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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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Sünde straft. Und meine wiegt schwer. Laß nur.«
    Ludwig fiel auf die Knie und drückte sich an sie. »Vergib mir alles …«
    Meinhard stiegen die Tränen in die Augen. Jeder hatte nur das eine Leben, und beide hatten aus ihrem so wenig gemacht. Einmal im Leben gab es einen Augenblick, in dem sich alles entschied, und in diesem Augenblick hatten sie das Falsche getan. Von da an war alles vergeblich gewesen.
    »Ich bete für dich«, flüsterte Matilde.
    »Mein Leben war wüst«, stammelte Ludwig. »Alles war umsonst … Nur du warst der Lichtschein … Hast du noch einen Wunsch?«
    »Eine große Bitte … Du versprichst es mir?«
    »Ja.«
    »Geh zurück nach Bayern und Tirol. Du bist nicht für Brandenburg bestimmt.«
    Ludwig fuhr auf. »Das einzige, was mir vom Erbteil meines Vaters geblieben ist, soll ich diesem böhmischen Betrüger überlassen!?«
    Die Gräfin drehte sich zur Seite und sah aus dem Fenster. »Wem Gott es gibt. Dein Bruder, der Römer, kommt mit starkem Arm, vielleicht kann er es schaffen. Aber wir haben uns überhoben damit; alle drei Parteiungen. Wir, die Hiesigen, du, der Wittelsbacher, aber auch der Mann, der träumte, Gott habe ihn gesandt: der falsche Waldemar. Sein Willen war gut, ebenso wie deiner und meiner, aber dem Wille fehlte die entscheidende Kraft.« Sie sank erschöpft in die Kissen zurück, und nun phantasierte sie in Fieberträumen. »Da winkt der Graf … Mein Mann … Im Moor … Ludwig, bete für mich … Er erhebt sich … Sein blutiger Mund …«
    So ging es, bis Ludwig ihr den letzten Atem von den Lippen küßte und das Totenglöcklein vom Schloß Werbellin nun wirklich läutete.
    Der 6. April 1350 war der Tag, da sich Waldemar in Nürnberg dem Fürstengericht stellen sollte. König Karl war in der Tat pünktlich auf der Burg erschienen, um diesem Gericht als Richter vorzusitzen. Als Berichterstatter saß Pfalzgraf Ruprecht an seiner Seite, doch Ludwig, obwohl nahebei in München, war als Betroffener ebensowenig zur Stelle wie Waldemar oder irgendeiner der mit ihm verbündeten Fürsten. Die hielten das Ganze nicht nur für vergeblich, sondern auch für unrechtmäßig, während Ludwig Karls Anblick nicht ertragen konnte, aber immerhin einen Vertreter entsandt hatte: Meinhard von Attenweiler.
    Niemand anders war benachrichtigt worden, und so war Karls Hofstaat – abgesehen von den beiden Wittelsbachern, Meinhard und Ruprecht – gänzlich unter sich. Dennoch – oder gerade deswegen – suchte man der Form ausreichend Genüge zu tun.
    Karl IV. verlas die Urkunde, die sein Kanzler und einer seiner Schreiber zu Papier gebracht hatten.
    »Wir Karl von Gottes Gnaden, Römischer König, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs und König zu Böhmen, saßen zu Gericht zu Nürnberg des nächsten Dienstag nach dem Sonntag, so man singet Quasimodogeniti.« Nun berief er sich auf die Befragungen des Pfalzgrafen Ruprecht, die seiner Meinung nach eindeutig bewiesen, »daß er es nicht wäre, Waldemar, Markgrafen Konrads seliger Sohn, zu Brandenburg. Und darum gebieten Wir euch von Gerichts wegen, und kraft Unserer königlichen Gewalt, bei Unsern und des Reiches Hulden, daß ihr euch nicht mehr haltet an denselben Waldemar, weil er unrecht ist, noch an seine Helfer, indem der vorgenannte Ludwig, Markgraf zu Brandenburg, mit Unrecht aus der Mark zu Brandenburg geworfen ist um denjenigen, den man nennt Markgraf Waldemar, und sollt euch unverzüglich und ohne alle Widerrede an den obengenannten Ludwig den Römer und Otto seinen Bruder, Markgrafen zu Brandenburg und zur Lausitz, unsere lieben Ohme und Fürsten, halten und ihnen schwören, huldigen und gehorsam sein als eueren rechten Herrn …«
    Meinhard hatte mehrfach ein Gähnen unterdrücken müssen und faßte jetzt für Ludwig, aber auch für Leah zu Hause den königlichen Schiedsspruch zu zwei schlüssigen Thesen zusammen:
    1. Waldemar ist nicht der, für den er sich ausgibt, also nicht der rechte.
    2. Waldemar ist ein anderer – und zwar kann es dieser oder aber auch jener sein.
    Kochan von Wersowetz bequemte sich nun, dem Abgesandten Ludwigs – wie auch allen imaginären Interessenten – die Gründe für dieses Urteil darzulegen.
    »Erstens: Das Aussehen des Mannes, der vorgibt, Waldemar zu sein, stimmt nicht mit dem Bilde überein, welches diejenigen, die ihn früher gekannt haben, in ihrem Gedächtnis aufbewahren.«
    Meinhard stöhnte auf. Wenn es auch Methode hatte, so blieb es dennoch Schwachsinn, denn zum einen

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