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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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ihren Träumen.
    Ich fuhr weiter nach Meckenheim und versuchte, den Pförtner in dem Glaskasten vor dem Bundeskriminalamt dazu zu überreden, Müller anzurufen.
    Der Pförtner zierte sich und sagte, dazu habe er so ohne weiteres keine Befugnis. Ich ließ mich nicht auf einen Streit ein und fuhr nach Meckenheim hinein. Dort rief ich Müller aus einer Telefonzelle an:
    »Kann ich Sie sofort sprechen?«
    »Wir machen einen Spaziergang«, entschied er schnell. »Seien Sie in fünf Minuten auf der Fußgängerbrücke über die Autobahn. Wir besichtigen den deutschen Wald.«
    Er kam in einem Fiat-Sportwagen, der feuerrot und voller Beulen war. Er fragte: »Waren Sie bei Sauters Frau?«
    »Ja. Und sie sagt, Sauter habe dauernd etwas mit Geheimdienstleuten gehabt.«
    »Das deckt sich mit meinen Erfahrungen und Vermutungen. Sie haben ja schon einmal darauf hingewiesen, dass möglicherweise der Bundesnachrichtendienst in dem Fall steckt. Ich konnte das nicht glauben. Jetzt glaube ich es fast, weil die uns erstens geraten haben, Sauter schnellstens wieder in die freie Wildbahn zu entlassen. Ferner haben sie behauptet, Sauter sei ungeheuer wichtig für sie, also unantastbar. Ich habe genug gegen gefragt, wieso er wichtig ist, aber sie verweigern jede Auskunft, sie werden schwammig. Er muss irgendetwas mit dem BND zu tun gehabt haben.«
    »Jahrelang, behauptet seine Frau. Jahrelang und dauernd. Glauben Sie denn, dass der BND mit der Sprache rausrücken wird, wenn Sie die Sache auf höchster Chefebene angehen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nicht zum Verrecken. Die werden zuklappen wie eine Auster. Sie werden sich schon deshalb tot stellen, weil es für sie peinlich werden könnte.«
    »Will Sauter denn fortgeschickt werden?«
    »Natürlich. Und wir haben ja auch eigentlich kein Recht mehr, ihn zu behalten. Er schreit schon Zeter und Mordio.«
    »Hat das Frettchen ausgesagt?«
    »Nein. Aber einer der besten Strafverteidiger der Bundesrepublik hat bereits Laut gegeben. Wer ihn bezahlt, wissen wir nicht, noch nicht.«
    »Mit welchem Kaliber ist denn Vera erschossen worden?«
    »Damenkaliber, ganz klein und herzig. Und sie war es tatsächlich, die mit dem toten Volker geschlafen hat. Und sie haben auch im Bett der Gütt gelegen. Jetzt raus mit Ihrem Motiv. Sie haben es versprochen.«
    »Ich erinnere mich, dass Günther Schulze gesagt hat, auch Amerikaner, Japaner und Schweizer hätten Wirtschaftsgeheimnisse kaufen wollen. Erinnern Sie sich? Nehmen wir einmal an, die Gruppe wollte weiterarbeiten, ihren Markt ausdehnen. Nehmen wir weiter an, dass Volker als Steuermann der Gruppe damit nicht einverstanden war. Nehmen wir an: Er kam aus Chemnitz hierher, um die Gruppe schlafen zu legen, auszuschalten. Nehmen wir an, die Gruppe war nicht einverstanden, denn sie wollte endlich viel Geld verdienen. Sie musste ihn also umlegen. Die Frage ist nur: Wer legte ihn um?«
    »Na, die Vera schlief mit ihm und tötete ihn«, sagte er.
    »Falsch«, widersprach ich. »Vera hätte die Leiche niemals in den Windbruch tragen können. Sie brauchte dazu einen kräftigen Mann.«
    »Dann half ihr eben Sahmer«, sagte er.
    »Das ist möglich. Aber wer erschoss dann Sahmer? Und vergessen Sie nicht: Eigentlich kann Vera diesen Volker gar nicht erschossen haben, und sie kann eigentlich auch vorher gar nicht mit ihm geschlafen haben.«
    »Wieso denn …« Er war erschöpft, er wollte nicht mehr denken.
    »Ganz einfach«, sagte ich. »Vera war zum Zeitpunkt des Todes von Volker auf einem Physiker-Kongress in Wiesbaden. Erinnern Sie sich? Da Sie jedoch, sehr geehrter Herr Kriminaldirektor, beweisen können, dass Vera eben doch mit Volker schlief, und da Sie sogar beweisen können, dass das im Bett der Clara Gütt passierte, muss man die Dinge ein wenig hin und her schieben, um Klarheit zu erlangen. Lassen Sie Sven Sauter laufen.«
    »Ungern«, brummte er.
    »Können Sie ihn zu dem Zeitpunkt auf die Straße schicken, wenn ich es sage?«
    »Sie wollen sein Babysitter sein, nicht wahr?«
    »Genau.«
    »Baumeister, ich habe eine Bitte: Zeigen Sie mir das Manuskript, bevor es gedruckt wird?«
    »Sowieso. Lassen Sie ihn dann raus, wenn ich pfeife?«
    »Gut«, sagte er. »Aber Sie wissen: Wenn jemand Sven Sauter töten will, kann er locker nebenbei auch Sie erwischen.«

9. Kapitel
    In jeder Geschichte kommt der Punkt, an dem du genau weißt: Es geht dem Ende zu. War es eine Liebesgeschichte, bist du traurig, erschrocken und stumm. Wenn es wie hier eine Geschichte um

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