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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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noch die Intelligenteste der Schule, was Vito jedoch nicht interessierte. Es handelte sich bei ihnen um eine klassische Liebesgeschichte. Mehr oder weniger.
    Der Junge machte dem Mädchen den Hof, das Mädchen tat so, als wollte es davon nichts wissen. Der Junge hielt mit allen ihm zu Gebote stehenden Waffen an seinem Vorhaben fest: mit Moped, Gel, Männlichkeitsbeweisen auf dem Fußballplatz. Das Mädchen gab nach.
    Dann kam der Unfall, das Koma. Dem Mädchen wurde gesagt, dass er an allen möglichen Schläuchen hinge und einen dicken Kopfverband trage (»Um das zu retten, was von seinem Gehirn noch übrig ist«), aber sie besuchte ihn nie und erfuhr somit auch nie, ob dies der Wahrheit entsprach. Sofort jedoch erfuhr sie vom fast strangulierten Erzieher und der Krankenschwester mit den gebrochenen Armen; vom Schicksal des Sozialarbeiters las sie in der Zeitung.
    Nachdem etliche Monate vergangen waren, kehrte der junge Mann zurück. Die junge Frau hatte sich inzwischen mit einem anderen verlobt, weil er ihr gefiel und weil sie Angst hatte, dass ihr früherer Freund wieder von vorne anfangen wollte.
    Jahre später, um genau zu sein: in der vergangenen Woche, kam es bei einem Klassentreffen zu einem Wiedersehen. Er drückte die Fotos ihrer Kinder zwischen den Händen zusammen und sagte, er freue sich sehr, dass sie nicht hässlich oder krank seien, und er sich glücklich schätzen würde, hin und wieder eine Nachricht von ihr zu erhalten. Und vielleicht eine Glückwunschkarte zum Geburtstag.
    Sie versprach es ihm, ja, natürlich.
    Samstagmorgen kam Margherita zur Arbeit und fand Rita, Marcello und Federico, die anderen Dauerbewohner der therapeutischen Wohngemeinschaft, auf dem Treppenabsatz versammelt.
    »Vito redet so komisch daher«, erklärte ihr Federico, wild gestikulierend. Margherita schickte die drei nach oben zu den halbtags arbeitenden Volontärinnen.
    Dann ging sie in die Wohnung und rief Vitos Namen, bekam aber keine Antwort. Sie lief durch den Flur, schnappte sich das schnurlose Telefon und trat in sein Zimmer: Er war nicht da. Da hörte sie in der Dusche das Wasser laufen. Die Badezimmertür war nur angelehnt.
    »Vito, bist du da drin?«
    Hinter der Duschkabine sah man keine Schatten. Zur Sicherheit klopfte Margherita dagegen, schob dann das Glaspaneel zur Seite und stellte mit Erleichterung fest, dass kein nackter, blutender Vito dahinter lag.
    Sie drehte den Wasserhahn zu und kehrte wieder um. Im Finstern durchquerte sie den Flur, hielt dabei den Finger auf Taste zwei des schnurlosen Telefons gedrückt, den Notruf.
    »Vito?«
    Er war da. Saß am Küchentisch und hatte eine Unmenge von Puzzleteilen vor sich ausgebreitet.
    »Wie fühlst du dich?«
    Vito nahm ein Teilchen, sah es sich genau an, legte es wieder hin.
    Margherita setzte sich neben ihn.
    »Hast du heute Morgen deine Medikamente genommen?«
    Sie drehte sich zur Arbeitsplatte um und zählte die im Messerblock steckenden Griffe. Er zog eine Hand unter dem Tisch hervor und ergriff mit der anderen ein blaues Puzzlestück.
    »Und die, wo hast du die her?«
    Vito ignorierte sie, hielt sich das Stück aus leichtem Karton vor die Augen und schnitt es mit der Schere entzwei.
    »Weißt du, wie viele Teile dieses Puzzle hat? Rate mal.«
    »Viele, kann ich mir vorstellen.«
    »Fünfhundert«, sagte er. »Margherita, ich bin nicht schwachsinnig, bloß ein bisschen sonderbar.«
    »Aber nein, Vito.« Margherita strich ihm leicht über die Hand. »Manchmal machst du was Verrücktes, das ist alles.«
    »Ich bin nicht dumm, verdammt noch mal!«
    Margherita öffnete den Mund, aber Vito murmelte zuerst irgendetwas Unverständliches und schrie dann los. »Nein, und zweimal nein! Siehst du die da?« Er nahm eine Handvoll Puzzlestücke, verschloss sie in der Faust. »Das sind fünfhundert, eine ganze Menge. Aber ich hab's geschafft, verstanden? Ich hab dieses Scheißpuzzle fertig gemacht.«
    »Beruhige dich, Vito. Ich habe ja gesehen, wie du es geschafft hast.«
    »Weil es einfach war! Was denkst du dir eigentlich? Was denkt ihr euch alle?« Er brüllte und schlug sich nun gegen die Stirn.
    »Ganz ruhig, Vito. Bitte, beruhige dich.«
    Als einzige Reaktion packte er die Schere und knallte sie auf den Tisch: Dann ließ er sich in den Stuhl zurückfallen.
    Das machte sich Margherita zunutze, um aufzustehen und zum Apothekerschränkchen zu gehen. Während sie die Pillen abzählte, achtete sie darauf, ihm nicht den Rücken zuzukehren: Vito nahm ein beliebiges

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