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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Harnisch aus Stahl. Armselig' Gebilde, aus sündigem Staub geknetet, bescheide dich in deiner Ohnmacht, ehe auch der bunte Staub von deinen Wangen fällt!«
    Unter dem Eindruck dieser Worte konnte Nienkerken nur noch schweigen, aber Rehbock mußte nun fürchten, daß sein Berater und Begleiter ihn verraten würde, wenn sie sich im bösen trennten. Hilfesuchend wandte er sich an Elisabeth.
    »Nur wenn ich jemanden freilasse, kann ich ihn auf Dauer an mich binden«, sagte die Begine. »Verschaff ihm das Dorf, wo er fürderhin leben und arbeiten will, denn er hat seine Schuldigkeit getan.«
    Da umarmte Rehbock den Freund, und es wurde ein zünftiger Abschied gefeiert, bevor es weiterging zur Versammlung der mit ihm verbündeten Fürsten und dann nach Köln am Rhein.
    Rehbocks Geschick war jetzt tief mit dem des Königreichs verflochten, und die Wahl des Gegenkönigs, an der man ihn beteiligte, verlieh ihm eine ganz besondere Bedeutung.
    König Karl sah das Treiben seiner Feinde mit großer Besorgnis, denn er verhehlte sich nicht, daß deren Partei in Günther von Schwarzberg ein sehr zu fürchtendes Oberhaupt erhalten hatte. Es war nötig, sich gegen ihn zu wappnen und die Kräfte möglichst bald zu konzentrieren. Deshalb hatte er alle Fürsten seines Anhangs eingeladen, sich in Köln beim Erzbischof Walram einzufinden.
    »Wer wird alles kommen?« fragte Rehbock, als sie die vielen Türme der Stadt in der Abendsonne leuchten sahen.
    »Überlegen wir mal«, erwiderte der junge Waldemar von Anhalt, mit dem er sich inzwischen ausgesöhnt hatte.
    Das war die Liste, die sie zusammenbekamen: König Karl, Erzbischof Gerlach von Mainz, Erzbischof Balduin von Trier, Erzbischof Walram von Köln und dazu noch den Bischof von Lüttich und einige andere geistliche und weltliche Herren.
    »Und wir.«
    Das waren neben ihm, dem Markgrafen Waldemar, Herzog Rudolf der Ältere von Sachsen und seine Söhne Rudolf und Otto sowie die Fürsten Albrecht und Waldemar von Anhalt.
    »Und Karl wird Günthers Wahl für nichtig erklären?« Ohne Nienkerken war Rehbock ein wenig langsam im Begreifen.
    »Ja«, machte ihm sein Namensvetter deutlich. »Karls Partei wird weder den abgesetzten Erzbischof Heinrich von Mainz anerkennen noch Ludwig, denn mit dessen Landen und dessen Kurstimme bist ja nun du beliehen. Und auch die Kurstimme der Herzöge von Sachsen-Lauenburg zählt für sie nicht, denn diese gehört ihrer Ansicht nach unserem Herzoge Rudolf von Sachsen.«
    Rehbock rechnete angestrengt. »Dann ist ja Günther nur mit einer Kurstimme gewählt worden, ich meine: mit einer, die unbestritten ist.«
    »In der Tat.«
    »Das ist schon alles recht wunderlich …«
    »Darum solltest du gleich, wenn wir in Köln angekommen sind, ein Manifest erlassen, das unsere Ansichten klar zum Ausdruck bringt. Ich lese dir mal vor …« Sie legten eine kurze Rast ein, und er entrollte das Papier. »Wir haben mit den ehrwürdigen Fürsten und Herren – folgen die Namen, die wir gerade aufgezählt haben – den allerdurchlauchtigsten Fürsten Herrn Karl, Römischen König, zu einem Römischen Könige recht, redlich und einmütig erkoren. Darum verbinde ich mich mit dem Römischen König und König zu Böhmen und seinen Nachkommen und mit den obengenannten Fürsten und Herren und so weiter und so weiter, die in diesem Bündnis stehen und bleiben wollen und gelobe ihnen mit guter Treue und an Eides statt, daß ich mit ihnen und mit dem Römischen Könige des Römischen Reichs und ihres kurfürstlichen Rechts Ehre und Würde erhärten, behalten, beholfen und beraten sein will, mit Leib und Gut und mit aller ihrer Macht wider männiglich, und besonders wider Günther von Schwarzburg, der sich des Reichs freventlich und mit Unrecht wider seinen Herrn, wider den Stuhl zu Rom, wider der Kurfürsten und des Reichs Recht anmaßt, und wider alle seine Helfer und Gönner.«
    »Sehr schön.« Rehbock nickte, obwohl er kaum etwas verstand und beim letzten Wort den Anfang längst vergessen hatte. Aber dennoch freute er sich, daß er so ernst genommen wurde.
    Im erzbischöflichen Palast war sein Platz neben dem des Königs.
    »Als armer Pilger aus Jerusalem bist du zurückgekommen«, sagte Karl, »und nun bist du der aufgehende Stern des Reichs.«
    Wie ein Komet sah sich Rehbock über den Nachthimmel ziehen, und jetzt hatte seine Bahn den höchsten Punkt erreicht. Er, der Müller aus Niemegk und Bärwalde, war nicht nur Markgraf geworden, sondern auch noch Königsmacher.
    Und

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