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Der lange Weg zur Freiheit

Der lange Weg zur Freiheit

Titel: Der lange Weg zur Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson Mandela
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Menschen getötet. Wieder wurde niemand festgenommen.
    Ich brachte es nicht über mich, untätig zuzuschauen, während die Gewalt andauerte, und so bemühte ich mich um ein weiteres Treffen mit Häuptling Buthelezi. Im April reiste ich nach Durban, und wieder gaben wir starke Erklärungen ab und unterzeichneten ein weiteres Abkommen. Doch wieder war die Tinte noch nicht trocken, als erneut Blut vergossen wurde. Ich war überzeugter denn je, daß die Regierung hinter einem großen Teil der Gewalttätigkeiten steckte und daß die Gewalt die Verhandlungen erschwerte. Mr. de Klerks Weigerung zu reagieren brachte auch unsere Beziehung in Gefahr.
    Auf einer zweitägigen Konferenz des Nationalen Exekutivkomitees brachte ich meine Zweifel über Mr. de Klerk zur Sprache. Der NEC war der Auffassung, die Regierung stecke hinter der Gewalt und die Gewalt vergifte das Klima für Verhandlungen. In einem offenen Brief an die Regierung forderten wir die Entlassung von Verteidigungsminister Magnus Malan und von Adriaan Vlok, dem Minister für Recht und Ordnung; ferner das Verbot, in der Öffentlichkeit Waffen zu tragen; die Auflösung der Heime für Wanderarbeiter, in denen so viele Inkatha-Mitglieder in den Townships rings um Johannesburg lebten; die Auflösung der geheimen Anti-Rebellen-Einheiten der Regierung; und die Ernennung einer unabhängigen Kommission zur Überprüfung von Klagen über das Fehlverhalten auf Seiten der Sicherheitskräfte.
    Wir gaben der Regierung bis Mai Zeit, unsere Forderungen zu erfüllen. Mr. de Klerk forderte seinerseits eine Viel-Parteien-Konferenz zur Frage der Gewalt, die im Mai stattfinden solle, doch ich entgegnete, dies sei sinnlos, denn die Regierung wisse genau, was zu geschehen habe, um die Gewalt zu beenden. Im Mai kündigten wir die Einstellung der Gespräche mit der Regierung an.
     
     
    Im Juli 1991 hielt der ANC zum erstenmal seit 30 Jahren seine Jahreskonferenz auf südafrikanischem Boden ab. An der Konferenz nahmen 2244 stimmberechtigte Delegierte teil, die von den ANC-Ortsgruppen im In- und Ausland auf demokratischem Wege gewählt worden waren. In der Konferenz wurde ich ohne Gegenstimme zum ANC-Präsidenten gewählt. Cyril Ramaphosa wurde zum Generalsekretär gewählt, ein Zeichen dafür, daß die Fackel von der älteren Führungsgeneration an eine jüngere weitergereicht worden war. Cyril, dem ich erst nach meiner Freilassung aus dem Gefängnis begegnet war, war ein würdiger Nachfolger in einer langen Reihe bemerkenswerter ANC-Führer. Er war wahrscheinlich der geschickteste Verhandlungspartner in den Reihen des ANC, eine Fähigkeit, die er sich als Generalsekretär der National Union of Mine Workers (Gewerkschaft der Minenarbeiter) erworben hatte.
    In meiner Rede dankte ich für die große Ehre, die mir erwiesen worden sei, und sprach über die Schwierigkeit, die damit verbunden sei, in die Fußstapfen meines großen Vorgängers Oliver Tambo zu treten. Obwohl wir uns mit der Regierung in den Haaren lägen, seien doch Verhandlungen an sich schon ein Sieg. Die bloße Tatsache, daß die Regierung sich überhaupt an Verhandlungen beteilige, sei schon ein Zeichen dafür, daß sie nicht über die Kraft verfüge, die Apartheid aufrechtzuerhalten. Ich wiederholte, der Verhandlungsprozeß werde nicht einfach sein, da wir es mit Politikern zu tun hätten, die sich nicht selbst aus der Macht wegverhandeln wollten. »Der entscheidende Punkt, der ganz deutlich gesehen werden muß, ist der, daß der Kampf nicht vorüber ist, und die Verhandlungen selbst sind ein Schauspiel des Kampfes, mit Fortschritten und Rückschlägen wie jede andere Form des Kampfes.«
    Doch Verhandlungen konnten nicht warten. Es lag nicht in unserem Interesse, die Agonie der Apartheid um jeden Preis zu verlängern. Es sei notwendig, erklärte ich, so bald wie möglich eine Übergangsregierung zu bilden.
     
     
    Die Konferenz unterstrich eine der wichtigsten und anspruchsvollsten Aufgaben, die vor dem ANC lagen: die Umwandlung einer illegalen, im Untergrund tätigen Befreiungsbewegung in eine legale politische Massenpartei. 30 Jahre hatte der ANC in Südafrika im geheimen gearbeitet; solche Gewohnheiten und Methoden waren tief verwurzelt. Wir hatten eine ganze Organisation neu zu konstruieren, von der kleinsten Ortsgruppe bis zur Nationalen Exekutive. Und wir hatten dies in einer Epoche außergewöhnlicher Veränderungen innerhalb von Monaten zu bewältigen.
    Ein großer Teil der Führung des ANC und der Kommunistischen

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