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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Schwarzburg jede Chance nahm, Karl zu verdrängen. Zwar zogen jetzt die Heere von König und Gegenkönig auf, doch Meinhard war sich sicher, daß Karl mehr als einzelne Scharmützel nicht zulassen würde. Das war dieselbe Taktik wie im letzten Jahr in Brandenburg. Seine Schlachten gewann er vor dem Traualtar, die Heere waren nur die Begleitmusik. Zunächst hatte er ein Manifest gegen König Günther erlassen, in dem er dessen Wahl für nichtig erklärte, weil der Papst sie nie und nimmer genehmigen würde. Und in der Tat erließ Clemens VI. eine Bulle, in welcher er Günther von Schwarzburgs Königswahl verdammte und jeden mit dem Bann bedrohte, der ihm Gehorsam leisten würde.
    Nachdem er den Pfalzgrafen Rudolf als Schwiegervater für sich gewonnen hatte, versprach Karl den übrigen bayerischen Fürsten alles mögliche, um sie auf seine Seite zu ziehen. Meinhard verfolgte dies mit Mißbehagen und Bewunderung.
    Günther von Schwarzburg berief sich daraufhin auf die vom ganzen Reich bestätigte Satzung Kaiser Ludwigs, die die Unabhängigkeit des Kaisertums zum Inhalt hatte. Er, als ein durch die Mehrheit der Kurfürsten gewählter rechtmäßiger König, bedürfe zur Verwaltung des Kaisertums keineswegs der päpstlichen Bestätigung und erkläre alle, welche diesem unverbrüchlichen Gesetze zuwiderhandelten, für seine und des Reiches Feinde, aller Lehen Gnaden und Würden verlustig und des Verbrechens der Majestätsbeleidigung schuldig. Denen aber, die zu ihm und dem Reiche stehen würden, verspreche er mächtigen Schutz wider alle Feinde.
    Zu Meinhards Leidwesen hatte das alles aber wenig gefruchtet, und Ludwig blieb der einzige der größeren Fürsten, der noch zu Günther hielt.
    Die Situation des Gegenkönigs hatte sich durch seine mysteriöse Krankheit weiter verschlechtert. Die Pest war es nicht, mehr war nicht in Erfahrung zu bringen. Gleichviel, Günther von Schwarzburg war trotz seiner Schwäche ohne Zögern nach Eltville geritten, als er die Nachricht erhalten hatte, daß die Bürger seinen Freund, den Erzbischof Heinrich von Mainz, bedrängten.
    Sofort war darauf Karl mit seinem Heere über den Rhein gesetzt und hatte einen weiten Belagerungsring um das Eltviller Schloß gezogen. Der andere Pfalzgraf, Rudolf, der nun sein Schwiegervater war, und Anna, seine Frau, befanden sich in seinem Lager.
    Heute war der 23. Mai, und seit knapp vierzehn Tagen waren sie hier eingeschlossen.
    »Jetzt ist Schluß damit!« rief Günther von Schwarzburg und reckte sich mit letzter Kraft zu ganzer Größe auf. »Wir werden siegen.«
    Meinhard trieb sein Pferd quer vor Günthers Roß. »Bitte, nein. Karl ist zu stark.« Sein Gewissen ließ ihm keine Ruhe. Kam es zur Schlacht, lud auch er damit Schuld auf sich.
    Und Ludwig gab ihm recht. »Vielleicht sollten wir reden mit Karl …«
    Meinhard kannte den Gedankengang des Freundes: Wozu sollte er hier sterben, er konnte auch leben, ohne Markgraf von Brandenburg zu sein, und lieber war er der Zweite unter Kaiser Karl als der Erste unter den Toten. Man sah ihm die Verzweiflung an. Mit einem todkranken Mann wie Günther konnte man Karl nicht aus dem Sattel heben. Auch das Unternehmen Gegenkönig war als gescheitert anzusehen, und gegen Karl schien wirklich kein Kraut gewachsen zu sein.
    Günther von Schwarzburg sank in sich zusammen und ritt wortlos in den Schloßhof zurück, wo ihn seine Leute vom Pferde hoben und zurücktrugen ins Bett.
    Ludwig starrte auf die Höhenrücken im Süden. Irgendwo in der Ferne lag sein Tirol. Jeder Mut hatte ihn verlassen.
    Meinhard legte ihm die Hand auf den Arm. »Soll ich zu Karl hinüberreiten?«
    »Ja …«, kam die Antwort mit tonloser Stimme.
    Meinhard machte sich auf den Weg und begehrte, bei den Wachen angekommen, Kochan von Wersowetz zu sprechen, den dunklen Böhmen, dem er im Lager zu Heinersdorf erstmals begegnet war. Der Vertraute Karls erkannte ihn wieder.
    »Oh, der Waffenschmied aus Nürnberg. Welch Zufall, Euch hier in Eltville zu finden!«
    »Markgraf Ludwig schickt mich. Er möchte in Verhandlungen eintreten mit Euch.«
    Kochan von Wersowetz ließ sich keine Regung anmerken. »Wartet hier.« Damit ging er zu Karl hinüber, und Meinhard hatte sich in Geduld zu üben.
    Über eine Stunde saß er auf einem alten Schemel. Karl brauchte lange, um sich zu entscheiden, und Kochan von Wersowetz, der offensichtlich eine Annäherung von Karl und Ludwig fördern wollte, ließ erst Anna, Karls Gemahlin, und dann auch ihren Vater rufen, beide

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