Der Lauf-Gourmet
Ziel mit allem zu stärken,
was die Lebensmittelindustrie an Zuckerhaltigem erfindet. Wichtig: Die Verpackung muss möglichst grell gestaltet sein. Bevorzugter Treibstoff: Saure Heringe in Giftgrün, Schokobonbons mit Karamellkern und spaceblauer Isodrink. Plündert direkt nach dem Zieleinlauf den gesamten Riegelvorrat des nächsten Kiosks. Weil er statt eines Magens über eine innere Zerreißmaschine verfügt, muss er sich danach nicht mal übergeben.
Der Aminoanbeter
Glaubt an Vorsprung durch Pharmazie. Bunkert ausschließlich Funktionsfood in seinen Vorratsschränken. Warum eine ordinäre Möhre knabbern, wenn eine Tablette das Zehnfache an Vitaminen bietet? Einziges Problem: Die Tablette kostet auch das Zehnfache. Wäre der ideale Astronaut für eine Marsmission, weil er keine andere Nahrung kennt als Pillen und Pulver. Hat sich vor dem Rennen mit High-Speed-Eiweiß-Drinks vollgesogen und unterwegs Guarana-Glucose-Gels gelutscht, die das bittere Aufstoßen der Blutverdünnungspillen überdecken. Genehmigt sich im Ziel einen selbstkreierten Mix aus Phosphaten, Molybdän und ausgesuchten Aminosäuren. An fortgesetzten ekligen Körpergeräuschen eindeutig zu identifizieren.
Die Schweinebacke
Seine Mutti hat den Krieg noch miterlebt und ist daher fest überzeugt, dass gute Butter, Mehl und Eier den höchsten Nährwert bergen. Schweinebacke futtert vergnügt jeden Fettstreifen mit, den jeder normale Läufer angeekelt auf dem äußersten Tellerrand platzieren würde, und ist fest davon überzeugt, dass das Völlegefühl so heißt, weil dann die Energiespeicher völlig gefüllt sind. Schafft den Marathon knapp unter sechs Stunden, aber nur, weil ihn der Gedanke an ein Blech Butterkuchen im Ziel motiviert, mit viel Sahne natürlich.
Der Humpen-Horst
Schwört auf den Treibstoff Alkohol. Verzichtet auf die Pasta-Party (»Kinderkacke«), betreibt Carboloading am Abend vorher ausschließlich mit frisch gezapftem Pils. Stolpert meist mit einer Viertelstunde Verspätung zum Start, weil er verschlafen hat. Ist aber auch egal, denn Marathon bedeutet für ihn nicht Bestzeitjagd, sondern Volksfest. Bleibt bei jeder Musikkapelle stehen, dirigiert so lange, bis er wieder Luft hat. Spaziert die letzten 15 Kilometer und reißt dabei Zuschauern das Dosenbier aus der Hand. Kommt kurz vor Abbau der Zeitnahme ins Ziel und schreit: »Wo ist mein Pils?« Tankt aus Mangel an richtigem Bier notgedrungen mit alkoholfreiem Weizen nach. Verfügt über die Mentalität des Fremdenlegionärs, der Dehydrierung für eine völlig normale Körperfunktion hält.
Twiggy
Betrachtet Marathon als höchste Form der Diät. Sieht aus wie eine alte Lederaktentasche und läuft auch so. Weil sich jeder Tropfen Flüssigkeit auf der Waage niederschlägt, benetzt sie unterwegs bestenfalls die Lippen. Gönnt sich im Ziel ein halbes Glas Wasser, lauwarm, dafür ohne Sprudel, das nur an hohen Feiertagen mit einer Viertel Vitamintablette gepimpt wird. Für Mediziner immer wieder ein Wunder, dass es auch außerhalb der Sahara Lebewesen gibt, die wochenlang ohne Flüssigkeit auskommen können.
Fakten, Fragen, Tipps und Mythen zur Marathonnachbereitung
Stimmt es, dass nach einem Marathon essensmäßig alles erlaubt ist? Nein, es ist keine gute Idee, gleich im Ziel ein Belohnungsbier zu trinken und sich dann mit einer Tüte Chips zu Hause aufs Sofa fallen zu lassen - Fett und Alkohol verzögern die Regeneration.
Stimmt es, dass ich mir nach einem Marathon am besten gleich den Magen vollschlagen soll?
Jein. Wichtig ist, sofort zu trinken und möglichst bald etwas Leichtes, gut Verdauliches zu essen.
Ich habe während des Marathons regelmäßig getrunken - ist mein Flüssigkeitshaushalt damit ausgeglichen?
Es ist nicht möglich, während eines Wettkampfs genauso viel Flüssigkeit zu sich zu nehmen, wie man verloren hat.
Wie gleiche ich das Defizit am schnellsten wieder aus?
Pro Liter verlorener Flüssigkeit sollten 1,5 Liter getrunken werden. Weil auch die Kohlenhydratspeicher leer sind, kann man mit gesüßten Getränken, die am besten auch Mineralsalze enthalten, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.
Wie kompensiert man den Salzverlust - Kochsalz löffeln?
Nach einem längeren Wettkampf (ab 1,5 Stunden) ist es wichtig, den Salzverlust auszugleichen, denn zu wenig Natrium kann zu Schwäche, Müdigkeit, Muskelkrämpfen und Kreislaufstörungen führen. Auch Magnesium und Zink sollten übers Essen, ein Sportgetränk oder
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