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Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition)

Titel: Der Leguan will das nicht: Roman (insel taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giusi Marchetta
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und das Attribut.
    Während der Pause entdeckt mich Andrea manchmal im überfüllten Flur. Dann nimmt er Anlauf, holt mich ein und versetzt mir einen harten Stoß mit der Schulter. Ich zwinge mich, regungslos stehen zu bleiben, bis er sich triumphierend entfernt, das Pausenbrot wie eine Trophäe fest in der Hand.
    Auch heute war es wieder so.
    »Sehr gut, Mattia«, sage ich und reiche ihm die Hausaufgabe zur Satzanalyse. Er hält sie in den Händen, wendet sie hin und her: Die acht der Kollegin ist ein Zeichen, dass wir gute Fortschritte machen.
    »Versuchen wir es nun mit dem Dividieren.«
    Das lässt ihn aufstöhnen. Er hat ja Recht: Dividieren mag kein Mensch.
    »Achtundvierzig geteilt durch sechs.« Mattia schreibt die Zahlen hin, macht sich an die Arbeit, hält dann inne, als er die Tür aufgehen hört.
    »Entschuldigung. Ich wollte nur das Buch hier zurückgeben.«
    Das hübsche Mädchen der 1A taucht in der Türöffnung auf, hält sich die Kufija vor den Mund und presst ein Handbuch über Malerei gegen die Brust, sucht nach De Lucias Schrank.
    Ich drehe mich zu Mattia um. Sein Stuhl ist leer. Er ist aufgestanden und zum Fenster gegangen.
    »Schneit es?«
    »Nein«, antwortet er und lehnt sich aus dem geöffneten Fenster, als ob der Schnee von dort unten käme.
    »Danke«, sagt das Mädchen und geht zur Tür.
    »Ich habe vergessen, wie du heißt.«
    »Meriem«, entgegnet sie, bleibt stehen, eine Hand auf der Klinke. Die Haare fallen ihr bis über die Schultern.
    »Kommen Sie nicht mehr zu uns in die Klasse?«
    Sie fixiert mich mit diesen großen, erst seit Kurzem geschminkten Augen. Sie weiß schon, wer sie ist, denke ich.
    »Ich glaube eigentlich nicht.«
    Meriem seufzt. Sie wartet einige Sekunden, sagt lediglich »Wiedersehen« und haucht, bevor sie die Tür hinter sich schließt, Mattia ein »Tschüss« zu, der immer noch stocksteif dasteht.
    »Was ist, willst du ihr nicht Auf Wiedersehen sagen?«, frage ich.
    »Hab ich doch gesagt«, entgegnet er. »Sie hat mich bloß nicht gehört.«
 
    Ich bin wirklich müde, schließe sekundenlang die Augen, lehne den Kopf gegen das Fenster des Busses. Als ich sie wieder öffne, haben sich die Fahrgäste vervielfacht und drängeln im Gang, um sich Platz zu schaffen. Greise und Greisinnen kämpfen bissig um ein paar Zentimeter mehr.
    »Bitte schön.« Ich trete meinen Sitzplatz ab und dringe in den Dschungel aus Armen, Beinen, Einkaufstüten, Hunden und Kindern vor.
    Wir schleppen uns im Schneckentempo dahin. Irgendetwas funktioniert nicht.
    »Verdammte Bande«, flucht die Dame neben mir, aber ich höre sie kaum. Die Türen öffnen sich, der Busfahrer schaltet den Motor aus und fordert die Fahrgäste, die nicht warten wollen, bis der Demonstrationszug vorüber ist, zum Aussteigen auf. Weiter als bis hierher kommen wir nicht.
    Ich muss drängeln, um mich aus dem Menschengewirr zu befreien, um etwas Luft zu kriegen, weil sie mir aus Lungen, Kehle, Nase entwichen ist. Ich hab keine mehr. Ich kann nicht mehr atmen.
    »Ich will aussteigen«, sage ich.
 
    »Ich will aussteigen, Massimiliano, halt an.«
    Wir hatten gerade eine Raststätte passiert, die nächste war noch zu weit weg. Massimiliano fuhr eine Nothaltebucht an und beobachtete, wie ich mich an der Beifahrertür abmühte, sie mit zitternden Händen öffnete, sie wie einen Stock benutzte, um mich auf den Beinen zu halten. Er stieg aus, lief ums Auto herum zu mir.
    »Ich hab dich nicht richtig verstanden, was hast du gesagt?«
    »Lass uns umkehren, hab ich gesagt. Bring mich zurück.«
 
    Auf dem Bürgersteig kriege ich zwischen einer Schulter und der nächsten, zwischen den Armen und Körpern der Menschen, die um mich herum sind, etwas mehr Luft. Ich bahne mir einen Weg in Richtung Wohnung, aber ausgerechnet dorthin bewegt sich auch der Demonstrationszug. Wahrscheinlich eine Demo der Uni, kann ich mir vorstellen.
    Menschen und Spruchbänder versperren die Straße, rücken vor wie ein einziges schreiendes Etwas. Ich versuche, mich auf dem Bürgersteig vorbeizuschlängeln, aber wegen der Leute, die gaffend herumstehen, wird es zum Hindernislauf, ich werde nervös.
    Vorwärts, einfach durch.
    Wenn es mir gelingt, auf die andere Straßenseite zu kommen, werde ich sie alle hinter mir lassen und endlich nach Hause kommen. Ich werde mich hinlegen können. Lasst mich durch.
    Ich kämpfe mich vorwärts, indem ich so tue, als suchteich jemanden, schwimme mit nach vorn gestreckten Armen zwischen den Demonstranten hindurch. Doch

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