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Der letzte Abend der Saison

Der letzte Abend der Saison

Titel: Der letzte Abend der Saison Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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ist es still. Er lehnte sich aus dem Fenster, um zu sehen, ob der Hase noch irgendwo dort unten war.
    Auf der Straße fuhr ein Auto vorbei, die Reifen gerieten auf den Randstreifen und er hörte das Knirschen des Schotters. Schon lange bevor das Auto vorbeigefahren war, hatte er die Scheinwerfer gesehen.
    Als es vorüber war, leuchtete sowohl das Gelb der Frontscheinwerfer als auch das Rot der Rücklichter. Er spürte, wie sein Nacken sich verspannte, und zog den Kopf zwischen den Fensterbogen wieder nach innen. Es schmerzte oberhalb der Schulterblätter.
    Er zog sich aus, wickelte sich ein Badehandtuch um den Körper und ging quer durch den Flur zum Badezimmer.
    Er betrachtete sich lange im Spiegel, griff dann nach Rasierseife und -pinsel und schäumte die Seife auf. Er spürte, wie die Haut unter dem Rasiermesser spannte und wie sie Strich für Strich sanfter wurde, als er das Messer über den unteren Teil des Gesichts führte. Er pflegte sich einmal am Morgen zu rasieren und nur selten abends.
    Ich hätte zuerst duschen sollen, dachte er, das hätte sich im Gesicht besser angefühlt.
    Dann stellte er sich unter das Wasser. Es spannte in den Hoden, als die heißen Strahlen seinen Unterbauch trafen, er seifte den Pimmel ein und er wurde in seiner Hand steif. Er dachte an eine lackierte Hand, die sich dort unten um ihn schloss, um die Wurzel. Ich bin nicht völlig unerfahren, aber es ist doch meist, als würden sich Holzplanken umarmen. Eine Pistole, die nie benutzt wird, rostet. Ich verlange ja nicht, dass es laufen sollte wie das Taubenschießen. Aber ein Schwanz ist ein Schwanz.
    Er dachte an Frauen. Es sauste leicht in seinen Ohren, als er das Wasser abstellte. Er dachte an sie, an das, was sie gesagt hatte.
     
    Er zog sich eine Unterhose an und setzte sich in den Sessel am Fenster. Das hier ist eigentlich die beste Zeit der Woche. Freitagabend, aber noch nicht zu spät, um etwas aus dem Abend zu machen.
    Sein Körper fühlte sich jetzt schwer und weich an, die Schmerzen von der Arbeit wie ein Schatten um ihn herum. Er spürte die kühle Luft vom Fenster, aber das war nicht unangenehm.
    Er hörte sie dort unten rufen. Ich wollte sowieso runtergehen und ein Bier holen, dachte er.
    Sie war ins Wohnzimmer gerollt.
    »Kannst du die Rollläden runterlassen?«
    »Ich kann auch die Gardinen zuziehen.«
    »Es genügt, wenn du die Rollläden runterlässt. Ich mag es nicht, wenn jeder vorbeigehen und bei uns reinschauen kann«, sagte sie.
    »Es sind dreißig Meter bis zur Straße.«
    »Draußen ist es dunkel. Jeder kann in den Garten und bis zum Fenster gehen.«
    Er antwortete nicht.
    »Aber vielleicht willst du das ja«, sagte sie.
    »Warum sollte ich wollen, dass jemand auf unser Grundstück kommt und bei uns zum Fenster reinschaut?«
    »Ich weiß nicht«, sagte sie.
    »Eben.«
    »Wohin gehst du jetzt?«
    »In die Küche, ein Bier holen.«
    »Also ist schon alles klar. Es muss das Tanzen sein. Du kannst dich nicht fern halten.«
    »Ich habe gesagt, dass ich in die Küche gehe und mir ein Bier hole«, sagte er. »Es klingt ganz anders, wenn man sagt, dass man Tanzen gehen wird.«
    »Trinken und tanzen läuft auf dasselbe hinaus.«
    Sie hatte sich wieder dem Fernseher zugewandt und betrachtete nun aufmerksam ein paar Leute auf einem Sofa, die miteinander lachten.
    »Soll ich es etwas lauter machen?«, fragte er.
    »Ich sitze hier mit der Fernbedienung in der Hand«, antwortete sie. »Warum stehst du da?«
    »Ich werde mir ja wohl am Freitagabend ein Bier holen dürfen.«
    »Deshalb musst du ja nicht gleich fluchen.«
    »Ich habe nicht geflucht.«
    »Ach so?«
    »Wann habe ich geflucht?«
    »Es schadet nichts, wenn man ab und zu auf seine eigene Stimme hört, und wenn man das tut, dann hört man auch besser, was die anderen einem sagen.«
     
    Mit der Bierflasche in der Hand ging er wieder die Treppe hinauf. Er zögerte vor den Schallplatten und setzte sich dann in die Stille. Ich müsste mal wieder was Neues kaufen, aber ich komme ja nicht in die Stadt.
    Er stand auf, suchte bei der Musik, fand eine Elvis-Platte und setzte sich, hörte zu und trank, bis die Flasche leer war. Er spürte einen kleinen Schwindel von dem Alkohol und von der Arbeit eines langen Tages und von zu wenig Essen. Das ist, weil ich es nicht gewohnt bin, dachte er. Man sollte mehr trinken.
    Er hörte das Rufen von unten, wie eine Schlange, die die Treppe hinaufzüngelte und sich dann in sein Zimmer schlängelte. Er wog die Flasche in der Hand, schlug

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