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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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stand schlecht um Ludwigs Sache. Er glaubte, die Brandenburger würden ihm nach Karls Eltviller Entscheid in hellen Scharen zulaufen, zumal er ihnen doch in all den Jahren seiner Herrschaft viel Gutes angetan hatte, doch wie er auch in die Hörner stoßen und auf den Hügeln seine Fahnen wehen ließ, das Volk lief ihm keineswegs zu. Müncheberg, das hohe Feldsteinmauern hatte, wies ihn ebenso ab wie Fürstenwalde. Im Anschluß daran fiel dann der junge Graf von Anhalt mit seinen Truppen über ihn und seine Leute her, und es floß viel Blut. Wo sie klopften, waren die Tore verschlossen, und wo sie durchbrechen wollten, waren die Feinde eher da als sie. Nur mit Mühe war es Ludwig gelungen, einige der Versprengten um sich zu sammeln und nach Westen durchzubrechen.
    Bei Werder, jenseits der Havel, waren Meinhard von Attenweiler und Betkin von Ost zu dem arg gerupften bayerischen Haufen gestoßen, und sie hielten Kriegsrat.
    »Machen wir, daß wir weiterkommen, sie sind dicht hinter uns her«, mahnte Betkin von Ost.
    »Ich glaube nicht«, entgegnete Meinhard. »Wir sind oft durch fließendes Wasser geritten, sie werden unsere Spur verloren haben.«
    Friedrich von Lochen, der Feldhauptmann, der an einer halb zerstörten Mauer lehnte, war zum Skelett abgemagert, und seine Augen funkelten haßerfüllt unter den struppigen Brauen. »Schmach und Schande, das teuer errungene Land so preiszugeben!«
    Ludwig saß klein und verloren auf einem umgestürzten Baum. »Noch haben wir das feste Spandau für uns.«
    »Und kommen nicht durch die Sümpfe!« sagte Betke Botel.
    »Dann laßt uns nach Brietzen, nach Treuenbrietzen ziehen.«
    »Da kommt uns der falsche Waldemar zuvor«, wandte Meinhard ein.
    »Vielleicht ist es am besten, wir bleiben, wo wir sind«, schlug Ludwig vor.
    »Welch fürstlich Lager wir hier haben!« lachte Friedrich von Lochen und meinte das verfallene Gemäuer, in dem sie ihr Quartier aufgeschlagen hatten. Ein Konvent schien es gewesen zu sein, wie die übriggebliebenen Torgewölbe vermuten ließen. Auf den Schutt hatten sie Pferdedecken gelegt, und die Sättel dienten als Kissen. »Und nehmt die Krähen oben in der Luft als Tiroler Adler und den Hügel am Wasser, das bißchen aufgeworfenen Sand, als das Karwendelgebirge – und wir Bayern können glücklich sein.«
    Der alte Uchtenhagen blickte voller Argwohn nach oben. »Wo so viele Krähen auffliegen, sind immer Menschen in der Nähe.«
    »Ich seh' nur Habichte«, lachte Betkin von Ost.
    »Wenn's mal nicht die roten Adler sind …« Meinhard lauschte.
    Einen Herzschlag später schon hörten sie das Stampfen der Hufe und das Klirren von Eisen.
    »Die Feinde!« schrie Betke Botel.
    Alles stürzte zu den Waffen, und einer rannte den anderen über den Haufen. Obwohl sie nur zwei Dutzend Köpfe zählten, vergingen Minuten, bis sie ihre Lanzen, Streitäxte und Schwerter gegriffen und die Pferde bestiegen hatten.
    Schrill schmetterten die Trompeten der Feinde, Reiter in stählerner Rüstung brachen aus dem Wald hervor. Ihre Helme, ihre Schilde klirrten, und sie heulten wie hungrige Wölfe.
    »Wohin?« rief der alte Uchtenhagen. »Nach Spandau oder Brietzen?«
    »In den Tod!« schrie Meinhard, denn eine andere Wahl hatten sie nicht.
    Kaum hatte er das Visier nach unten geklappt und dem Pferd die Sporen gegeben, da krachten schon die Lanzenspitzen gegen Panzer und Schild. Wie ein Eichenblatt im Wind, so wollte es ihn herumwirbeln und zu Boden werfen, doch er schaffte es, im Sattel zu bleiben, hieb mit dem Schwert die Anhaltiner nieder wie junge Bäume. So konnte er Betkin von Ost ein wenig Luft verschaffen, aber nicht verhindern, daß neben ihm der alte Uchtenhagen zu Boden stürzte. Eine Lanze war ihm durch die Gurgel gefahren, und er ging elend zugrunde.
    Meinhard rang selber nach Luft und sah mit Schrecken, daß sie neben ihm Ludwig stark bedrängten. Einer von Waldemars Rittern hatte ihm die stählerne Haube vom Kopf geschlagen, und ein anderer hob gerade die Streitaxt, um Ludwig den Schädel zu zerschmettern.
    Das war Coppekin, Guntzos Bruder.
    »Das ist der Falsche!« schrie Meinhard ihm zu. »Mich mußt du töten, nicht ihn, du Giftmischer! Jetzt gilt's!«
    Coppekin fuhr herum, als er Meinhards Stimme erkannte. Und dieses Zögern war Ludwigs Rettung. Meinhard schlug Coppekin den Arm mit der Streitaxt vom Rumpf, und als er zu Boden stürzte, durchbohrte ihm Betke Botels Lanze den Leib. Doch damit war das Blatt nicht mehr zu wenden.
    »Fliehen wir!« hörte

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