Der Lavendelgarten
Hand mit erstaunlicher Kraft, verzog den Mund zu einem Grinsen und nickte ihr zu.
»Auf Wiedersehen, ich wünsche Ihnen gute Besserung.« Emilie drückte ihm einen Kuss auf die papierene Haut seiner Stirn.
Jean war mit dem Arzt bei seinem Vater, als Emilie zum Flughafen aufbrach. Um nicht zu stören, hinterließ sie einen Zettel auf dem Küchentisch, auf dem sie sich bedankte, bevor sie in den Wagen stieg und sich auf den Weg nach Nizza machte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil das Erzählen der Geschichte Jacques körperlich und emotional mitgenommen hatte.
Beim Start in Nizza betete Emilie, dass Jacques sich wieder erholen würde, akzeptierte aber, dass sie den Rest der Geschichte möglicherweise niemals erfahren würde. Irgendwo über Nordfrankreich begannen sich ihre Gedanken dann auf ihr neues Zuhause zu richten.
Nach zwei Tagen in ihrer Herzensheimat fiel ihr die Rückkehr nach Blackmoor Hall schwer. Sie musste sich innerlich auf den grauen englischen Himmel und die deprimierende Atmosphäre des Hauses vorbereiten. Und darauf, ihren Mann zu fragen, wieso er zwei Tage im Château verbracht hatte, ohne ihr etwas zu sagen …
Als das Flugzeug sich durch dicke Regenwolken dem Boden näherte, ermahnte Emilie sich zur Ruhe. Sie hatte sich für diesen Mann und dieses Leben entschieden, egal wie schwierig es ihr im Moment erschien. Ein dunkles, kaltes Haus und zwei verfeindete Brüder waren nichts, verglichen mit dem schrecklichen Leid, von dem Jacques ihr am Abend zuvor erzählt hatte.
Als sie Blackmoor Hall erreichte, konnte sie die alte Klapperkiste, mit der Sebastian zum Bahnhof gefahren war, nirgends entdecken, und sie betrat ein leeres Haus. Da es in dem Gemäuer wieder eiskalt war, ging Emilie sofort in den Keller, um die Heizung einzuschalten. Das bedeutete, dass Sebastian nicht hier gewesen war. Merkwürdig, dachte sie, denn bei ihrem Telefonat tags zuvor hatte er behauptet, er rufe von zu Hause aus an …
Vielleicht, überlegte Emilie, war er es ja gewöhnt, ohne Heizung zu wohnen, und hatte einfach vergessen, sie einzuschalten. Als sie jedoch zu ihrem Schlafzimmer hinaufging, fand sie den Raum genau so vor, wie sie ihn zwei Tage vorher verlassen hatte. Und in der Küche war die halbe Flasche Milch, die sie vor ihrer Abreise in den Kühlschrank gestellt hatte, nach wie vor unberührt.
»Hör auf damit!«, rügte Emilie sich selbst. Möglicherweise war Sebastian am Abend zurückgekommen, hatte nur die Nacht hier verbracht und war zurück nach London gefahren. Jedenfalls würde sie einkaufen müssen, damit sie am Abend etwas zu essen hatten.
Gerade als sie die Haustür aufmachen wollte, um noch einmal in den Land Rover zu steigen, tauchte Sebastian in der Auffahrt auf. Emilie blieb unsicher an der Tür stehen.
»Schatz!« Sebastian kam mit ausgebreiteten Armen auf sie zu. »Schön, dass du wieder da bist.« Er küsste sie. »Du hast mir gefehlt.«
»Und du mir, Sebastian. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Ich …«
Sebastian legte ihr einen Finger auf die Lippen. »Jetzt sind wir ja zusammen.«
Sie verbrachten ein schönes Wochenende damit, sich wieder anzunähern, schliefen miteinander, standen spät auf, kochten, wenn sie Hunger hatten, und machten am Sonntagnachmittag einen Spaziergang über das Anwesen. Im Garten wagten sich bereits die ersten Frühlingsboten hervor.
»Hier draußen gibt es so viel zu tun, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll«, seufzte Sebastian, als sie über den großen Rasen zum Haus zurückkehrten.
»Ich liebe Gartenarbeit«, sagte Emilie. »Ich könnte mein Glück versuchen. Dann wäre ich in deiner Abwesenheit beschäftigt.«
»Ja«, pflichtete Sebastian ihr bei, als sie die Küche betraten. »Tee?«
»Ja, bitte.«
»Sonderlich befriedigend ist der Zustand hier nicht gerade, was?«, fragte Sebastian. »Und ich fürchte, ich werde in den nächsten Monaten viel unterwegs sein.«
»Dann wäre es das Beste, wenn ich tatsächlich mit dir nach London ginge«, erklärte Emilie mit fester Stimme, als er ihr eine große Tasse Tee reichte. »Es ist nicht gut, schon so bald nach der Hochzeit so oft getrennt zu sein. Außerdem finde ich es lächerlich, dass du es mir nicht erlaubst, dir zum Nutzen unserer Beziehung finanziell unter die Arme zu greifen«, fügte sie, erstaunt über ihren Mut, hinzu.
»Du hast recht. Lass uns doch in ein paar Wochen noch mal drüber nachdenken«, sagte Sebastian und küsste sie auf die Nase. »Wir könnten uns nach einer
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