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Der letzte Agent

Der letzte Agent

Titel: Der letzte Agent Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Garten und legte mich unter die große Birke, die ich genau vor acht Jahren als ganz kleinen Strauch am Nürburgring ausgegraben hatte. Sie war längst über das Dach hinausgewachsen und rauschte jetzt sanft im Westwind. Krümel kam angesprungen, setzte sich auf meinen Bauch und schnurrte. Das war so meine kleine Welt, und es war mir schnurzegal, ob jemand sie spießbürgerlich oder miefig nannte.
    Meine Ruhe währte nur fünf Minuten, dann kam Anni um die Ecke, in der rechten Hand ein mächtiges Stück Schinkenspeck. Sie sagte: »Da will dich jemand am Telefon.« Und mit einem Blick auf den Schinkenspeck: »Das gehört unbedingt zu frischen Bohnen.«
    Es war eine Frauenstimme, die kühl sagte: »Moment, ich verbinde.« Dann war Müller da. »Ich denke, es ist das Beste, wenn wir Sven Sauter im Morgengrauen an die frische Luft setzen. Er wird entgegen jeder Regel um Punkt sechs Uhr aus dem Rheinbacher Gefängnis kommen. Dort haben wir ihn nämlich aus Sicherheitsgründen verhört. Soweit ich herausfinden kann, hat er keinerlei erkennbare Probleme, und er scheint auch genau zu wissen, wohin er gehen will. Er sagt, er wollte nichts als ein Taxi. Den Umständen nach wird er zunächst in seine Wohnung nach Leverkusen fahren, um dort etwas frische Wäsche zu holen. Aber er braucht auch Geld, denn er hat keins mehr bei sich. Da er aber über eine Euro-Card verfügt, kann er sich Geld an jedem Automaten ziehen. Selbstverständlich haben wir ihm angeboten, irgendjemanden über seine Entlassung zu informieren. Wir haben gesagt, er kann anrufen, wen er will. Er hat sogar ein eigenes Telefon in seinem Zimmer. Aber: Er benutzt es nicht. Das deutet darauf hin, dass er nicht will, dass jemand davon erfährt.«
    »Wie viele Leute setzen Sie selbst auf ihn an?«
    »Vier Gruppen. Eine vor ihm, eine hinter ihm, eine in ständiger Rufweite zum Eingreifen. Die vierte Gruppe wird im Hintergrund bleiben. Meine Leute werden jeden persönlichen Kontakt vermeiden.«
    »Glauben Sie, dass er seinen eigenen Wagen benutzen wird?«, fragte ich.
    »Er ist ein Schlitzohr. Er wird zunächst so tun, als nehme er den eigenen Wagen. Aber er wird darauf verzichten, weil er genau weiß, dass damit seine Identifizierung leichter wird. Aber was er unternimmt, wissen wir nicht.«
    »Glauben Sie an andere Beschattergruppen?«
    Er lachte. »Das kann sein. In Rheinbach ist ein Auto des BND gesichtet worden.«
    »Wie komme ich im Zweifelsfall an Sie heran?«
    »Über den Bereitschaftsdienst hier in Meckenheim. Sagen Sie Herbstrose.«
    »Ist das Ihr Deckname?«
    »Nein, das ist der Code für diese Operation. Hübsch, nicht wahr?«
    »Ihr Geheimen seid verrückt. Drücken Sie mir die Daumen.«
    Dann rief ich Sauters Frau an. »Ich will wissen, ob Ihr Mann ein Draufgängertyp ist.«
    Sie zögerte. »Das kommt darauf an. Wenn es wichtig ist, wird er direkt losgehen, keine Umwege machen. Aber es kommt eben drauf an.«
    »Nehmen wir an: Er muss etwas wissen, weil es für seine Existenz wichtig ist. Nehmen wir weiter an, dass nur ein Mann ihm seine Antwort geben kann. Wird er direkt zu diesem Mann fahren? Oder wird er versuchen, sich mit ihm irgendwo zu treffen?«
    »Normalerweise wird er direkt hingehen. Aber was ist denn los?«
    »Das würde jetzt zu lange dauern. Nehmen wir an, er traut diesem Mann nicht. Wird er dann auch hingehen?«
    »Nein, dann wird er versuchen, ein Treffen zu arrangieren.«
    »Danke.« Ich rief Müller an. »Noch ein wichtiger Hinweis fiel mir ein. Lassen Sie bitte sofort Dr. Bleibe in Chemnitz und Dr. Kanter in Düsseldorf überwachen.«
    Er kicherte. »Sehr gut, mein Lieber. Aber das tun wir bereits. Sie meinen, Sauter wird versuchen, sich mit denen zu treffen?«
    »Er wird es nicht versuchen. Er muss es, um zu überleben.«
    »Kann ich sonst noch etwas tun?«
    »Ja. Aber ich wage kaum, darum zu bitten. Könnten Sie das Frettchen nicht mit irgendeiner Begründung freilassen?«
    Er schwieg einen Moment. »Der Mann heißt Hanswalter Jendra. Nein, kann ich nicht. Sie meinen, um herauszufinden, wer den Auftrag gab, Günther Schulzes Frau zu töten?«
    »Nein, um herauszufinden, wer den Auftrag geben wird, Sven Sauter zu erschießen.«
    »Sie meinen, das wird geschehen?«
    »Ja. Unter allen Umständen. Dieses Frettchen, dieser Jendra, war der offiziell Mitglied einer Gruppe?«
    »Ja, er gehörte zu den Leibwächtern von Bleibe in Chemnitz. Und nach dem wenigen, was er sagt, ist die Truppe ungefähr acht Leute stark gewesen. Zuweilen hätten sie

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