachen, um die Preise für die verschiedenen Wagen zu nennen, die auf einem Platz hinter seinem Holzhaus in langen Reihen standen. Es stellte sich heraus, dass er nicht nur mit alten Wagen handelte, sondern in seiner Werkstatt auch neue Wagen baute, breite, robuste Gefährte mit starken Rädern und hohen Aufbauten.
    Als er erfuhr, dass Franek auch schon im Wagenbau gearbeitet hatte, wurde er ein wenig aufgeschlossener und sagte: »Ich suche tüchtige Leute. Wenn Sie eine Arbeitsstelle brauchen, kommen Sie zu mir.«
    Franek lachte und sagte: »Wir Zimmerleute aus Liebenberg bleiben beieinander.«
    »Wir suchen vor allem einen gebrauchten Küchenwagen«, sagte der alte Mann.
    »Hab nur einen einzigen«, antwortete Ben. »Drüben in Texas, da finden Sie mehr.«
    »Einer genügt uns«, antwortete der alte Mann.
    Der Händler zeigte mit dem Mundstück seiner Pfeife die Richtung an, in der der Wagen zu suchen war, und schritt mit schweren Schritten voran bis in die äußerste Ecke des Platzes. Da stand ein mächtiger Wagen mit einem hohen Kastenaufbau. Hinten war eine große Kiste fest verankert, die in ihrer Breite an beiden Seiten über die Planken des Wagens hinausragte. Der alte Mann ging rund um den Wagen herum und sah, dass dieser Karren seine besten Jahre wohl hinter sich hatte. Die Eisenfelgen saßen locker auf den Rädern, die Deichsel war angebrochen und das Kastenverdeck hatte breite Risse.
    »Gestell und Achsen sind in Ordnung«, sagte Franek. »Den kann ich hinkriegen.«
    Der alte Mann wollte die Besichtigung im Inneren des Wagens fortsetzen, da wurde hinter dem Kutschbock der Vorhang zur Seite geschoben und ein zerfurchtes Gesicht schaute aus dem Wagen hervor.
    Ein grauhaariger Neger fragte Ben Norton, was denn los sei. Der antwortete nicht, sondern wandte sich an den alten Mann und sagte: »Den Wagen verkaufe ich allerdings nur, wenn Sie Jeremy als Kutscher einstellen.« Er zeigte auf den Neger, der jetzt etwas schwerfällig von dem Wagen herunterkletterte.
    »Aber wir fahren erst in ein paar Wochen los«, protestierte der alte Mann. »Außerdem kann ich mit Pferd und Wagen seit meiner Jugend ganz gut umgehen.«
    »Sie zahlen ihm erst den Lohn, wenn es wirklich losgeht. Ich sage Ihnen, Jeremy kennt jeden Weg und Steg in den Staaten Mississippi, Alabama und Tennessee.«
    Ben wurde zum ersten Male richtig gesprächig und pries den Neger mit hundert Worten. »Ich habe Jeremy versprochen, dass er nicht runtermuss von diesem Kutschbock«, sagte der Händler schließlich und zuckte die Achseln. Der alte Mann verstand, dass er entweder den Wagen mit Jeremy als Kutscher bekommen konnte oder überhaupt nicht.
    »Was soll die Karre denn kosten?«, fragte der alte Mann.
    »Reden wir noch nicht vom Preis«, wehrte Ben Norton ab. Er schob sich seinen Hut in den Nacken.
    »Zeige Massa Bienmann den Wagen, Jeremy«, sagte er.
    Der Neger klappte die Seitenbretter herunter. Tatsächlich sah der Wagen innen bedeutend besser aus, als zu vermuten gewesen war, wenn man nur sein Äußeres betrachtete. Es gab drei mit Blech beschlagene Vorratskisten, sauber zusammengelegt lagen einige Felldecken darauf. Mit aufgeschüttelten Kissen war ein Liegeplatz ausgepolstert und hinter einem Vorhang am Ende des Wageninneren schienen an einer Querstange einige Kleidungsstücke zu ­hängen.
    Außerdem schaukelten unter dem Wagen drei Eisentöpfe verschiedener Größe, das Dreibein war zusammengelegt und zeigte keinen Rostansatz. Auch die beiden hölzernen Wasserfässer an den Seiten des Wagens waren dicht und mit frischem Wasser gefüllt.
    »Doch besser, als ich zuerst dachte«, sagte der alte Mann leise zu Mathilde.
    »Was ist mit der Kiste dahinten auf dem Wagen?«, fragte Mathilde.
    Statt einer Antwort klappte der Neger das

Weitere Kostenlose Bücher