Der letzte Abend der Saison
auf ein Mädchen zu. Er forderte sie auf, doch sie sahen, dass nichts passierte, und er kam zurück.
»Sie wartet auf ihre Freundin«, sagte er.
»Wirst du dann mit beiden tanzen?«, fragte Sven.
»Halt die Schnauze.«
»Jetzt gehe ich und hole mir eine Wurst«, sagte Lars.
»Das blöde Gerede von Würsten«, sagte Ingo. »Ich gehe zur Schießbude.«
»Ich komme nach«, sagte Lars und ging zur Würstchenbude auf der anderen Seite des offenen Platzes. Sven ging mit ihm.
»Der redet vielleicht einen Scheiß«, sagte Ingo.
»Reg dich ab«, sagte Karl.
Sie blieben stehen und sahen auf die Tanzfläche.
»Nur dummes Zeug«, sagte Ingo. »Der kann doch nichts sagen, was einen Sinn hat.«
Karl erwiderte nichts.
»Es gibt schließlich so viel, worüber man reden kann, und er redet davon, dass er sich eine Wurst holt«, sagte Ingo. »Man wird ganz weich in der Birne, wenn man die ganze Zeit solche Leute um sich hat. Kann man denn nichts anderes von sich geben?«
Es wurde still.
»Das ändert sich erst, wenn man versucht, mit jemandem zu tanzen«, fuhr er nach einer Weile fort.
»Ja.«
»Das verstehst du, was?«
»Noch bevor du es fertig gedacht hast«, sagte Karl.
»Du bist ja ein Spezi«, sagte Ingo.
»Man muss kein Genie sein, um sich auszudenken, dass du nicht mit demselben Geschwätz ein Mädchen auf die Tanzfläche bekommst, mit dem du uns verarschst«, sagte Karl.
»Dich nicht«, sagte Ingo. »Dich niemals.«
»Die Freundin ist gekommen«, meinte Karl.
»Sollen wir hingehen und sie auffordern?«, fragte Ingo. »Nein, lass uns jetzt zur Schießbude gehen.« Er ging nach links weiter.
Sie gingen hinüber und stellten sich etwas abseits. Ein Mann mit Gleichgewichtsproblemen hatte sich eines der geladenen Luftgewehre gegriffen und schoss Pfeile gegen die Decke der Schießbude ab. Er traf eine der Glühlampen. Sie zersplitterte und in der Ecke, in der sie standen, wurde es dunkel. Der betrunkene Mann hob die Arme in einer Siegergeste und blieb so stehen, bis die Arme von zwei Ordnungsleuten nach unten gedrückt wurden. Er wurde abgeführt, leistete keinen Widerstand.
»Komm, wir lassen den Scheiß«, sagte Ingo und sie gingen wieder. Sie setzten sich auf eine der Bänke in der Mitte des Festplatzes.
Ein paar Meter weiter rechts saßen zwei Mädchen und sahen geradeaus zur Tanzfläche. Die eine war blond und die andere dunkelhaarig. Vielleicht hat sie schwarze Haare, dachte Karl. In diesem Licht kann man das unmöglich feststellen.
»Ich fordere die Blonde auf«, sagte Ingo.
Er stand auf und ging hin. Das Mädchen nickte und sie gingen zur Tanzfläche. Die Dunkelhaarige sah schnell zu Karl hinüber und dann wieder geradeaus, zu der Freundin und Ingo, die jetzt die Tanzfläche erreicht hatten und sich umfasst hielten.
Das ist doch lächerlich, dachte Karl, ging hinüber und setzte sich neben die Dunkelhaarige.
»Ich tanze nicht, aber darf ich vielleicht hier so lange sitzen?«
»Du sitzt ja schon«, sagte sie, ohne ihn anzuschauen.
»Karl«, sagte er und reichte ihr die Hand. »Mit K.«
»Ameli«, erwiderte sie und sah auf seine Hand. Sie zögerte, ergriff sie aber dann.
»Das ist ein ungewöhnlicher Name«, sagte er.
»Sagt man.«
»Wird auf Briefen sicher immer falsch geschrieben, oder?«
»Wenn welche kommen«, sagte sie, »dann steht da Annel oder Amelia.«
Er erwiderte nichts.
»Warum tanzt du nicht?«
»Ich kann’s nicht.«
»Alle können es«, meinte sie. »Sieh dir doch deinen Freund da hinten an. Er kann definitiv nicht tanzen und was macht er gerade?«
»Er tanzt.«
»Ja.«
Er lächelte. Er glaubte nicht, dass sie es sehen würde.
»Du scheinst ja nicht gerade von der schüchternen Sorte zu sein«, sagte sie. »Vielleicht musst du nicht tanzen.«
»Weiß nicht.«
»Harte Jungs tanzen nicht.«
»Ich bin nicht hart.«
»Sollen wir ein wenig gehen?«
»Na klar«, sagte er mit einem leichten Anflug von Verwunderung.
Sie gingen durch das Drehkreuz. Der Lärm ist hier draußen fast lauter als drinnen, dachte er. Die Leute bewegten sich jetzt schneller zwischen den Autos. Es roch nach Alkohol und Feuchtigkeit. Überall leuchteten kurz Gesichter auf, wenn sich Autotüren öffneten und die Innenbeleuchtung anging.
»Diese Frage solltest du wohl stellen, aber kommst du oft hierher?«, fragte sie.
»Nur heute Abend«, antwortete er.
»Hat es mit diesem Abend etwas Besonderes auf sich?«
»Es ist der letzte Abend der Saison.«
»Ich verstehe.«
»Tust du das?«
»Du
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