Der lange Weg zur Freiheit
nicht kochen kann?«
Diamini führte selbst indirekt eine Klärung der Situation herbei, denn ich war so begierig darauf, ihn aus dem Haus zu haben, daß ich selbst zu dem Siedler-Camp lief und dort erklärte, Scott sei ihr wahrer Freund, und nicht Komo, und sie sollten zwischen beiden wählen. Sie organisierten daraufhin eine Wahl, in der Scott obsiegte, und so kehrte er zurück zum Camp und nahm Vater Diamini mit sich.
Gleich zu Anfang des Jahres 1947 hatte ich die erforderliche dreijährige Ausbildungszeit in der Anwaltskanzlei abgeschlossen, und die Zeit bei Witkin, Sidelsky und Eidelman ging zu Ende. Ich beschloß, mich fortan ausschließlich dem Studium zu widmen, um mich selbständig machen und als Rechtsanwalt praktizieren zu können. Der Verlust von acht Pfund, zehn Shilling und einem Penny, die ich bei Sidelsky monatlich verdient hatte, war freilich ein schwerer Schlag. Ich wandte mich deshalb an den Bantu Welfare Trust beim Südafrikanischen Institut für Rassenbeziehungen in Johannesburg und bat um ein Darlehen von 250 Pfund Sterling zur Finanzierung meines Jurastudiums, wozu die Universitätsgebühren, Kosten für Studienmaterial und ein monatliches Taschengeld zählten. Bewilligt wurden mir 150 Pfund.
Ein Vierteljahr später schrieb ich die Stelle wieder an und wies darauf hin, daß meine Frau ihren Mutterschaftsurlaub nehmen und damit ihr Monatsgehalt von 17 Pfund verlieren werde. Die Summe sei aber unentbehrlich für unseren Lebensunterhalt. Ich erhielt die zusätzliche Summe, wofür ich dankbar war, doch die Umstände, die das Geld erforderten, waren äußerst unglückselig. Die Geburt unserer Tochter Makaziwe war nicht schwierig, doch das Kind war schwächlich und kränkelnd. Von Geburt an fürchteten wir das Schlimmste. In vielen Nächten wachten Evelyn und ich abwechselnd bei Makaziwe. Wir wußten nicht, was das Leben dieses winzigen Mädchens aufzehrte, und die Ärzte konnten uns die Ursache des Leidens nicht erklären. Evelyn umsorgte das Mädchen mit der Unermüdlichkeit einer Mutter und der Tüchtigkeit einer professionellen Krankenschwester. Als sie neun Monate alt war, starb Makaziwe. Evelyn war völlig niedergeschlagen, und das einzige, was mir half, meinen eigenen Gram zu mildern, war der Versuch, Evelyns Schmerz zu lindern. Lange Zeit schien es, als sei ihr Herz gebrochen.
Soviel man in der Politik auch planen mag, die Ereignisse werden oft von Umständen diktiert. Als ich eines Tages im Juli 1947 mit Lembede informell über Angelegenheiten der Jugendliga diskutierte, klagte er über plötzliche Magenschmerzen und damit einhergehendem Schüttelfrost. Als die Schmerzen schlimmer wurden, brachten wir ihn zum Coronation-Krankenhaus, und noch in derselben Nacht starb er, im Alter von 33 Jahren. Vielen ging sein Tod sehr nahe. Walter Sisulu schien vor Gram fast gelähmt. Lembedes Tod war ein Rückschlag auch für die Bewegung, denn Lembede war ein Quell von Ideen gewesen, und er hatte andere zur Organisation hingezogen.
Nachfolger von Lembede wurde Peter Mda, dessen analytische Einstellung, die Fähigkeit, sich klar und einfach auszudrücken, und dessen taktische Erfahrung ihn zu einem hervorragenden Politiker und einem ausgezeichneten Führer der Jugendliga machten. Mda war ein schlanker Mann, der kein Gramm zuviel Gewicht hatte, so wenig wie er überflüssige Worte verwandte. Mit seiner weitherzigen Toleranz anderen Ansichten gegenüber war sein eigenes Denken reifer und fortschrittlicher als das von Lembede. In gewisser Weise bedurfte es Mdas Führung, um Lembedes Sache zu befördern.
Mda war der Meinung, die Jugendliga solle als eine Art interner Pressure-group fungieren, als militanter nationalistischer Flügel innerhalb des ANC als ganzem. Das werde die Organisation in eine neue Ära führen. Damals hatte der ANC keinen einzigen Ganztagsbeschäftigten, und er war schlecht organisiert und operierte quasi aufs Geratewohl. (Später wurde Walter das erste und einzige ganztags beschäftigte ANC-Führungsmitglied, für ein äußerst mageres Gehalt.)
Rasch etablierte Mda eine Filiale der Jugendliga in Fort Hare unter der Leitung von Z. K. Matthews und Godfrey Pitje, eines Dozenten in Anthropologie. Die beiden rekrutierten für die Liga viele hervorragende Studenten, die frisches Blut und neue Ideen mitbrachten. Zu den hervorragendsten gehörten Professor Matthews brillanter Sohn Joe und Robert Sobukwe, ein faszinierender Redner und scharfer Denker.
Mda war in seinem
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