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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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Treppe runter, muss nicht antworten, nicht mal in meinem Kopf.
 
    Das Gymnasium, das den Wettbewerb organisiert hat, liegt am anderen Ende der Stadt. Die klassische Geometrie des festlich herausgeputzten öffentlichen Gebäudes verbrüdert es mit allen anderen Schulen. Fast allen.
    Nach knapp einem Jahr beleidigt mich noch immer der Anblick einer elektrischen Pforte, einer sauberen Fassade, eines gepflegten Gartens. An allen Stadträndern im Süden gibt es Schulen. Aber sie sind nicht wie diese hier.
    »Entschuldigen Sie …«
    Ein hochgewachsener, riesiger Mann verfolgt mich, in der vorgestreckten Hand ein Flugblatt, das darauf wartet, entgegengenommen, in die Tasche gesteckt, vergessen zu werden.
    Wir sind reformiert worden , schreit das Plakat, das hinter ihm am Infostand klebt.
    Andere sind über die Stadt verteilt, vor allen Schulen, auf den Plätzen: Es sind die Versammlungen der Gewerkschaftler und der Lehrer mit befristeten Arbeitsverträgen. Sie werben um die Solidarität von Eltern und verbeamteten Kollegen.
    »Denken Sie daran, dass im Juni der Streik der Notenkonferenzen stattfindet.«
    »Danke.« Ich nehme das Flugblatt, stecke es in die Tasche, vergesse es sogleich.
 
    »Ich habe den Eltern gesagt, dass sie etwas früher kommen sollen, um ihn seelisch auf diese Menschenmenge vorzubereiten.«
    De Lucia kommt mir vor wie ein Kind, das am Heiligen Abend darauf wartet, endlich die Weihnachtsgeschenkeauspacken zu dürfen. Er trägt Jeans und Sakko, ein Kompromiss zwischen förmlich und sportlich. Das Ergebnis ist sonderbar, weil es nicht zu ihm passt.
    »Das hast du gut gemacht.«
    Beim Wettbewerb ist alles Mögliche eingereicht worden: realistische Darstellungen von Tieren und Menschen, Skulpturen nach dem Vorbild klassischer Statuen oder moderner Musikgruppen, Versuche in abstrakter Kunst, die unsere Interpretation auf eine harte Probe stellen. Der größte Teil der Arbeiten von Schülern des ersten Jahres drängt sich in der Ecke zusammen, die von Müttern, Vätern, Tanten, Fotoapparaten belagert wird. In der Mitte steht auf einem mit einer grün-weiß-roten Schleife geschmückten Podest der Minotaurus.
    Wir treten näher, als ob er uns gerufen hätte. Die längliche, halborientalische Augenform mildert etwas den angsteinflößenden Ausdruck des Mauls, das vorsteht und bedrohlich aussieht mit den Backen, die sich aufblähen, um die vielen Zähne aufzunehmen.
    »Du hast richtig gute Arbeit bei ihm geleistet. Das hätte ich nicht gedacht, als ich dich das erste Mal gesehen habe.«
    »Wirklich nicht?«
    »Nein.« De Lucia begreift meinen enttäuschten Tonfall offenbar nicht.
    »Am Anfang nannte ich ihn immer Psycho«, gestehe ich. Es ist eine Last, die mir nun von den Schultern gleitet.
    Er bricht in Lachen aus.
    Irgendjemand bittet uns, zur Seite zu treten, damit er den Minotaurus fotografieren kann. Jedes Klicken ist ein Kompliment in unsere Richtung.
    »Ich bin froh, dass du mich damals nicht dazugeholt hast.«
    Es ist nicht Biaginis Stimme, die das sagt, aber das ist noch besser. Auch ich bin froh, es nicht getan zu haben.
    »Nachts träume ich manchmal, dass ich ihm in den Hintern trete«, fährt er halblaut fort. »Bei all dem, was ich im Moment durchmache, den Problemen zu Hause, dem Probejahr, kriege ich schon fast einen Nervenzusammenbruch, wenn Andrea mal einen schlechten Tag hat.«
    Ich würde ihm gerne sagen, dass ich das verstehe, dass es nicht so ist, als sei mir das egal, im Gegenteil, doch es bleibt mir keine Zeit, weil jetzt Riccardi in einem neuen, in die Hose gesteckten Hemd auf uns zukommt und schreit, wodurch er die Aufmerksamkeit aller Leute auf sich zieht.
 
    »Sie können sich nicht vorstellen, was diese Auszeichnung für ihn bedeutet«, sagt Andreas Mutter. »Und für uns.«
    Der Vater ist vom Minotaurus ganz hingerissen: Er möchte unbedingt, dass der Sohn neben der Skulptur posiert, während er ihn fotografiert. Wir schauen zu, wie er zu seinen Eltern geht. Irgendjemand hat um die Familie einen unsichtbaren Kreis gezogen, und die Leute hüten sich, hineinzugehen.
    »Wir haben gerade noch Zeit für eine Zigarette«, sagt De Lucia.
    Er sucht in seinen Taschen nach einem Feuerzeug, wendet sich dann mit hoffnungsvollem Blick an mich.
    »Rauchst du?«
    »Passiv.«
    Er hat Glück: Seit ich bei Margherita wohne, habe ich, auf ihre ausdrückliche Bitte hin, immer ein Feuerzeug in meiner Tasche. Ich ertaste das Flugblatt, das zwischen den Schlüsseln und dem Portemonnaie zerknittert

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