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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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Spannweiten überbrückt.«
    »Aber nicht über einem verrückt gewordenen Fluss«, wandte Lenski ein.
    »Angst?«, fragte Döblin.
    »Einfach wird’s nicht«, erwiderte Lenski.
    »Hast du schon einmal gehört, dass einer für eine einfache Arbeit eine riesengroße Prämie aussetzt?«, fragte ihn der alte Mann.
    Sie kletterten wieder ans Ufer zurück. »Rufe unsere Männer zusammen, Luke«, sagte der alte Mann.
    Sie hockten sich zu ihm auf den Wagen. Der alte Mann schilderte ihnen genau, was auf sie zukam, wies auf das Problem hin, das er im Augenblick noch nicht lösen konnte und das darin bestand, dass eine Gruppe auch auf das andere Ufer hinübermusste, damit sie zugleich von zwei Seiten aus arbeiten konnten, und verschwieg auch die Gefahren nicht, die eine solche halsbrecherische Arbeit mit sich bringen konnte.
    »Ich will es euch sagen, Leute, ich habe so etwas auch noch nie zuvor gemacht. Aber ich bin sicher, dass wir es schaffen können.«
    »In drei Wochen?«, fragte Gustav Bandilla skeptisch.
    »Wir bekommen das Material vorbereitet geliefert. Außerdem schickt uns der Boss Chinesen, die uns zuarbeiten. Ich glaube, wir können es schaffen.«
    Die Männer schwiegen nachdenklich.
    »Und was ist mit der Prämie?« Lenski schaute den alten Mann misstrauisch an.
    »Gut, dass du darauf zu sprechen kommst, damit alles vorher klargemacht werden kann«, antwortete der alte Mann. Er schrieb mit einem Holznagel Ziffern in den feuchten Boden und fuhr fort: »Mit Jeremy sind wir neun. Lenski und Döblin erhalten je 350 Dollar, Warich, Bandilla und Grumbach je 250 Dollar und Jeremy und die Jungen jeder 100 Dollar.«
    »Für die Jungen so viel?«, protestierte Grumbach.
    »Wenn ein Junge in die Schlucht stürzt, ist sie für ihn genauso tief wie für dich«, antwortete der alte Mann. »Und zurück kommt dann keiner mehr.«
    Er ließ den Männern Zeit zu überlegen. Dann fragte er jeden Einzelnen: »Was sagst du dazu, Lenski?«
    »Ich sage Ja.«
    Alle stimmten zu bis hin zu den Jungen und der alte Mann schüttelte jedem die Hand.
    Die Stunde war noch nicht ganz herum, als er den Salonwagen betrat. Der war innen mit giftgrünen Polstern und rötlichem Mahagoniholz prächtig ausgestattet. Auf kleinen Tischen standen in silbernen Schalen die Reste des Mahls. Der alte Mann konnte Mr. Cole nicht gleich finden. Aber der sah ihn und rief durch den Wagen: »Aha, der mutige Mann! Kommen Sie näher und lassen Sie uns wissen, ob Sie es machen wollen.«
    »Ich mache es.«
    Die Herren standen von ihren Plätzen auf. Mr. Cole lief dem alten Mann entgegen und streckte seine Hand aus. Aber der alte Mann schlug nicht ein.
    »Erst muss alles klar sein«, sagte er. »Der Lohn für meine Männer, die chinesischen Arbeiter, das Material. Auch brauche ich eine Feldschmiede und Handwerker, die mit Eisen umgehen können.«
    »Nur zu«, antwortete Mr. Cole, dem es offensichtlich gefiel, dass es ein besonnener Mann war, der den Auftrag übernehmen wollte. Die Ingenieure hatten viele Fragen an den alten Mann. Er erklärte ihnen seinen Plan in groben Zügen und zeichnete mit seinem dicken Zimmermannsstift auf, wie er sich den Bogen vorstellte und auf welche Weise er den Druck abfangen konnte, ohne dass er einen Stützpfeiler bauen musste.
    »Kann gehen«, musste der ältere Ingenieur zugeben.
    Nach einem lebhaften Hin und Her von über drei Stunden lag ein Schriftstück in zweifacher Ausfertigung vor, in dem alle Einzelheiten festgehalten waren und das sie unterschrieben. Mr. Friedrich Bienmann, 695 Dollar in der Tasche, und Mr. Warren Spencer Cole, einige Millionen auf Banken, in Aktien und in Eisenbahnen, waren Partner.
    Die Lokomotive schob die Waggons mit den Lasten auf ein Nebengleis und stampfte mit den Personenwagen davon. Ein dreifacher Heulton war ihr Abschiedsgruß. Am selben Tag noch sattelten Jeremy und Georgia die beiden Pferde und ritten stromaufwärts, um einen Übergang über den Fluss zu finden.
    »Reitet, was die Tiere hergeben«, sagte der alte Mann. »Wir müssen eine Seilbrücke hinüberbringen. Wenn wir nicht auch von dort drüben herarbeiten können, dann geht gar nichts.«
    Döblin, Grumbach und Lenski kletterten in die Steilwand und untersuchten die noch brauchbaren Brückenteile. Sie brachten dem alten Mann alle von ihm gewünschten Maße. Andreas und Gustav Bandilla hatten sich von ihrer Krankheit noch nicht wieder erholt. Sie knüpften aus langen Hanfseilen eine Art Strickleiter und knoteten alle 50 cm einen starken Ast

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