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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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beginnen.«
    »Wenn der alte Villeroy das hört, überlegt er bestimmt, ob er sich ein Haus von uns bauen lässt«, argwöhnte Warich.
    »Auftrag ist Auftrag«, sagte der alte Mann zuversichtlich.
    Doch Warich blieb anderer Ansicht und entgegnete: »Was hat er von dem schönsten Haus im ganzen Staate Mississippi, wenn es ihm über dem Kopfe angezündet wird?«
    Das Frühstück schmeckte ihnen nicht recht. Franek allein ließ nichts von dem übrig, was Judith ihm aus der Küche hereintrug.
    »Was sollen wir tun?«, fragte Warich.
    »Wir werden selber schützen, was wir bauen«, sagte der alte Mann. »Wir errichten ein Blockhaus auf dem Hügel, nahe bei dem Bauplatz. Dort können wir wohnen. Niemand wird sich auf ein Grundstück wagen, auf dem es von Männern nur so wimmelt.«
    »Ich wäre da nicht so sicher«, sagte der Wirt.
    »Was können wir mehr tun?«, fragte der alte Mann.
    »Man könnte den Bock zum Gärtner machen«, schlug der Wirt vor.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Als das kleine Haus gebaut wurde, haben Ihnen die Wächter mit den Hunden die Neugierigen vom Halse gehalten. Suchen Sie sich Wächter. Aber nehmen Sie genau die, die Ihnen das Taubenhaus angezündet haben.«
    »Ich lasse mich doch nicht erpressen!«, rief der alte Mann empört.
    Der Wirt antwortete verdrossen: »Sie werden es schon lernen, Mister, wenn Sie in dieser Stadt bleiben wollen. Ich selber bezahle den Gangstern jede Woche zwei Dollar und brauche nicht zu befürchten, dass mir die Scheiben eingeworfen oder die Möbel zerschlagen werden. Sie werden es lernen müssen.«
    »Und warum gehen Sie nicht zur Polizei?«
    »Au, Mann, sind das nicht Gangster aus derselben Himmelsrichtung? Beides stinkt nach Osten. Früher, vor dem Krieg, da sorgte der Sheriff für Ordnung und Recht.«
    »Recht?«, fragte der Lehrer ironisch. »Recht ja, aber vor allem für eine Hautfarbe.«
    »Ja, Sie Schlaukopf. Hätte geändert werden müssen. Aber behutsamer und sicher nicht auf diese Weise.«
    »Ich werde keine Erpresser bezahlen«, beharrte der alte Mann auf seiner Meinung. »Wir werden heute eine Stunde eher Feierabend machen und auf dem Hügel das Schießen üben. Wollen doch mal sehen, ob unsere Gewehre und Pistolen es noch tun. Und das sage ich euch, Männer, tragt die Waffen immer bei euch, wenn ihr mit heiler Haut nach Liebenberg zurückkommen wollt.«
    Villeroy, der im Laufe des Morgens von der Brandstiftung gehört hatte, besichtigte am Nachmittag das schnell zusammengefügte Blockhaus und war sehr damit einverstanden, dass die Zimmerleute auf die Baustelle ziehen wollten.
    »Aber stopfen Sie die Ritzen Ihrer Hütte mit Moos dicht zu«, sagte er. »Ich schicke Ihnen einen Ofen. Es wird nachts hier manchmal sehr kalt.«
    Die Männer hatten kurz vor dem Abend gerade die ersten Schüsse auf einen Baumstumpf abgegeben, der als Ziel diente, und der Lehrer brachte dem Jungen bei, wie seine Pistole zu laden war, da erschien Villeroy noch einmal auf der Baustelle. Er brachte einen schmächtigen, etwa dreißigjährigen Neger mit und einen langen Weißen, der kaum älter sein mochte. Beide waren in blaue Hosen und in ein buntes Baumwollhemd gekleidet und trugen mächtige Lederhüte, deren Krempe vorn aufgeschlagen und festgeknöpft war.
    Sie waren mit Pistolen bewaffnet.
    »Ich habe hier zwei Männer in Dienst genommen«, erklärte Villeroy und seine herabgezogenen Mundwinkel deuteten an, wie wenig Vergnügen ihm diese Verpflichtung machte, »Männer, die die Baustelle während der Nächte bewachen werden.«
    »Wir lassen uns nicht erpressen und zahlen denen keinen Penny«, knurrte der alte Mann.
    »Es handelt sich nicht um Ihr Geld, Mr. Bienmann«, erwiderte Villeroy von oben herab. »Ich bin es, der sich hier auskennt, vergessen Sie das nicht.«
    Die Zimmerleute zogen in das Blockhaus ein. Der Wirt war traurig, dass er die Gäste verlor. Aber sie versprachen an den Sonntagen bei ihm einzukehren. Franek ließ es nicht bei den Sonntagen bewenden, sondern lief an allen Abenden in Tobys Restaurant, um sich von Judith ein Bier bringen zu lassen.
    Vom ersten Licht bis zur Abenddämmerung hallten die Beilhiebe und sangen die Sägen weit über den Hügel und es dauerte nur wenig über drei Wochen, bis sie das Richtfest feiern konnten. Alles war ruhig geblieben, seit Villeroy die Nachtwachen eingestellt hatte. Nachlässig saßen sie ihren Dienst ab und schienen sehr sicher zu sein, dass niemand versuchen würde in der Nacht auf dem Grundstück etwas anzustellen.
    »Wir

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