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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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waren ja Ludwigs enge Verwandte.
    Endlich kam Kochan von Wersowetz von der Beratung zurück.
    »Die Unterredung ist bewilligt. Kommt mit einem kleinen Gefolge herüber.«
    So geschah es dann auch, und am Abend des 24. Mai hatte sich Ludwig Karl in allem unterworfen, indem er ihn um Frieden bat und zugleich versprach, Günther zum Verzicht auf die Königswürde zu bewegen.
    Karl beeilte sich, Ludwig Schmeichelhaftes zu sagen. »Ich wußte immer, daß Ihr ein großer Sohn eines großen Vaters seid.«
    »Und ich bin mir sicher, daß Ihr als Kaiser Karl IV. in Bälde ein würdiger Nachfolger meines kaiserlichen Vaters sein werdet.«
    Doch Meinhard spürte genau, wie oberflächlich diese Worte waren; beide haßten sich noch immer aus vollem Herzen.
    Nunmehr bekannte Ludwig, daß er niemand anders als Karl, König von Böhmen, als den rechtmäßigen Römischen König anerkenne und daß er von ihm als solchem alle seine Länder, sobald er es fordern würde, zu Lehen nehmen und daß er ihm den Zug zur Kaiserkrönung nach Rom durch seine Lande gestatten wolle. Zugleich versprach er, Karl die Reichskleinodien auszuliefern, die er seit dem Tode seines Vaters, des Kaisers, in Verwahrung hatte.
    Karl gab im Gegenzuge die Versicherung ab, Ludwig in dem Besitz der Grafschaft Tirol zu lassen und ihm und seinen Brüdern die Lossprechung vom Banne beim Papste zu verschaffen und auch die Anerkennung seiner Ehe mit der Margarethe Maultasch zu bewirken.
    »Außerdem«, fuhr Karl fort, als die entsprechende Urkunde so weit verlesen worden war, »außerdem sichere ich Euch den Besitz der Mark Brandenburg in ihrem ganzen Umfang zu, und zwar mit der dazugehörigen Kurstimme und dem Erzkämmerer-Amte.«
    »Und was wird mit Waldemar?« fragte Meinhard, vielleicht ein wenig vorlaut, aber dringlich.
    »Wir werden sehen.« Mehr hatte Karl zu diesem Punkte nicht zu sagen.
    Meinhard konnte es nicht dabei bewenden lassen. Vielleicht auch beharrte er weiter, um Karl auf sich aufmerksam zu machen: »Wie denn: Ihr habt den Markgrafen Waldemar erst vor drei Vierteljahren belehnt – und ist denn eine rechtmäßige Belehnung so ohne weiteres zurückzunehmen?«
    Karl sah ihn mit großen Augen an. »Für einen Waffenschmied seid Ihr verdammt fürwitzig. Nun denn: Wenn der rechtmäßige Markgraf mit dem Königlichen Mandat vor den markbrandenburgischen Rittern und Ständen erscheint, dann trifft sie das wie der Blitz, und sie werden vom falschen Waldemar abfallen wie die Blätter vom verdorrenden Baum.«
    So zog man dann wieder zum Eltviller Schloß zurück, um Günther von Schwarzburg das Ergebnis mitzuteilen.
    Der fuhr hoch: »Hab ich diese Treulosigkeit verdient? In welchen Schaden habt ihr mich verstrickt!«
    »Denk an deine Kinder und an deine Schulden«, gab Ludwig zurück. »Karl will dir 20.000 Mark an Silber überschreiben, und als Pfand die Städte Gelnhausen, Nordhausen, Goslar und Mühlhausen, und auch deine Zehrungskosten in Frankfurt bezahlen, noch einmal 1200 Mark an Silber.«
    Zwei Tage lang redeten sie auf ihn ein, dann verfertigte Günther von Schwarzburg eine Schrift, in welcher er auf das Reich und auf alle Rechte, die er durch die Königswahl erlangt zu haben glaubte, verzichtete und den Titel eines Römischen Königs wieder ablegte. Am 14. Juni starb er dann in Frankfurt.
    Bei der Totenmesse in der Bartholomäuskirche saßen Meinhard und Friedrich von Lochen, Ludwigs brandenburgischer Feldhauptmann, nebeneinander.
    »König Karl hat eine solche Gnade vom allmächtigen Gott, daß alle seine Erzfeinde sterben, ohne daß er gegen sie zu Felde ziehen muß …« In Meinhards Stimme mischte sich Spott mit einer kaum verhohlenen Bewunderung. »Vor knapp zwei Jahren Kaiser Ludwig – und jetzt der Gegenkönig!«
    »Manchen fällt es in den Schoß«, brummte der Feldhauptmann, ohne alles verstehen zu wollen.
    Meinhard hatte Tränen in den Augen, als der Erzbischof von Mainz den Nachruf sprach, und schwor sich, zum Gedenken an den Toten auf dem Rückweg in die Mark, wo der falsche Waldemar weiter zu bekämpfen war, haltzumachen in Thüringen und Schwarzburg zu besuchen, wo Günther aufgewachsen war.
    »Ich komme mit«, sagte Friedrich von Lochen, als der von diesem Plan erfuhr. »Ich habe in Erfurt noch wegen einer Erbschaft zu tun.«
    Die Welt schien zur Hölle geworden zu sein, seit die Pest von Süden und Südosten her Europa überrollte wie eine Woge einen flachen Strand. Von den Ufern des Schwarzen Meeres bis zu den Säulen des Herkules

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