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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ich im Büro, Dr. Jürgen Sahmer und Dr. Vera Grenzow. Sie waren beide schon im Konzern und bewarben sich intern um diese Position. Wir entwickelten zunächst bloß Verpackungen für die Produkte des Konzerns. Später nahmen wir andere Kunden hinzu. Es lief phantastisch.«
    »Sie hatten also ein eigenes Gebäude, eigene Räume?«, fragte ich.
    »Ja. Wir zogen nach Düsseldorf. Nördlich der Altstadt an den Rhein in ein kleines Industriegelände. Wir hatten jeder einen Büroraum und dann die Versuchsräume mit den verschiedensten Möglichkeiten, Verpackungen herzustellen. Also Papier, Pappe, Kunststoff, Glas und so weiter.«
    »Wann kam denn dieser verschwundene Günther Schulze dazu?«, fragte ich. »Vor zwei Jahren«, sagte sie.
    »Kam der auch aus dem Konzernbereich oder von draußen?«
    »Konzernbereich. Halt, dann habe ich noch Willi vergessen, aber der lebt nicht mehr. Willi Kotowski. Der war so eine Art Mädchen für alles, Hausmeister, Hilfsarbeiter und so. Der fuhr Motorrad. Der ist mit dem Motorrad tödlich verunglückt. Das muss so 1985 gewesen sein.«
    »Gibt es einen neuen Kotowski, Hausmeister?«
    »Ja, aber der neue ist nicht so nett, wie Willi war. Der ist auch Motorradfahrer, aber eben ein kühler Typ, der immer so wirkt, als hätte er schlechte Träume.«
    »Und wie heißt er?«, fragte Anni.
    »Lippelt, Harry Lippelt. Alter ungefähr dreißig.«
    »Ich möchte wissen, was er für eine Maschine fährt«, bat ich.
    »Eine Yamaha Genesis. Das weiß ich zufällig, weil ich ihn mal gefragt habe, wie schnell das Ding ist. Zweihundertachtzig Kilometer schnell.«
    »Wo ist der Kotowski 1985 verunglückt?«
    »Vor dem Betrieb, direkt vor unserem Haus. Das ist eine breite Stichstraße. Unser Haus ist das einzige. Willi muss abends oder nachts vom Hof losgerast sein. Er ist auf der Fahrbahn ausgerutscht und hat sich das Genick gebrochen.«
    »Kein Plastik?«, fragte Anni sachlich.
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Nein, kein Plastik. Ach, der Willi war ein ewig lustiger Typ, ein echtes Schätzchen.«
    »Also: Kotowski tot, Schulze verschwunden, Sahmer tot, Grenzow wahrscheinlich zu Hause, ihr unbekannter Freund tot. Bleibt uns also nur, sofort Vera Grenzow zu besuchen. Sonst haben wir die nächste Leiche. Kann ich ihre Telefonnummer haben?«
    Sie war eine gute Sekretärin, sie schnarrte die Nummer herunter.
    Ich ging in mein Arbeitszimmer und rief an. Sie meldete sich sofort, sagte gedehnt: »Jaaa, Grenzow hier.«
    »Wir kennen uns nicht. Ich rufe Sie aus der Eifel an. Ihr Kollege Dr. Sahmer ist tot. Wissen Sie das?«
    »Ja, ja. Die Herren sind noch hier, um mich zu befragen.«
    »Hören Sie jetzt gut zu. Ich soll Sie von Ihrer Sekretärin grüßen. Von Clara Gütt. Antworten Sie bitte nur mit ja oder nein. Ich komme Sie jetzt besuchen. Glauben Sie, dass Sie um Mitternacht allein sind?«
    »Nein.«
    »Wären Sie trotzdem bereit, sich mit mir zu unterhalten?«
    »Aber ja. Wer sind Sie?«
    »Das erkläre ich Ihnen später.« Ich hängte ein.
    »Soll ich dir ein Butterbrot für die Fahrt mitgeben?«, fragte Anni.
    »Wie bitte?« Wahrscheinlich hatte mich das zum letzten Mal vor dreißig Jahren meine Mutter gefragt.
    »Ein Brot für die Fahrt«, seufzte Anni, als sei ich schwer von Begriff.
    »Ich möchte mit Ihnen kommen«, sagte Clara Gütt schnell.
    »Kommt nicht in Frage«, widersprach ich. »Ich will allein mit Ihrer Chefin sprechen.«
    »Brauchst du Geld für Benzin?«, fragte Anni fröhlich.
    »Ich will mit«, rief die Gütt ganz hektisch.
    »Sie kommen nicht mit«, schrie ich beinahe. »Ich brauche auch kein Spritgeld. Bin ich denn hier in einem Irrenhaus?«
    »Ja«, sagte Anni und schmierte Griebenschmalz auf eine Vollkornschnitte.
    »Warum soll ich nicht mit Ihnen fahren?«
    »Weil Sie ein störrisches Weibsbild sind«, brüllte ich. »Diese geheimnisvollen Toten stammen alle aus der Firma, in der Sie die Sekretärin sind. Und Sie behaupten steif und fest, Sie wüssten von nichts. Das kauft Ihnen kein Mensch ab. Ich will nicht von Ihnen gestört werden.«
    »Reichen drei Schreiben?«, fragte Anni. »Nun übertreib aber nicht! Schrei nicht so rum!«
    »Das ist mein Haus«, sagte ich, wieder ganz ruhig. »Ich habe hier das Sagen, wenn die Höflichkeit ein Ende hat. Und ich sage, ich fahre allein! Ohne deine Scheißbutterbrote und ohne dein Spritgeld und ohne die Dame Gütt. Ist das jetzt klar?«
    »Warum bist du denn so frustriert?«, fragte Anni ganz ruhig.
    Da war ein Rauschen in meinen Ohren. »Ich

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