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Der Lange Weg Des Lukas B.

Der Lange Weg Des Lukas B.

Titel: Der Lange Weg Des Lukas B. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Faehrmann
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Agenten dem alten Mann Zeichen und wollte ihm andeuten, dass dieser Mann ein Betrüger sei, doch der alte Mann verstand den Jungen nicht und sagte ärgerlich: »Lass die Faxen, Luke.«
    Da rief der Junge: »Er will dich übers Ohr hauen, Großvater. Für zehn Dollar kannst du dreimal so weit fahren. Im Hafen steht es auf den Tafeln angeschrieben. Zehn Dollar bis St. Louis.«
    Der alte Mann schaute den Agenten misstrauisch an. Der zeigte sich empört und erbot sich gleich mit seinem Freund Frederick zum Hafen zu gehen und den Irrtum an Ort und Stelle aufzuklären. Der Junge könne wohl nicht richtig lesen und hätte eine bessere Schule besuchen sollen, rief er ärgerlich.
    Piet sagte scharf: »Ich bin sein Lehrer und der Junge kann hervorragend lesen.«
    »Was streiten wir uns, Freund Frederick«, sagte der Agent. »Komm mit mir. Ich werde dir alles zeigen.«
    Die beiden zogen los.
    Zurück kehrte nach einer Stunde allerdings nur der alte Mann. »Ich habe Johnny im Gewühl verloren«, sagte er verwirrt.
    »Ich bin mit Luke an den Anlegeplatz gegangen, Vater. Der Junge hat uns fast 75 Dollar erspart. Die Fahrt bis Vicksburg kostet pro Person viereinhalb Dollar für den Kajütenplatz«, sagte Mathilde.
    »Der Schuft«, schimpfte der alte Mann empört. »Pschakrew, wenn er mir noch mal unter die Augen tritt, schlage ich ihm aus seinem Zylinderhut eine Ziehharmonika.« Dann nahm er den Jungen und stemmte ihn hoch in die Luft, wie er es oft getan hatte, als sein Enkel noch ein kleines Kind gewesen war. Er rief: »Luke, wenn wir dich nicht hätten, dann wären wir jetzt viel ärmer und uns ging’s längst nicht so gut.«
    Sie buchten die Fahrt auf der »Duke of Orleans«. Das war ein Schiff, breiter und länger als die »Neptun von Danzig«. Der Junge musste 130 lange Schritte gehen, um vom Bug zum Heck zu gelangen, und fast siebzig Schritte in die Breite. Sie wurden vom Steuermann darauf aufmerksam gemacht, dass sie pünktlich um drei Uhr am Nachmittag mitsamt dem Gepäck an Bord sein müssten, wenn es ginge, sogar früher. Denn Pünktlichkeit sei auf dem Mississippi oberstes Gebot.
    Zum Transport der Kisten hatten sich genügend Männer angeboten, Schwarze, Weiße, zerlumpt gekleidet und Hunger in den Augen. Sie wollten auf flachen Handkarren das Gepäck zum Dampferhafen schaffen. Es gab einen hastigen Abschied von der »Neptun«. Der Junge schlüpfte für ein paar Minuten zu dem Segelmacher hinunter. Aber der hustete so stark, dass er kaum ein Wort mit dem Jungen wechseln konnte.
    »Wenn du Charly findest, Luke«, presste er hervor, »dann bestelle ihm einen Gruß von mir und sage ihm, er soll werden, was er ist.«
    Der Junge nickte, ohne zu verstehen. Auch dem Koch sagte der Junge Lebewohl. Jonas schenkte ihm zum Abschied ein schweres, längliches Päckchen. »Das ist für deine Hilfe in der Kombüse«, sagte er. »Aber öffne es erst, wenn du in Vicksburg bist. Ich wünsche dir, dass du nie gebrauchen wirst, was darin ist.«
    »Alle reden in Rätseln«, lachte der Junge, aber er versprach dem Koch seine Neugier zu zähmen.
    Die Zimmerleute liefen neben den Handkarren her, die laut über das Pflaster ratterten. Der alte Mann hatte ihnen eingeschärft, es gebe überall Betrüger und sie sollten die Kisten nicht einen Augenblick aus den Augen lassen.
    Lange vor drei Uhr waren sie schon auf dem Hafenplatz. Es herrschte dort ein wilder Betrieb. Eine Band spielte. Für preußische Ohren war ihre Musik ein einziges Durcheinander. Aber sie fuhr in die Glieder. Lastträger schrien sich den Weg zu den Schiffen frei. Passagiere suchten den richtigen Dampfer. Mütter riefen nach ihren Kindern. Vom Deck der Schiffe schallten Kommandos. Signalpfeifen schrillten. Fässer, von flinken Händen gerollt, rappelten über das Pflaster. Kutschen brachten Kajütenpassagiere und die Hufe ihrer Pferde schlugen Funken aus den Steinen. Kurz nach drei Uhr stiegen aus den Schornsteinen von fünf Passagierdampfern schwarze Wolkenfahnen und wurden vom Wind wie ein Rauchdach über den Platz getrieben.
    Einige Bootsleute halfen den Zimmerleuten, die vier Kajüten gebucht hatten. Mathilde wurde mit zwei fremden Frauen eine andere Kajüte zugewiesen. Zwischen vier und halb fünf Uhr legten die Raddampfer ab. Die »Duke« war der letzte. Rückwärts schoben sie sich von der Hafenmole weg in die Fahrrinne. Jubel und noch größerer Lärm brausten über den Hafenplatz. »Ist das jeden Tag so?«, fragte der Junge.
    »Die Frauen in meiner Kabine haben

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