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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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nur in die Nähe kam.
    Der Mannschaft war Charly unheimlich und die Leute gingen ihm noch mehr aus dem Weg. Den Dollar aber hat jeder in New Orleans bezahlt. Vielleicht war dieses Geld Charlys Startkapital in der Neuen Welt. Aber ihren Spaß hatte die Mannschaft doch noch, als am nächsten Tag der zweite Steuermann das Deck nach dem Ring absuchte und laut verkündete, dass der, der den goldenen Ring finde und zurückgebe, von ihm einen preußischen Taler erhalte. Eine Stunde später hat er bei Charly den Ring ausgelöst.«
    »Aber was hat das mit Charlys Narbe zu tun?«, fragte der Junge.
    »Sei nicht ungeduldig.«
    Der Segelmacher stärkte sich durch ein weiteres Schlückchen aus der Tasse.
    »Als Charly nämlich an ebendiesem Abend in meine Segelkammer trat, da habe ich ihn gleich gefragt, warum er den Ring denn so behutsam aufgebogen hatte.
    Da hat er mir erzählt, dass er auch einmal einen Goldring im Ohr getragen habe. Damals sei er jung verheiratet gewesen. Er habe davon gehört, dass im Polnischen eine Zimmermannsgruppe ihren Polier durch einen Unfall verloren habe. ›Da habe ich mich aufgemacht‹, hat er gesagt. ›Ich habe mein Werkzeug zusammengepackt und bin dorthin gegangen. Ich wollte damals zeigen, dass ich das Geld zusammenbekomme.«
    »Was für Geld?«, forschte der Junge gespannt.
    »Weiß ich nicht, Luke. Ist für diese Geschichte auch gleichgültig. Jedenfalls hat er mir erzählt, wie er zu der Kolonne gekommen ist. Die Hälfte der Balken für ein Wohnhaus hätte schon parat gelegen. Aber niemand von den Männern hätte das Holz auf dem Schnür­boden aufreißen können.
    ›Das ist die Arbeit des Meisters‹, hat Charly gesagt. ›Ich habe mich angeboten und sie haben nicht lange gefragt, was ich konnte. Gefreut haben sie sich, dass ihnen jemand aus der Patsche helfen wollte. Ich habe es damals genauso gemacht, wie ich es bei meinem Vater oft gesehen hatte‹, hat Charly gesagt, ›und es sah auch alles sehr gut aus. Aber dann kam der Tag, an dem das Haus aufgerichtet werden sollte. Und es stellte sich heraus, dass die Ständer zu kurz waren und nicht genau bis unter die Firstpfette reichten, dass auch die Gehrung für die Sparren nicht stimmte und dass schließlich nach zwölf Stunden Schweiß und vergeblicher Mühe die Balken alle wieder heruntergehoben werden mussten.
    ›Was, du willst ein Zimmerpolier sein?‹, hat der Altgeselle gerufen und einen langen polnischen Fluch vom Stapel gelassen. Drohend haben die Männer um ihn herumgestanden und manchem hat das Beil in den Händen gejuckt. Der Altgeselle, hat Charly erzählt, sei nahe an ihn herangetreten und habe ihm mit einem Griff den Ring aus dem Ohr gerissen. ›In den Staub hat er ihn geworfen. Mir vor die Füße‹, hat Charly gesagt. ›Ich habe ihn nicht aufgehoben, habe mich auch nicht gewehrt. Still habe ich mein Werkzeug gepackt und bin davongegangen, und wer jemals gespürt hat, wie das ist, wenn einem ein Ring aus dem Ohr gerissen wird‹, hat Charly gesagt, ›der macht das nicht, nicht mal bei einem Hund!‹ Damals habe sich Charly geschworen niemals mehr ein Zimmermann zu sein«, beendete der Segelmacher seine Geschichte.
    »Also war er doch ein Zimmermann, dein Charly?«
    »Muss wohl so sein, mein Junge.«
    »Er hatte eine Narbe im Ohr, dein Charly. Und auf die Bilder hat er sein Zeichen gemalt. Auch auf das Bild des Kapitäns. Dein Charly ist mein Vater.«
    »Wenn du es sagst, Luke.«
    Der Segelmacher nahm den letzten Schluck aus der Tasse.
    »Aber er hat die Karten nicht angefasst, dein Charly. Hat nicht getrunken. Das vor allem hat mich in Zweifel gebracht.«
    »Ist eine andere Geschichte. Luke. Aber heute nicht mehr. Ich bin müde. Geh jetzt.«
    »Sag mir noch, ob du das Medaillon an den Händler Nathan verkauft hast, Hendrik.«
    »Muss wohl so gewesen sein, Junge. Ich weiß nur noch, dass ich in Danzig einen schrecklichen Durst hatte. Ich hätte damals alles verkauft für ‘ne volle Flasche. Vielleicht hab ich’s verkauft . . . Vielleicht auch an den Jud. Aber genauer kann ich’s dir nicht sagen. Wenn’s mir einfällt, Junge, werd ich’s dir erzählen.«

Das Gepolter der Matrosen, die um vier Uhr die Segel aufzogen, weckte den Jungen wie an jedem Morgen. Mathilde lag bereits wach.
    »Du musst es tun, Mathilde«, forderte der Junge.
    »Es hat mit dem Bild schon genug Verdruss gegeben, Luke. Der Kapitän fand zwar eine Erklärung dafür, dass das Bild am Boden lag. Er glaubt, dass es durch den harten Windstoß, der

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