Der Letzte Askanier
doch die Mark ohne meine, des Königs Erlaubnis, Gunst, Wissen und Willen an euch gerissen und unter euch geteilt. Der Betrüger ist euch zur rechten Zeit gekommen.«
Alle, Sieger wie Verlierer und Neutrale, waren verblüfft, wie schnell die sächsisch-anhaltinische Seite die Gunst Karl des IV. eingebüßt hatte. So lange er zuvor gezögert hatte, so rücksichtslos ging er jetzt vor. Meinhard war von diesem Wandel tief beeindruckt.
Auf Ludwigs Wink ergriff Friedrich von Lochen das Wort. »Warum habt Ihr dann zum Nachteile des Markgrafen Ludwig und der Wahrheit den falschen Waldemar mit dem Markgrafentum belehnt, da doch der echte Waldemar, den dieser im Finstern schleichende Mensch in lügenhafter Weise darstellen wollte, schon längst gestorben ist?«
Karl zögerte nicht lange mit einer Antwort. »Ich habe mir weder Leichtsinn noch Übelwollen vorzuwerfen, denn Otto, der Erzbischof von Magdeburg, Herzog Rudolf der Jüngere von Sachsen, des alten Herzogs Rudolf Sohn, Herzog Johann von Mecklenburg und Graf Albrecht von Anhalt, der Schwestersohn des Markgrafen Waldemar, haben bei ihren Eiden geschworen, daß er der rechte Markgraf Waldemar sei, der echte angeborene Herr der Mark, derselbe, der durch König Waldemar von Dänemark zum Ritter geschlagen worden ist. Und nur auf den Eid dieser Herren hin habe ich den angeblichen Waldemar beliehen, das bekenne ich, denn ich habe ja hiernach nicht anders handeln können.«
Nun erhob König Waldemar von Dänemark die Stimme. »Der Bischof von Magdeburg und seine Helfer haben nicht recht gesprochen und geschworen. Wir sind gleicher Gestalt erbötig, zu beschwören und zu beweisen, daß dieser Mann, der als Pilger aus Jerusalem gekommen ist, kein Recht an der Mark besitzt, und bitten deshalb Eure königliche Majestät, daß die ihm darüber erteilten Urkunden widerrufen werden.«
»Dem schließe ich mich an!« rief Pfalzgraf Ruprecht in den Saal.
Karl ließ den Blick für einen Moment auf dem Pfalzgrafen ruhen. »Dann seid Schiedsrichter in dieser Sache, vernehmt die Zeugen und fällt Euren Spruch gemäß der Sache.«
»Diesem Spruch will ich mich vollständig unterwerfen«, sagte Ludwig ohne weitere Besinnung. »Möge er ausfallen, wie er wolle.«
Meinhard vermochte sich nicht so richtig zu freuen. Dies war kein Sieg, auf den man stolz sein konnte, eher ein Kuhhandel, der dieser edlen Runde nicht würdig war. Im Hintergrund hörte er die Stimmen der Sachsen und Anhaltiner, und es ergriff ihn so etwas wie Mitleid mit ihrem Geschick.
»Ich komme mir hier vor wie ein Lamm im Hause des Löwen«, murmelte Albrecht von Anhalt.
Rudolf von Sachsen war empört. »Das sind doch keine unparteiischen Richter hier, das ist doch eine rein bayerische Versammlung.«
Otto, der Erzbischof von Magdeburg, sandte böse Blicke zum König hinüber. »Statt unsere angestammten Rechte zu würdigen, beraubt er uns ihrer zur Gänze und überhäuft uns obendrein mit Schmähungen.«
»Kommt, wir reisen ab!« rief Albrecht von Anhalt.
Was die Herren dann auch taten.
So waren dann Karls Partei und die Wittelsbacher gänzlich unter sich, als der Pfalzgraf Ruprecht am 14. Februar 1350 den verbliebenen Fürsten und Herren seinen Schiedsspruch unterbreitete.
Nach einer längeren Vorrede, ganz im Sinne Karls, und nachdem er die Namen der vernommenen Zeugen verlesen hatte, kam er zum Eigentlichen und betonte, »daß, wenn es auf eine eidliche Versicherung ankomme, sie eher sprechen und schwören wollten, daß er der Markgraf Waldemar, Markgraf Konrads zu Brandenburg seliger Sohn, nicht wäre, als daß er's wäre«.
Worauf er zu den Wittelsbachern kam und vorschlug, »daß der König dem Ludwig, Otto, seinem Bruder, und ihren Erben die vorgenannten Lehen sofort zu Bautzen von neuem mit seiner königlichen Gewalt und Gnade leihen und verbriefen soll«.
Ferner sprach und befand der Pfalzgraf, daß Karl zu einem nicht zu nahe gelegenen Termin, nämlich acht Tage nach dem nächsten Osterfeste, ein Fürstengericht nach Nürnberg einberufen solle. Zu dem sei aber nicht nur Markgraf Ludwig vorzuladen, sondern mit königlicher Gewalt auch jener, »der sich nennet Waldemar, Markgraf zu Brandenburg«. Die Fürsten und Herren des Römischen Reiches sollten dann rechtsverbindlich darüber urteilen, »ob es der Markgraf Waldemar sei, der Markgraf Konrads zu Brandenburg seliger Sohn war, und den man lange tot geglaubt hat«.
Leah hatte Meinhards Minne genossen, bis sie beide erschöpft eingeschlafen waren. Als
Weitere Kostenlose Bücher