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Der Letzte Askanier

Der Letzte Askanier

Titel: Der Letzte Askanier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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rief Meinhard aus und hoffte nur, der Freund würde es nicht sofort als Lüge durchschauen. Er hing sehr an Ludwig und hatte oft genug mit dem Schwert für ihn gekämpft, doch er sah auch Ludwigs Grenzen. Er hatte weder die Körperkräfte und die Kühnheit seines Vaters geerbt noch dessen heiteren Charakter und die Gabe, die Menschen für sich einzunehmen, sondern nur dessen negative Seiten: daß er in widrigen Lagen ratlos und kleinmütig wurde und unter Druck vorschnell etwas tat, was ihn später bitter reute.
    Günther von Schwarzburg wurde gemeldet, der kleine Graf aus Thüringen, dem auch die Herrschaft Spremberg in der Lausitz gehörte. Zwar war er ein Brudersohn König Karls, hielt aber dennoch treu zu den Wittelsbachern.
    Nachdem sie einen Krug Tiroler Weins geleert hatten, kam Ludwig auf sein Anliegen zu sprechen. »Meinhard hatte die Idee, ob du nicht von der Lausitz aus nach Schlesien gehen könnest, um zu sehen, ob sich die Herzöge dort zu einem Bündnis mit mir verstehen könnten – gegen Karl wie gegen das, was Rudolf, die Anhaltiner und der Magdeburger Pfaffe gegen mich im Schilde führen könnten.«
    Günther von Schwarzburg schien von diesem Gedanken nicht eben begeistert, denn mit seiner Gesundheit stand es derzeit ziemlich schlecht.
    Während sie verhandelten, trat Meinhard ans Fenster und sah, ein wenig gelangweilt von der Zögerlichkeit der beiden Fürsten, in den Hof hinunter.
    Da traf es ihn wie ein Blitz. Unten stand die Schöne, die sich am Vormittag so in seine Seele eingebrannt hatte, daß es niemals wieder auszulöschen war. Und während er ihre Schönheit sah, vollzog er schon den Liebesakt mit ihr, wußte auch, daß er von nun an nur noch lebte, um es wirklich tun zu können.
    Gebannt sah er zu, wie sie sich aus dem Wagen helfen ließ, erhaschte einen Blick auf ihre Füßchen und Knöchel und wäre am liebsten nach unten gestürzt, um sie zu greifen, sich mit ihr aufs Pferd zu schwingen und ins Paradies zu reiten. Doch drei Männer waren um sie herum. Im einen erkannte er sofort den Berliner Kaufmann Baruch, mit dem er schon manches Mal zusammengetroffen war, ohne etwas von seiner schönen Tochter zu ahnen. Die anderen waren Betkin von Ost und der Landeshauptmann Friedrich von Lochen, beide brandenburgische Vasallen Ludwigs, Stützen seiner Macht zwischen Elbe und Oder.
    Die Ritter kamen herauf und meldeten dem Markgrafen, daß sie jemanden mitgebracht hätten, der ihm in seinen Geldgeschäften sehr von Nutzen sein könnte.
    »Der Kaufmann Baruch, von dem ich schon gesprochen habe«, sagte der von Lochen.
    »Und seine Tochter wäre was fürs Bett«, lachte Betkin von Ost.
    Da stand Meinhard vor ihm und warf sich in die Brust. »Sag das noch mal …«
    »Und seine Tochter wäre was fürs Bett.«
    Ehe sich's Betkin von Ost versah, hielt Meinhard dem Märker die scharfgeschliffene Schwertspitze an die Kehle. »Nimm das zurück, sonst ist es aus mit dir!«
    Mit allem hätte Betkin von Ost gerechnet, nur damit nicht. Und da niemand Anstalten machte, den von Attenweiler zu bremsen, er auch nicht begreifen konnte, warum der plötzlich eines Weibes wegen in Rage geriet, brach er in Lachen aus. »Verzeiht mir, edler Herr, ich ahnte nichts von Eurer Minne!«
    Meinhard ließ das Schwert sinken und wollte die Treppen hinab, doch Ludwig rief ihn zurück. »Wenn du nach Brandenburg reitest, dann habe ich einen Auftrag für dich.«
    »Gerne, ja.«
    »Dieser falsche Waldemar … Such ihn und stell fest, wer er wirklich ist und in wessen Auftrag er sein Spielchen treibt. Wenn ich selber nach Brandenburg komme, will ich so sichere Auskünfte haben, daß ich ihn hängen oder köpfen lassen kann.«

 

    KAPITEL 9
    1348 – Terra Transoderana
    R ehbock löffelte dankbar seine Mehlsuppe. In der Vogtei Strausberg hatten sie immer ein Herz für fromme Pilger aus Jerusalem. Herr, deine Barmherzigkeit ist groß; erquicke mich nach deinen Rechten. Vom Fläming hatten ihn Kaufleute auf ihrem Wagen mitgenommen nach Berlin, und von der Spree zum Straussee war er ostwärts zu Fuß gelaufen. Bis zur Oder war es nicht mehr weit. Wriezen noch, Bärwalde, und am Horizont drehten sich die Flügel seiner Mühle. Von seiner Frau hatte er keine rechte Vorstellung mehr, auch von seiner Tochter Agnes nicht, so sehr er sich auch mühte, bei geschlossenen Augen ihr Bild herbeizuzaubern. Nur Adelas Bild stand deutlich vor ihm. Einen Mann würde sie jetzt haben und eine Schar gesunder Kinder. Und Katharina? Hatte sie sich

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