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Der Leberwurst-Mörder

Der Leberwurst-Mörder

Titel: Der Leberwurst-Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Jansen
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ihr Detektivspiel und was sie und Mara über Lianes Onlinedating-Kontakte herausgefunden haben. Sogar den Besuch bei Heike Cleffmann lässt sie nicht aus. Franco hört bis zum Schluss zu und fragt: »Warum habt ihr dem Hauptkommissar nichts davon gesagt?«
    »Hab ich doch! Nur wollte der nichts davon wissen, das Ermitteln sollten wir bitteschön ihm überlassen.« Jule klingt ein bisschen gekränkt.
    »Ja, Patullek wirkt oft ziemlich arrogant«, gibt Franco zu. »Ich würde manches anders machen als er.«
    Jule und ich erfahren, dass Franco neben seinem Dienst noch studiert, um auch Kriminalkommissar zu werden. Darum sei er auch ab Mitte nächster Woche wieder an der Hochschule und nicht hier, bedauert er. »Doch danach möchte ich dich unbedingt wiedersehen. Und Rika natürlich auch.«
    Das hören meine Hundeohren gern. Jule lacht, weil mein Schwanz so heftig wedelt, dass er rhythmisch auf den Boden klopft.
    Maria bringt zweimal Cannelloni, und ein verführerischer Duft zieht in meine Hundenase. Leider sind die Leckereien auf dem Tisch nicht für mich bestimmt. Aber wenigstens reicht Jule mir ein Stückchen Brot herunter. Ich zerkaue es ganz langsam, lasse dabei den Duft von Jules und Francos Essen durch meine Schnauze ziehen und stelle mir vor, ich kaute auf einem Stück Fleisch herum. Als Hund weiß ich auch die kleinen Freuden zu schätzen. Dadurch unterscheide ich mich, glaube ich, oft von den Menschen.
     
    Irgendwann kommt das Gespräch zwischen Franco und Jule auf die dicke Schmitz. Jule beschreibt lachend, wie die Nachbarin mit dem Kuchen vor der Tür stand und so zuckersüß redete, als wäre sie eine gute Freundin.
    Franco hört aufmerksam zu, dann grinst auch er und meint: »Na, da hat sie sich meinen Vortrag ja sehr zu Herzen genommen. Ich hab sie nämlich ziemlich rundgemacht. Sie wollte tatsächlich zur Anzeige bringen, dass du ein zwielichtiges Gewerbe betreibst und morgens früh leicht bekleidet Herrenbesuch empfängst.«
    »Was?« Jule lässt vor Schreck die Gabel fallen und schaut Franco entsetzt an. »Herrenbesuch? Und ich leichtbekleidet? Damit kann sie höchstens den Hauptkommissar meinen, der mich Montagfrüh um sieben Uhr aus dem Bett geklingelt hat.«
    »Ich weiß, ich weiß. Beruhige dich. Alles ist gut. Eigentlich wollte ich es dir gar nicht erzählen. Ich habe der Dame den Rat gegeben, keine Lügen mehr zu verbreiten, sonst müsse sie nämlich mit einer Anzeige wegen Verleumdung rechnen. Und das könnte teuer werden.«
    »Hm, verstehe. Sie hat Angst bekommen, ich könnte zurückschießen. Darum der Kuchen.« Jule atmet hörbar aus. »Okay, Themenwechsel. Von der falschen Schlange lassen wir uns doch nicht den Abend verderben.«
    Franco lacht, und Jule stimmt ein.
    Ich lasse die beiden turteln und döse unter dem Tisch vor mich hin.
     
    Maria nimmt Franco das Versprechen ab, sie bald wieder zu besuchen und unbedingt die zwei Signorinas mitzubringen. Als wir aus der Tür treten, ist der Himmel voller Sterne.
    »Schön«, flüstert Jule. Im nächsten Augenblick ruft sie: »Da! Hast du sie gesehen? Eine Sternschnuppe!« Sie schließt die Augen und ist einen Moment ganz still.
    Franco betrachtet sie, und sein Gesicht hat immer noch dieses Strahlen. »Du hast dir etwas gewünscht, stimmt’s?«, fragt er, als Jule die Augen wieder öffnet. Sie nickt nur und lächelt ihn an.
    »Ich auch.« Jetzt nimmt er tatsächlich Jules Hand und hält sie ganz fest. Jule scheint es zu gefallen. Hand in Hand laufen die beiden weiter. Ich trabe brav nebenher und kann nicht aufhören, mit dem Schwanz zu wedeln.
    Wir überqueren die Bahngleise beim alten Güterbahnhof, und ich sehe in der Ferne eine seltsame vermummte Gestalt auf uns zukommen. Sie trägt in dieser lauen Sommernacht einen schweren Mantel, dazu ein Kopftuch, das sie tief in die Stirn gezogen hat, und zieht eine klappernde Einkaufstasche auf Rädern hinter sich her, mit denen alte Leute oder Penner oft unterwegs sind. Eigentlich sieht die Gestalt aus wie eine alte Frau, die im Winter vom Einkaufen kommt. Doch es ist mitten in der Nacht und Spätsommer, also belle ich, um dem Penner Angst einzujagen und ihn zu verscheuchen. Er soll Jule und Franco jetzt nicht stören. Doch der Penner denkt gar nicht daran, zu verschwinden, sondern bleibt nur kurz stehen, schaut sich um und kommt dann auf uns zugetippelt.
    Diese Tippelschritte kenne ich doch ... Sofort höre ich mit dem Bellen auf und bleibe stehen. Auch Jule und Franco wenden jetzt ihre ganze

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