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Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home

Titel: Der lange Weg nach Hause - The Long Road Home Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Steel
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fügte er hinzu und nannte zwei Namen, die Gabriella tief beeindruckten. Neugierig schaute er sie an. »Ich vermute, Sie wollen Ihren Job noch nicht aufgeben?« Er wusste, dass man gute Trinkgelder bekam, wenn man in einem Restaurant bediente. Aber die Arbeitszeiten und -bedingungen waren manchmal kaum zu ertragen.
    »Gewissermaßen hat der Job
mich
aufgegeben«, erwiderte sie lachend. »Diese Woche wurde ich gefeuert. Frohe Weihnachten.«
    »Die Frau, die hier mit mir arbeitet, erwartet ein Baby. Nächsten Freitag hört sie auf, für immer. Würden Sie sich für die Stelle interessieren? Das Gehalt ist recht gut. Und wenn nicht viel los ist, kann man in aller Ruhe lesen.« Schüchtern lächelte er Gabriella an. »Außerdem wird behauptet, es sei nicht besonders schlimm, für mich zu arbeiten. Übrigens, ich bin Ian Jones.« Er reichte ihr seine Hand, die sie höflich schüttelte.
    Dann stellte sie sich ebenfalls vor, hocherfreut über sein Angebot. Er erklärte ihr, was sie verdienen würde – wesentlich mehr, als sie im Baum's inklusive der Trinkgelder bekommen hatte. Obendrein musste sie sich keine zwölf Stunden pro Tag abrackern. Das war genau der Job, den sie sich wünschte! »Brauche ich keine Referenzen?«
    »Nicht nötig. Sie sehen gut aus, Miss Harrison, sind eine Schriftstellerin und offensichtlich sehr intelligent. Und Ihre kultivierte Sprechweise gefällt mir.«
    Nachdem sie vereinbart hatten, dass sie am 2. Januar ihre neue Stellung antreten sollte, wickelte er die drei Bücher ein. Das Päckchen unter dem Arm, fuhr sie im Bus nach Hause. Glückstrahlend betrat sie die Pension.
    »Haben Sie schon wieder eine Geschichte verkauft?«, fragte Mrs Boslicki aufgeregt und eilte ihr in der Halle entgegen.
    »Nein, es ist noch besser – oder fast. Ich habe einen fabelhaften Job in einer Buchhandlung bekommen. Einen Tag nach Neujahr fange ich an.«
    Am Nachmittag berichtete sie dem Professor von ihrem Erfolg, und er freute sich von Herzen mit ihr. Heute Morgen fühlte er sich nicht gut. Er litt an einer Grippe, und jetzt kam auch noch eine Bronchitis dazu. Trotzdem war er überglücklich über Gabriellas Neuigkeiten. In einem alten Bademantel saß er ihr in seinem Zimmer gegenüber, wo es warm und gemütlich war. Sie konnte es kaum erwarten, ihm das Geschenk zu überreichen. Aber sie wollte sich bis zum Weihnachtstag gedulden.
    Auf dem Weg zu ihrem Zimmer begegnete sie Steve Porter, der etwas niedergeschlagen wirkte. Als er fragte, warum sie so fröhlich aussehen würde, erzählte sie von ihrem neuen Job. Da gratulierte er ihr und bemerkte seufzend, er würde sich wünschen, das Schicksal wäre ihm ebenso gewogen. Seit einem Monat suchte er vergeblich eine Stelle, und jetzt gingen seine Ersparnisse zur Neige. »Wie ich höre, haben Sie dem
New Yorker
eine Ihrer Geschichten verkauft«, fuhr er bewundernd fort. »Anscheinend stecken Sie mitten in einer Glückssträhne. Freut mich für Sie.«
    Was sie in ihrem bisherigen Leben durchgemacht hatte, wusste er natürlich nicht. Aber sie bedauerte ihn, weil er derzeit vom Pech verfolgt wurde. Und plötzlich meldete sich ihr Gewissen, nachdem sie so schlecht über ihn geredet hatte. »Übrigens, vielen Dank für den Weihnachtsschmuck.« Seit er in der Pension wohnte, bemühte er sich rührend um alle Mieter, und sie hatte ihn viel zu kritisch beurteilt. Das bereute sie jetzt. »Ich drücke Ihnen die Daumen, Steve.«
    »Vielen Dank, das wird mir bestimmt helfen.« Er wandte sich ab und wollte weitergehen. Doch dann zögerte er und drehte sich noch einmal um. »Ich wollte Sie was fragen. Aber ich war mir nicht sicher, was Sie davon halten würden ... Möchten Sie mich am Heiligen Abend zur Christmette begleiten?«
    Gerührt über seinen Vorschlag, überlegte sie, dass sie einem sehr traurigen Weihnachtsfest entgegenblickte – so kurz nach Joes Tod. Andererseits hatte sie keinen Gottesdienst mehr besucht, nachdem sie aus dem St. Matthew's ausgezogen war. »Darüber will ich erst mal nachdenken. Jedenfalls – danke für die Einladung.«
    »Keine Ursache.« Lächelnd winkte er ihr zu und stieg die Treppe hinab, um seine Post zu holen und Mrs Boslicki nach telefonischen Nachrichten zu fragen. Da er so dringend einen Job brauchte, hoffte er Tag für Tag, eine positive Antwort auf eines seiner Bewerbungsschreiben zu erhalten.
    Jetzt erkannte Gabriella, wie falsch sie ihn eingeschätzt hatte, und gab dem Professor Recht – Steve Porter war wirklich ein netter junger Mann.

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